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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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einen
Heiratsantrag gemacht hat, also hab’ ich einen Tisch zum Abendessen reserviert.
Nicht zum Tanzen natürlich, das darf er vor seiner ersten Nachuntersuchung
nicht, und ich hab’ mich auch erkundigt, ob sie irgendwelche cholesterinarmen
Gerichte auf der Karte haben... Jedenfalls war es wunderschön. Wir haben im
Freien gesessen, unter so einer Art Baldachin aus Kletterrosen, und ich sagte
zu Reg: »Das wäre doch ein großartiger Platz für eine Hochzeitsfeier, findest
du nicht auch?«
    »Subtil«, unterbrach ich.
    »Na ja, ein bißchen zu subtil, wie sich dann
herausgestellt hat, weil er die Anspielung einfach ignoriert hat. Weißt du, ich
glaube, er wollte nicht wieder enttäuscht j werden, also bin ich hartnäckig
geblieben. »Erinnerst du dich noch, was du mich gefragt hast, als wir das
letztemal hier waren?« habe ich gefragt. »Ich hatte meine Brieftasche
vergessen, stimmt’s?« sagte Reg, aber ich konnte sehen, daß er allmählich zu
kapieren begann. In seinen Augen stand so ein kleines Funkeln. So haben wir
noch eine ganze Weile weitergemacht, und schließlich sagte ich, es sei so
schön, ihn aus dem Krankenhaus zurückzuhaben, und ich sei so glücklich darüber,
daß ich vermutlich allem zustimmen würde, was er mir nur vorschlug. Also ist er
vor mir aufs Knie gefallen und der Chefkoch hat uns zur Feier des Tages eine
Auswahl von Sorbets bringen lassen...«
    Mutters Augen glänzten. Sie war ganz
offensichtlich überaus glücklich. Dann runzelte sie die Stirn.
    »Oh, Gott sei Dank, daß du es abgelehnt hast,
Brautjungfer zu werden«, rief sie.
    »Warum?«
    »Na ja, es ist mir gerade wieder eingefallen.
Das warst du doch schon zweimal, oder? Und weißt du, wie es heißt? Wer dreimal
Brautjungfer war, bleibt auf alle Zeiten ledig...«
    »Ach, um Himmelswillen!« sagte ich. »Was für ein
Quatsch. Das reicht ja schon fast, daß ich mir es anders überlege.« Ich blickte
Mutter an und sah einen Schimmer des Triumphs über ihr Gesicht huschen.
    »Das hast du mit Absicht gesagt, stimmt’s? Ganz
einfach, um mich zu provozieren? Also schön, paß auf. Ich zieh’ mir ein
hübsches Kleid an und spiele auf dem Standesamt deine Zeugin, aber ich lauf
nicht hinter dir her durch die Kirche. O.k.?«
    »O.k.«, stimmte Mutter zu. »Und ich muß bloß
sicherstellen, daß auch wirklich du meinen Brautstrauß fängst.«

Kapitel Sieben
     
      Ich
mußte am Wochenende häufig an meinen Vater denken. Ich nehme an, all
das Gerede übers Heiraten hatte dazu geführt, daß ich ständig über das
Erwachsenwerden und Familienleben ganz allgemein nachgrübeln mußte. Ich weiß
nicht recht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, mein Vater solle
wissen, daß meine Mutter wieder heiratete. Ich hatte das Thema zur Sprache
gebracht, als wir nach dem Essen eine Kanne Tee machten, aber meine Mutter war
anderer Ansicht gewesen. Sie hatte den Schock, von ihm verlassen worden zu
sein, längst überwunden, aber sie hatte es ihm nie verziehen, daß er den
Kontakt mit mir abreißen ließ. Sie war ziemlich perplex gewesen, als ich
kürzlich versucht hatte, wieder Verbindung mit ihm aufzunehmen, und
klargestellt, daß sie mit irgendwelchen Wiedersehensfeiern nichts zu tun haben
wollte. Nicht, daß sie ihn gehaßt hätte. Wenn sie überhaupt jemals an ihre
Romanze in den Sechzigern zurückdachte, dann eher gerührt und mit einer Art
amüsierter Ungläubigkeit, als könne sie es nicht fassen, daß sie damals ein
derart wildes Leben geführt hatte. Aber es war, als wäre mein Vater für sie aus
der Welt verschwunden, als er ungefähr in meinem zehnten Lebensjahr aufhörte,
mir seine unverkennbaren handgemalten Postkarten zu schicken. Mutter ist eine
sehr tolerante Frau, aber wenn sie sich erst einmal zu etwas durchgerungen hat,
gibt es kein Zurück mehr.
    Lange Zeit hatte ich ihn selbst aus meinem Leben
verdrängt, aber bei meinem ersten Aushilfsjob, nachdem ich die Bank verlassen
hatte, arbeitete ich zufällig für eine Frau, die meinen Vater in den Sechzigern
gekannt hatte. Sie war eine wunderbare Anekdotenerzählerin, und einige ihrer
Beschreibungen hatten Marcus Fitt für mich wieder zum Leben erweckt.
Traurigerweise starb sie, kurz nachdem ich sie kennengelernt hatte. Nun ja, ich
habe gerade >starb< gesagt, aber ganz egal, was die Geschworenen
schließlich befunden haben — ich werde mein Leben lang glauben, daß sie
umgebracht wurde. Auf jeden Fall hatte mich ihr Tod enorm mitgenommen, und er
hatte mich auch merkwürdig versessen

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