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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Dead Old Party, die Partei der Toten, falls es einer nicht wissen sollte. Macht euch keine Sorgen. Ein Schauer durchlief ihn, und er sagte sich noch einmal verzweifelt: Du bist völlig okay, Rich.
    »Habe ich auch gehört«, sagte Rich. »Muss eine Störung gewesen sein. Wie sieht es mit dem Zimmer aus?«
    »Oh, da gibt es keine Probleme«, sagte der Portier. »Wir machen Geschäfte hier in Derry, aber einen richtigen Boom erleben wir eigentlich nie.«
    »Tatsächlich?«
    »Oh, ja-woll«, stimmte der Portier zu, und Rich erschauerte wieder. Auch das hatte er vergessen, den typischen Neuengland-Ausdruck für ja: Oh, ja-woll.
    Ich krieg dich, Arschloch!, sagte die Geisterstimme von Henry Bowers, und Rich spürte, wie in seinem Inneren mehr Grüfte aufgingen; der Gestank, den er wahrnahm, stammte nicht von verwesenden Leichen, sondern von verwesenden Erinnerungen, und das war irgendwie viel schlimmer.
    Er gab dem Portier des Town House die Nummer seiner American-Express-Karte und legte auf. Dann rief er Steve Covall an, den Programmdirektor von KLAD.
    »Was ist los, Rich?«, fragte Steve.
    Die letzten Umfragen hatten ergeben, dass KLAD der beliebteste Rock-Sender von Los Angeles war, und seitdem hatte Steve gute Laune – und war empfänglicher für kleine Gefallen.
    »Es wird dir noch leidtun, gefragt zu haben«, sagte Rich. »Ich nehm’ne Auszeit, Steve.«
    »Du machst – was?« Am Klang seiner Stimme konnte man sich sein Stirnrunzeln nur allzu deutlich vorstellen. »Ich glaube, ich hab dich nicht richtig verstanden, Rich.«
    »Ich muss mich auf die Socken machen, Steve. Ich fahre weg.«
    »Was soll denn das heißen? Du hast morgen Nachmittag von zwei bis sechs Uhr deine Sendung, wie immer. Und um vier interviewst du sogar Clarence Clemons im Studio. Sagt dir der Name Clarence Clemons was, Rich? Kennst du zufällig »Come on and blow, Big Man«?«
    »Clemons kann genauso gut von Mike O’Hara interviewt werden.«
    »Clemons will aber nicht von Mike interviewt werden, Rich. Er will sich auch nicht mit Bobby Russell unterhalten. Und mit mir auch nicht. Clarence Clemons ist ein großer Fan von Buford Kissdrivel und von deinen anderen Stimmen. Er will nur mit dir reden, mein Freund. Und ich habe nicht die geringste Lust, dass ein angepisster zweihundertfünfzig Pfund schwerer Saxofonist, der mal fast Profi-Football gespielt hätte, in meinem Studio Amok läuft!«
    »Ich glaube nicht, dass er die schlechte Angewohnheit hat, Amok zu laufen«, sagte Rich. »Wir reden hier schließlich von Clarence Clemons, nicht von Keith Moon.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Rich wartete geduldig.
    »Rich, das ist doch nicht dein Ernst, oder?«, fragte Steve schließlich in klagendem Ton. »Falls nicht gerade deine Mutter gestorben ist oder du dir plötzlich einen Gehirntumor rausoperieren lassen musst, nennt man so was nämlich’ne Riesenschweinerei.«
    »Ich muss weg, Steve.«
    » Ist deine Mutter krank? Ist sie – was der Himmel verhüten möge – gestorben?«
    »Sie ist vor zehn Jahren gestorben.«
    »Hast du einen Tumor im Gehirn?«
    »Nicht einmal Polypen im Arsch.«
    »Das ist nicht komisch, Rich!«
    »Nein.«
    »Du benimmst dich wie ein Riesenarschloch, und das gefällt mir ganz und gar nicht!«
    »Mir auch nicht, aber ich muss fort.«
    »Wohin? Weshalb? Was ist denn los? Sprich mit mir, Rich.«
    »Jemand hat mich angerufen … jemand, den ich vor langer Zeit gut gekannt habe. Weit weg von hier. Damals ist etwas passiert, und ich … ich habe etwas versprochen … Wir alle haben damals versprochen, dass wir zurückkehren würden, wenn dieses Etwas wieder beginnen würde. Und das ist jetzt der Fall.«
    »Und um was geht es bei diesem Etwas, Rich?«
    »Das darf ich dir nicht sagen.« Du würdest mich für verrückt halten, wenn ich dir die Wahrheit sagen würde: Ich erinnere mich nicht.
    »Wann hast du dieses glorreiche Versprechen eigentlich gegeben?«
    »Vor langer Zeit. Im Sommer 1958.«
    Wieder trat ein langes Schweigen ein, und Rich wusste, dass Steve Covall überlegte, ob Rich »Records« Tozier ihn zum Narren hielt oder aber plötzlich den Verstand verloren hatte.
    »Da warst du noch ein Kind«, sagte Steve nüchtern.
    »Elf. Fast zwölf.«
    Erneut langes Schweigen. Rich wartete geduldig.
    »In Ordnung«, sagte Steve. »Ich werd dafür sorgen, dass Mike für dich einspringt. Vielleicht kann auch Chuck Foster ein paar Sendungen übernehmen, wenn ich rausfinde, welches chinesische Restaurant er im

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