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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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ihre zarten Schädelknochen erkennen. Das wahre Wesen Phoebes schien im Schlaf schrecklich weit entfernt. Ich musste gegen den primitiven Drang ankämpfen, sie aufzuwecken, sie zu uns zurückzuholen. O helft mir, welche Kräfte auch immer es gibt, die den Verzweifelten helfen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand. Ich betrachtete nur Phoebes stilles Profil, war mir aber auch des Raumes um mich herum bewusst, der verwirrend unverändert wirkte. Sie hatte uns Kinder immer zu sich ins Bett genommen, wenn wir uns krank fühlten. Ich kannte jede Wölbung jedes Rosenblattes auf den verblichenen Chintzvorhängen. Ich erinnerte mich, so intensiv, als läge ich an ihrer Stelle dort, an die Kühle der dicken, roten Daunendecke an einer fiebrigen Wange. Dies war das Bett, das sie mit Jimmy geteilt hatte, und es wirkte ohne ihn noch immer halb verlassen.
    Plötzlich hielt ich es nicht mehr aus, fern von lebendigen Menschen mit problematischen Leben zu sein. Ich verließ Phoebes Schlafzimmer leise und trank auf der Treppe sitzend meinen Tee. Die große Küche und das Wohnzimmer waren sehr still. Ich entschied jedoch, dass ich genug Neugierde gezeigt hatte. Ich würde warten, bis ich gerufen würde.
    Schließlich öffnete sich die Tür, und Ben kam in die Diele. Er wirkte vollkommen benommen (Fritz sagte später, er hätte den Eindruck erweckt, als hätte man Elektroden an seinen Hoden befestigt.) Sein wie betäubter Blick nahm mich wahr. Sein Gesicht klärte sich ein wenig.
    »Oh, Cass«, sagte er. »Da bist du.« Er lächelte (weitere tausend Volt drangen durch die Elektroden). »Weißt du zufällig, wo Mum die Flasche Champagner deponiert hat?«

    Phoebe rief mich am nächsten Tag bei der Arbeit an und sprudelte vor Freude über. Es war wunderschön, das zu hören.
    »Entschuldige, wenn ich so schnattere, aber ich bin ziemlich verrückt vor Glück. Die arme Annabel hatte Angst, ich würde sie für eine Schlampe halten – nun, vermutlich hat sie ein wenig davon, aber manchmal ist das einfach nötig. Ich bin froh, dass meine wunderbare, zukünftige Schwiegertochter ein wenig davon hat, denn hätte sie sich wie eine perfekte Dame verhalten, wäre nie etwas so Schönes geschehen.«
    »Es scheint so natürlich«, sagte ich. »So erwartet. Ich weiß nicht, warum ich überrascht war.«
    »Ich weiß, direkt vor unserer Nase«, sagte Phoebe. »Ein paar Mal, wenn ich mit Annabel sprach, fragte ich mich, an wen sie mich erinnerte. Und natürlich erinnerte sie mich an Ben. Die beiden sind gleichermaßen lieb und töricht. Ich bin so froh, dass er Annabel dazu gebracht hat, sich jetzt um ihn zu kümmern. Oh, er wird ein wundervoller Vater sein – du solltest hören, wie er über das Baby spricht. Man könnte denken, er hätte es geplant.« Ihre Stimme klang schwach und atemlos, aber ihr Kichern war jugendlich wie eh und je. »Er ging los, kaufte eine entsprechende Zeitschrift und hat plötzlich alle möglichen Meinungen zu nächtlichen Fütterungen und Entwöhnung – hätte Jimmy nicht gebrüllt vor Lachen?«
    Ich fragte: »Weiß Fritz es schon?«
    »Noch nicht«, antwortete Phoebe, »aber ich vermute, dass er genauso glücklich sein wird wie ich.«
    Zwei Abende später, als ich wieder einmal zu Phoebe ging, versicherte Fritz mir selbst, dass sie richtig vermutet hatte.
    »Komm schon, was denkst du? Ich bin trunken vor Glück. Ich dachte schon, ich müsste mich bis in alle Ewigkeit um Ben kümmern.«
    »Ernsthaft?«
    »Ich habe es noch nie in meinem Leben ernster gemeint, Grimble. Abgesehen von allem anderen, ist die Entlassung aus der Schuld wundervoll.«
    Peason fragte: »Wofür, um alles in der Welt, musstest du dich schuldig fühlen?« Sie war verärgert – ich spürte, dass eine alte Unstimmigkeit zwischen ihnen neu aufflackerte.
    In Fritzens dunklen Augen blitzte Zorn auf. »Wenn du rauchen musst«, sagte er kurz angebunden, »dann öffne das Fenster.«
    Sie seufzte, trat einen Schritt auf das Küchenfenster zu und schnippte Asche in die Spüle. Fritz marschierte zum Fenster hinüber und öffnete es heftig und geräuschvoll. Kalte Herbstluft fegte in den warmen Raum.
    Er wandte sich wieder zu mir um, als wäre Peason unsichtbar geworden. »Ich habe mich Annabel gegenüber schrecklich gefühlt. Das war ein Fehler, den ich nicht hätte machen dürfen – nicht bei jemandem, der sich nicht wehren kann.«
    »Du hast Recht«, sagte ich (bemüht, mich vom großartigen Schmollen Peasons nicht einschüchtern zu lassen). »Sie ist

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