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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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hierher und sag jemand unheimlich
Wichtigem Guten Tag.«
    Ich hatte Mars ein paarmal unter vergleichbaren
Umständen getroffen. Er war derart abgedreht, daß es schon peinlich wirkte, und
ich war mir nie hundertprozentig sicher, ob die Typen, denen er mich
vorstellte, nun wirklich Produzenten vom Privatfernsehen waren — wie er
behauptete — oder ganz einfach Freunde von ihm, die als Gegenleistung für ein
paar Drinks im Groucho eine Rolle spielten.
    Es hatte mich skeptisch gestimmt, Fanpost von
einem Agenten zu bekommen, erst recht von jemandem mit einem derart
blödsinnigen Namen. Ich dachte, da müsse irgendwer, der zuviel David Lodge gelesen
hatte, mir einen Streich spielen, aber als ich mich bei einigen meiner
vergleichsweise erfolgreichen Schauspielerfreunde nach Mars erkundigte, fand
ich heraus, daß er zwar einen etwas zweifelhaften Ruf besaß, seine Klienten
aber häufig Arbeit zu haben schienen.
    »Ein paar von meinen Proteges sind so verdammt
alternativ, daß sie noch nicht mal selbst wissen, wer sie sind«, hatte Mars bei
unserem ersten Treffen gutgelaunt auf meine vorsichtigen Fragen nach seiner
Klientenliste geantwortet; ich kapierte den Wink und beschloß, nicht
weiterzubohren.
    Es war mir nie recht klar, ob ich nun eigentlich
seine Klientin geworden war oder nicht, doch alle paar Monate rief er mich an
und lud mich ein, mit ein paar Leuten, die ich seiner Ansicht nach kennenlernen
sollte, einen trinken zu gehen. Nach ein paar Flaschen Champagner schwebte ich
dann jedesmal im siebten Himmel und war sehr zufrieden mit mir, weil es mir
gelungen war, eine Rolle in einer neuen Fernsehserie zu ergattern, die
demnächst gedreht werden würde.
    Am nächsten Morgen brummte mir dann der Schädel
von einem dieser leicht halluzinatorischen Kater, zu denen zuviel Champagner
auf leeren Magen unweigerlich führt, und fragte mich, ob ich mir den ganzen
Abend bloß eingebildet hatte. Nach ein paar Wochen, in denen nichts mehr
nachkam, war ich mir da jedesmal ganz sicher.
    Trotzdem machte es Spaß, mit Mars
zusammenzusein, und zu Gratis-Champagner habe ich noch nie nein gesagt. An
diesem Abend hatte ich allerdings beschlossen, enthaltsam zu bleiben. Ich hatte
versprochen, Reg im Krankenhaus zu besuchen, und die Besuchszeit endete um
einundzwanzig Uhr. Ich rechnete mir aus, daß ein Drink auf die Schnelle, ein
Taxi zur Baker Street und die U-Bahn-Fahrt nach Northwick Park nicht mehr als
eine Stunde verschlingen würden. Ich war froh gewesen, die Bank pünktlich zu
verlassen, nachdem ich einen weiteren langweiligen Tag lang darauf gewartet
hatte, daß Martin endlich demonstrierte, wozu er eigentlich eine
hochqualifizierte und teure Sekretärin brauchte. Ich hatte allmählich das
Gefühl, daß ich für ihn ein bloßes Statussymbol war.
     
    »Also das Ganze ist so eine Art Sesamstraße für
Erwachsene?« fragte ich so ernsthaft, wie ich nur konnte. »Ein Clown, ein
großer aufblasbarer Bär und ein niedliches Hühnchen?«
    »So hab’ ich das noch nie betrachtet, aber yeah,
großartige Idee. Ich frage mich, ob wir das nicht für die Werbung verwenden
könnten«, erwiderte mein Nachbar auf dem Sofa.
    Er war ein Mann mittleren Alters mit ziemlich
fettigen, langen Locken, der ein enges, weißes T-Shirt, weiße Jeans und
Cowboystiefel aus Straußenleder trug. Er sagte, er heiße Nat. Er drehte sich um
und sagte Mars in seinem seltsamen, vage transatlantischen Akzent lautstark
etwas ins Ohr. »Echt cool, die Kleine. Wo haste die denn aufgegabelt?«
    Ich hatte alle Mühe, ernst zu bleiben.
    »Was ich nicht verstehe,« fuhr ich fort, »ist,
wo ich da reinpassen würde. Ich meine, denken Sie nun an den Clown, den Bären
oder das Huhn?«
    Die beiden Männer brüllten vor Lachen. Es war
mir nicht recht klar, ob sie nun sturzbesoffen waren oder sich über mich lustig
machten, aber ich würde nicht lange genug bleiben, um das herauszufinden, weil
es auf neunzehn Uhr zuging.
    »Ich muß weg«, sagte ich, stand auf und
schlüpfte in mein Jackett.
    »Ich wollte gerade noch ’ne Flasche bestellen«,
sagte Mars.
    Ich war froh, daß ich den Krankenhausbesuch als
Entschuldigung hatte. Comedy ist eine kleine, aber wachsende Welt, und man tut
gut daran, niemanden zu verärgern — obschon ich so meine Zweifel hatte, daß Nat
mit seinem »hochklassigen Konzept einer alternativen Gameshow« viel Erfolg
haben würde. Und selbst wenn, ich war mir ganz sicher, daß ich nichts damit zu
tun haben wollte. Mutter, Reg und ich hatten uns

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