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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Die hat immer gesagt: In Griechenland hast du schießen können, zu Hause nicht!«
    »Jaja«, meinte Thomas ernst, »und so kam eines zum andern.«
    »Wie meinen Sie, Herr Lieven?«
    »Der Mensch, schöne, junge, blonde Elfriede, ist das Produkt seiner Umgebung – wenn ich eine solche marxistische Maxime in unserer herrlichen nationalsozialistischen Zeit von mir geben darf.«
    »Ich hab’ keine Ahnung, wovon Sie quatschen«, sagte Elfriede und trat sehr nahe an Thomas heran, »aber Sie sind so nett, so höflich, so gebildet …«
    Darauf ging Thomas nicht ein, sondern sagte: »Und deshalb ist Ihr Papa böse geworden, wie er es heute ist.«
    Menu • Wittstock, 26. Februar 1943
    Thomas Lieven kocht einen
    tollwütigen Feldwebel weich.
     
    Kraftbrühe
    Filet Colbert
    Plumpudding mit Chaudeau
    Kraftbrühe aus Rindfleisch, Knochen und Suppengemüsen herzustellen, dürfte wohl jeder Hausfrau geläufig sein.
    Filet Colbert:
Man nehme drei Pfund Rinderfilet, Salz, Pfeffer, 30 Gramm Butter, 30 Gramm Zwiebeln, 30 Gramm Champignons oder eingeweichte Trockenpilze, fünf Gramm Petersilie, einen Wirsingkohlkopf, ein Pfund frischen Speck und 150 Gramm Fett zum Braten. – Man schneide das abgehäutete Filet an der oberen Längsseite so ein, daß eine ein Zentimenter dicke Fleischplatte sich ähnlich wie ein Kofferdeckel zurückschlagen läßt. – Man hacke Zwiebeln, Petersilie und Champignons fein, röste sie in heißer Butter an und fülle sie unter den aufgehobenen Fleischdeckel ein. – Man löse von dem großen Kohlkopf die Blätter ab, schneide die starken Rippen flach und koche die Blätter eine Minute in siedendem Salzwasser. – Man wickle das Filet nun zunächst in die Kohlblätter, dann in dünne Speckscheiben, umbinde es mit Faden und brate es im Ofen. – Man entfette vor dem Anrichten den Bratensaft und verkoche ihn schnell mit etwas Butter und Fleischbrühe zur Sauce.
    Plumpudding:
Man verrühre vier Eidotter mit einem halben Pfund Mehl, drei achtel Liter Milch, 80 Gramm Zucker, einem halben Pfund Rosinen, einem halben Pfund Korinthen, einem halben Pfund feingehacktem Nierenfett, 30 Gramm Orangenschale und 30 Gramm Zitronat – beides kleingeschnitten –, einem viertel geriebener Muskatnuß, einem halben Glas Rum und etwas Salz. Man verarbeite alles tüchtig miteinander, rühre den Eischnee darunter und lasse es in der gut gebutterten Puddingform vier Stunden kochen. – Man begieße den Pudding beim Anrichten mit Rum, zünde ihn an und bringe ihn flammend auf den Tisch.
    Chaudeau:
Man verquirle ein viertel Liter Weißwein, zwei Eier, 50 Gramm Zucker, die geriebene Schale einer viertel und den Saft einer halben Zitrone und 5 Gramm Kartoffelmehl gut miteinander. – Man schlage die Sauce im Wasserbad schaumig und serviere sie sofort.
    »Weshalb?«
    »Niemand hat ihm zugehört. Niemand hat ihn bewundert. Niemand hat ihn geliebt …«
    Elfriede stand nun so nahe neben ihm, und ihre Lippen waren so erwartungsvoll geöffnet, daß er sie einfach küssen mußte. Es wurde ein langer Kuß.
    »Du wärst ein Mann für mich«, flüsterte sie in seinen Armen, indessen neben ihnen in der Röhre das Rinderfilet Colbert brutzelte, »wir zwei …, wenn wir uns zusammenschmeißen würden … Ach, aber du bist ja viel zu fein für mich … Das mit meinem Alten, das hat mir noch keiner so erklärt wie du …«
    »Sei ein bißchen netter zu ihm«, bat Thomas, »willst du, ja? Hör ihm ein bißchen mehr zu. Viele Herren drüben im Lager werden dir dankbar sein.«
    Elfriede lachte und küßte ihn wieder. Aber trotz der Süße dieses Kusses einer Siebzehnjährigen dachte Thomas an Chantal, dachte: Ich denke an sie, wenn ich eine andere küsse. Mein Gott, ich liebe sie, ich liebe Chantal …
    Das Essen, zu dem alle Geladenen reichlich skeptisch erschienen, wurde ein Riesenerfolg.
    Thomas richtete eine kurze Ansprache an den Ehrengast Adolf Bieselang, die er mit den Worten schloß: »… und so danken wir Ihnen, verehrter Herr Feldwebel, dafür, daß Sie uns mit unerbittlicher Härte, mit Selbstaufopferung und nimmermüder Obsorge, ja, wenn es sein mußte, auch mit Fußtritten halfen, den inneren Schweinehund zu besiegen.«
    Danach erhob sich Bieselang, Tränen in den Augen, und hielt eine Ansprache, die mit den Worten begann: »Meine sehr verehrten Herren, ich hätte nie gedacht, daß mir im Leben noch ein so schöner Moment beschieden sein würde …«
    Ein Damm war gebrochen. Man ließ Feldwebel Bieselang

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