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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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furchtbare Foltern.« Er sah Thomas plötzlich an, weise und traurig wie ein Prophet des Alten Testaments. »Sie wissen das, Herr Lieven – nicht wahr? Ich glaube, ich begreife nun vieles. Ich fühle, daß es immer noch stimmt. Erinnern Sie sich? Ich sagte einmal, daß ich Sie für anständig halte …«
    Thomas schwieg. Yvonnes Atem kam rasselnd.
    »Was haben Sie Ihrem Oberst noch gesagt, Herr Lieven?« fragte der Professor.
    »Ich habe ihm einen Vorschlag gemacht. Der Vorschlag wurde inzwischen von Admiral Canaris gebilligt.«
    »Wie lautet dieser Vorschlag?«
    »Sie sind der geistige Führer des Maquis. Die Leute tun, was Sie sagen. Sie rufen die Gruppe bei der Mühle von Gargilesse zusammen und erklären das Unausweichliche der Lage. Dann können die Gebirgsjäger die Männer dort gefangennehmen, ohne daß ein Schuß fällt.«
    »Und weiter?«
    »In diesem Fall steht Admiral Canaris mit seinem Ehrenwort dafür ein, daß Sie alle nicht dem SD ausgeliefert werden, sondern als reguläre Kriegsgefangene in ein Wehrmachtslager kommen.«
    »Das ist schlimm genug.«
    »Unter den Umständen ist es von allen verbleibenden Möglichkeiten die beste. Der Krieg wird nicht ewig dauern.«
    Professor Débouché antwortete nicht. Mit gesenktem Kopf stand er vor seinen Büchern.
    Thomas dachte: Gib, Gott, daß dieser Krieg jetzt wirklich bald zu Ende geht. Es ist so furchtbar schwer, unter den Nazis ein anständiger Mensch zu bleiben. Laß diese Brut verrecken, endlich verrecken. Und laß mich in Frieden leben, endlich.
    Es waren Wünsche, die noch lange, sehr lange nicht in Erfüllung gehen sollten …
    Der Professor fragte: »Wie komme ich nach Gargilesse?«
    »Mit mir im Wagen. Die Zeit drängt, Professor. Wenn Sie den Vorschlag nicht annehmen, beginnt um acht Uhr die Aktion der Gebirgsjäger ohne uns.«
    »Und – Yvonne? Sie ist die einzige Frau der Gruppe … Eine Frau, Herr Lieven …«
    Thomas lächelte traurig. »Mademoiselle Yvonne werde ich als meine persönliche Gefangene – bitte, lassen Sie mich ausreden – auf der Stadtpräfektur in eine Zelle setzen. Dort wird sie bleiben, bis die Aktion vorüber ist. Damit sie in ihrem patriotischen Drange kein Unheil anrichten kann. Dann werde ich sie holen, um sie nach Paris zu bringen. Und auf dem Weg dorthin wird sie mir entkommen.«
    »Was?« Yvonne starrte ihn an.
    »Es wird Ihnen gelingen zu fliehen«, sagte Thomas leise. »Das ist die zweite Vergünstigung, die ich von Oberst Werthe erhalten habe. Es ist sozusagen eine von der Deutschen Abwehr genehmigte Flucht.«
    Yvonne trat dicht an Thomas heran. Sie keuchte vor Erregung: »Wenn es einen Gott gibt, wird er Sie bestrafen … Zugrunde sollen Sie gehen, langsam und elend … Ich werde nicht fliehen! Und Professor Débouché wird Ihren Vorschlag nie annehmen, nie! Wir werden kämpfen und sterben – alle.«
    »Natürlich«, sagte Thomas müde. »Und jetzt setzen Sie sich wieder hin und halten endlich den Mund, Sie Heldenweib.«
    7
    geheim – 14.35 Uhr – 9 august – von abwehr paris an chef abwehr berlin – gebirgsjäger-bataillon raum clermont-ferrand unter sonderführer lieven nahm gegen 22 uhr am 7 august das maquis crozant gefangen – die mitglieder des maquis unter führung professor débouché leisteten keinen widerstand – verhaftet wurden 67 (siebenundsechzig) männer – die festgenommenen wurden weisungsgemäß in das wehrmachtskriegsgefangenenlager 343 gebracht – ende –
    8
    Am 27. September 1945 sagte Professor Débouché vor einem alliierten Untersuchungsausschuß in Paris wörtlich:
    »Sämtliche Mitglieder des ›Maquis Crozant‹ wurden in dem Wehrmachtslager 343 human behandelt. Sie haben alle den Krieg überlebt und sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Ich muß betonen, daß wir alle unser Leben wohl nur dem Mut und der Humanität eines Deutschen verdanken, der uns zuerst als britischer Captain täuschte und der mich am 6. August 1943 in Clermont-Ferrand aufsuchte. Er sagte damals, sein Name wäre Sonderführer Thomas Lieven …«
    Beamte des alliierten Untersuchungsausschusses machten sich daraufhin auf die Suche nach diesem »Sonderführer Lieven«. Sie fanden ihn nicht. Denn im Herbst 1945 waren ganz andere Organisationen als ein alliierter Untersuchungsausschuß hinter Thomas Lieven her, und aus diesem Grunde hatte er gerade … Doch halt, wir wollen ordentlich der Reihe nach erzählen. Noch schreiben wir August 1943.
    9
    Am 17. August 1943 gab das Oberkommando der

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