Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
verpasst. Fritz war ein Theaterstar und Sexsymbol und ich eine unbedeutende, ernsthafte Literaturstudentin. Wie sehr ich ihn auch zu beeindrucken versuchte (zum Beispiel, indem ich ständig das Werbemagazin erwähnte, das ich begründet hatte, um mir meine weibliche Selbständigkeit am College zu bewahren), sah er mich doch nur als die kleine Grimble von nebenan. Ich hatte angenommen, dass ich ihm ständig begegnen würde, aber tatsächlich hatte ich Glück, wenn ich ihn überhaupt sah. Manchmal rief er mir über die Straße etwas zu. Gelegentlich spendierte er mir und Annabel einen Drink (oder ließ es, weniger gelegentlich, zu, dass wir ihm einen Drink spendierten).
Ich war, offen gesagt, beleidigt. Mein verletzter Stolz heilte jeglichen Schaden, der meinem Herzen zugefügt worden war. Ich erinnere mich, wie sehr ich mich darüber ärgerte, Fritz in der Stadt mit einem atemberaubenden Mädchen nach dem anderen zu begegnen. Ich hatte nie eine Chance gehabt. Ich war vernünftig genug, das zu erkennen, bevor ich mich zum Narren machte, denn ich hasste es, wie eine Idiotin dazustehen.
Als ich an jenem Abend mit Phoebe zusammensaß, bemitleidete ich mein jüngeres Selbst, das sich vom äußeren Erscheinungsbild hatte blenden lassen. Fritz hatte Matthew kennen gelernt und nannte ihn »Elchgesicht«, aber das war in höchstem Maße unfair. Matthew war einfach eine andere Kategorie von Mann. Und außerdem – edel ist, wer edel handelt. Die alte Verschossenheit konnte noch immer bewirken, dass mein Herz einen Schlag lang aussetzte, aber ich tat dies als rein chemischen Vorgang ab.
Meine Gefühle für Matthew gingen um so vieles tiefer, sagte ich mir. Wenn es mehr Männer wie Matthew gäbe, würden meine wunderbaren Freundinnen nicht im Chor rezitieren: »Dinner for One, please James.« Ich entschied, dass es nur eine Möglichkeit gäbe, Phoebes Plan durchzuführen. Ich musste Matthew zu meinem Leitbild für die neuen, heiratsfähigen Darlings machen.
Kapitel Drei
Es wird nicht leicht sein«, sagte Betsy am nächsten Morgen. »Es könnte Monate dauern, die Frauen zu finden, und dann wirst du sie noch überreden müssen zu heiraten. Aber du kannst keinen Sterbenswunsch ignorieren, oder? Vielleicht solltest du zwei Frauen dafür bezahlen, so zu tun als ob?«
Ich lachte. »Ich werde diese Idee im Hinterkopf behalten, aber ich glaube nicht, dass wir sie brauchen werden. Fritz und Ben sind nicht so schlimm.«
»O nein.« Betsy reichte mir einen Becher Tee, den sie in ihrer dampfenden Kramecke neben dem Aktenschrank aufgebrüht hatte. »Versteh mich nicht falsch, ich finde sie beide reizend. Ich meinte nur, dass Frauen heutzutage anscheinend so viel erwarten. Meine Generation war nicht so wählerisch.«
»Sally war schwer in Ben verliebt, als wir noch zur Schule gingen«, fiel mir ganz plötzlich wieder ein. »Sie würde wohl nicht erwägen …«
»Bestimmt nicht«, erwiderte Betsy prompt. »Halte meine Töchter da heraus. Ich kann mir nicht noch mehr Faulenzer in meiner Familie leisten.«
»In Ordnung«, sagte ich. Betsy war mit einem gutherzigen, aber unglaublich erfolglosen Romanschriftsteller verheiratet. Sie hatte, zwischen den Geburten ihrer Kinder und ihr ganzes Eheleben lang, gearbeitet, um diesen Mann zu unterhalten. Ich fand eigentlich, dass sie genug gelitten hatte.
»Aber ich werde auf jede andere mir mögliche Art helfen«, versicherte sie mir. »Ich mag Phoebe. Und wenn noch Kandidatinnen übrig sind, kannst du sie immer zu Jonah schicken. Er hat schon seit Ewigkeiten keine Freundin mehr gehabt. Er wird allmählich kahl, sodass er es sich nicht leisten kann, noch lange zu warten. Sind dir schon geeignete Kandidatinnen eingefallen?«
»Noch nicht.«
»Nun, lass es mich wissen, wenn es so weit ist.« Betsy setzte ihre Lesebrille auf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Layout der Kinderseite auf dem Computer zu.
Ich betrachtete besorgt den unvollendeten Artikel auf meinem Bildschirm. Ich hatte Betsy angelogen. Natürlich waren mir passende Bräute für Fritz und Ben eingefallen. Das Problem war nur, dass es meine besten Freundinnen waren. Ich hatte mich bemüht, Frauen zu finden, die ich nicht mochte, weil es mir unfair schien, meine infrage kommenden Freundinnen an die Darling-Brüder zu verschwenden. Aber ich liebte die Jungs wirklich, und ich wollte, dass sie möglichst nette Frauen bekamen. Letztendlich beschloss ich, dass -meine einzige Erfolgschance darin bestand, meine Skrupel zu vergessen
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