Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
das ist alles. Wenn sie nur ein paar meiner Ratschläge befolgt hätte.« (»Sie« war Hazels Mutter.) »Um die Wahrheit zu sagen, bin ich es gewohnt, die Mutter der Braut zu sein und empfinde dies als Abstieg. Die Mutter des Bräutigams ist niemand – bei den Hochzeiten meiner Mädchen saß sie stets ganz am Ende des Tisches, mit Grandma und Tantchen Rosemary. Und es sollte umgekehrt sein, weil es weitaus schwerer ist, einen Sohn zu verheiraten. Ich gebe formell die größte Verantwortung meines Lebens ab.«
Ich hatte bereits viele solche Reden gehört – Betsy empfand das Abnabeln als unerwartet schmerzlich.
»Ein Teil von mir dachte, er würde immer bei uns leben. Ich weiß, es war an der Zeit, dass er auszog, aber ich vermisse ihn unwillkürlich.«
Ich war froh, als mein Telefon klingelte. Es war Fritz. Er wollte wissen, ob ich mir den darauf folgenden Tag freinehmen könnte. Er sagte, es sei eine besondere Gelegenheit. Len Batty war aus dem Krankenhaus entlassen worden und hatte uns beide in sein Haus in Oxfordshire eingeladen.
Auf dem Weg dorthin merkte ich, dass Fritz angespannt war. Lens Frau hatte um diesen Besuch gebeten, weil sie ihn kennen lernen wollte und um ihm dafür zu danken, dass er ihrem Mann das Leben gerettet hatte. Fritz hasste es, wenn man ihm dankte.
»Ich wusste, was zu tun war, weil ich eine mehrjährige, teure Ausbildung genossen habe«, sagte er. »Hätte ich es nicht getan, wäre es einfach eine Schande gewesen. Ich hoffe, sie wird sich nicht damit aufhalten.«
»Aber sei freundlich«, sagte ich. »Ich meine, sei nicht gereizt, wenn sie rührselig wird.«
»Ich bin nie gereizt.«
Ich fühlte mich verpflichtet zu sagen: »Doch, das bist du. Du bist im Moment extrem gereizt. Du gehst mir an die Kehle, wann immer ich dich loben will.«
Fritz fuhr. Er sah mich scharf von der Seite an. »Tue ich das?«
»Du hast ein gutes Werk getan, Fritz. Trage es wie ein Mann.«
Er seufzte. »Ich hasse es, wenn man mir dankt, nur weil ich mich nicht wie ein Arschloch benommen habe.«
Die Battys lebten in einem Farmhaus in der Umgebung von Banbury. Mit der aufgeschlagenen Landkarte auf den Knien, dirigierte ich uns durch üppig renovierte Weiler und Dörfer. Es war eine besonders gepflegte, vornehme Gegend mit glänzenden Nebengebäuden und Häusern mit Namen – »Scrote Farm«, »Fourways«, »The Old Rectory«.
Lens Haus hieß The Tithe Barn. Es sah nicht wie eine -Scheune aus. Es war ein glänzend neues, rotes Ziegelsteingebäude, das hinter einem Tor aus Wagenrädern lag. Wir parkten auf einer makellosen Kiesfläche, von der extremen Reinlichkeit überall ein wenig eingeschüchtert.
Ich flüsterte: »Wenn du hier in der Gegend leben würdest, brauchtest du nicht einmal Gummistiefel. Es ist sauberer als Hampstead Heath. Sehe ich gut genug aus?« Ich hatte mich fürs Land gekleidet, in Jeans und eine weite Strickjacke, was hier aber nicht passend schien.
»Mehr als gut genug«, sagte Fritz. »Wie oft noch? Tatsächlich siehst du besser aus, wenn du nicht versuchst, gut auszusehen.«
Die Eingangstür (glänzendes Holz zwischen zwei Kutscherlampen aus Messing) wurde geöffnet. Eine schlanke blonde Frau erschien, in eleganter Hose, einem Pullover mit Satin-Applikation und mit reichlich Goldschmuck. Es war Mrs. Batty. Sie kam lächelnd auf uns zu, und ich sah, dass sie älter war, als sie aus der Ferne wirkte.
»Sie sind Fred«, sagte sie. »Ich fürchte, ich muss Sie küssen.« Sie legte ihre Arme um Fritz und küsste ihn schallend auf die Wange. »Len sagte, ich soll Sie nicht in Verlegenheit bringen, aber das kümmert mich nicht – ich finde Sie großartig.« Sie lächelte mir zu. »Und Sie sind Cassie.« Sie ließ Fritz los und küsste mich ebenfalls auf die Wange, umgab mich mit einer Parfümwolke. »Ich wette, Sie sind stolz auf ihn. Und sieht er nicht gut aus?«
Wie auch ihr Mann es getan hatte, nahm sie selbstverständlich an, ich sei Fritzens Freundin. Ich fragte mich, was Fritz über mich erzählt hatte.
Im Haus roch es stark nach Möbelpolitur. Die glänzende Perfektion schüchterte mich ein wenig ein. Ich gewann einen Eindruck von dicken Kissen, Unmengen Fotografien in lackierten Messingrahmen und staubfreien Gästetoiletten. Der Snob in mir registrierte, dass es keine Bücher gab, außer Fotoalben, und keine Bilder. Mrs. Batty (Joyce, wie wir sie nennen sollten) mochte anscheinend keine Unordnung.
Len Batty saß im Wohnzimmer, in einem Rollstuhl neben einem großen
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