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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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Freundinnen mäkelten, Matthew sei »langweilig«, hatte ich außerdem das Gefühl, dass ihnen das Grundlegende unserer Beziehung entging. Matthew war der erste Mann, mit dem ich jemals ausgegangen war, der »langweilige« Kultur ebenso sehr mochte wie ich. Ja, ich habe merkwürdige Neigungen. Ich bin eine Intellektuelle – und ich bin stolz darauf. Und für Matthew galt das in noch höherem Maße. Die kompliziertesten Theaterstücke, die anstrengendsten Opern, die obskursten Kammerkonzerte forderten ihm nichts ab. Manchmal vermittelte er mir sogar das Gefühl, oberflächlich zu sein. Das törnte mich total an.
    Ich hatte Matthew vor ungefähr zwei Jahren kennen gelernt, bei einer Dinnerparty eines alten Chefredakteur-Kollegen. Er kam direkt aus dem Büro, in einem steifen grauen Anzug und einer gestreiften (nicht einmal annähernd farbenfrohen) Seidenkrawatte. Er hatte helles Haar, grobe, energische Züge und verströmte eine Aura völliger Sicherheit. Seinem Selbstvertrauen wohnte eine Ruhe und seinem Interesse eine Ernsthaftigkeit inne, die ich unglaublich anziehend fand. Ich hatte jahrelang von einem Mann wie ihm geträumt, und Matthew passte genau in den Freiraum, den ich für ihn geschaffen hatte.
    Ich sah ihn während des ersten Jahres nicht oft. Seine Firma schickte ihn nach New York, und wir hielten eine ziemlich glamouröse und sehr kostspielige Transatlantik-Beziehung aufrecht. In der Zeit, über die ich gerade schreibe, war er seit ungefähr sechs Monaten wieder in London. Wir planten zusammenzuziehen, wenn der richtige Zeitpunkt käme. Wir waren noch mit den praktischen Fragen beschäftigt. Aber seine lange Abwesenheit hatte meine Zuneigung zu ihm definitiv verstärkt, und ich gebe freimütig zu, dass ich ihn anbetete. Ja, er hatte seine Mängel. Dafür liebte ich ihn noch mehr.
    Ich schluckte den Rest meines zerquetschten Baguettes hinunter und wählte dann Matthews gespeicherte Nummer. Ich wusste, dass ich ihn erreichen würde. Er ging nur zum Mittagessen aus, wenn Geld im Spiel war.
    »Cassie!« Er klang erfreut. »Hi, Liebling. Wie steht’s?«
    »Liebling«, platzte ich gleich heraus, »es tut mir wirklich Leid, aber ich muss dir für heute Abend absagen. Phoebe will mich sehen.«
    Matthews Stimme klang augenblicklich sehr besorgt. »Geht es ihr gut?«
    »O ja, sie will nur über irgendwas mit mir reden – Gott weiß was.«
    »Nun, natürlich musst du hingehen.«
    »Oh, Matthew, du bist lieb. Ich hasse es, dich versetzen zu müssen. Kannst du stattdessen morgen Abend vorbeikommen?«
    »Ich habe für morgen schon ein besseres Angebot«, sagte Matthew vergnügt. »Es wird dir gefallen. Ich habe es geschafft, im Coliseum eine Loge zu ergattern – für diese neue Inszenierung von Der Fliegende Holländer.«
    »Oh, wie toll!«
    Er lachte durchs Telefon in sich hinein. »Ich wusste, dass du begeistert sein würdest. Die Karten sind wie Goldstaub.«
    »Gott, ja!«
    »Ich treffe dich morgen um sechs Uhr fünfundvierzig im Foyer, und wir trinken eine Flasche Champagner. Da wir eine Loge haben, können wir sie mit hineinnehmen.«
    »Himmlisch!«
    Sie werden, im Gegensatz zu Matthew, die leichte Gezwungenheit meiner Ausrufe bemerkt haben. Ja, ich interessierte mich für die tolle neue Inszenierung von Der Fliegende Holländer in der English National Opera. Aber mein vorherrschendes Gefühl war im Moment Enttäuschung. Matthew und ich hatten seit fast drei Wochen keinen Abend mehr zu Hause verbracht. Er ging lieber aus, als zu Hause zu bleiben. Er besorgte ständig Karten für Opern und Konzerte und sagte, sein Job fördere seinen Hunger nach höherer Kultur. Ich vertrage ja nun alle Arten von Kultur in hohen Dosierungen, aber ich fand es einfach wundervoll, wenn Matthew einfach zum Essen bei mir vorbeikam. Bei diesen Gelegenheiten kochte ich eine der edlen kleinen Mahlzeiten, die Phoebe mir beigebracht hatte. Matthew kam dann mit seiner Aktentasche, einer Flasche Wein und einem sauberen Hemd für den nächsten Tag. Letzterer Gegenstand war eine inoffizielle Garantie dafür, dass wir miteinander vögeln und anschließend gemeinsam schlafen würden.
    Ich dachte an die vier Lammkeulen in meinem Gefrierschrank. Ich hatte sie für Matthew gekauft. Jetzt, wo ich Phoebe besuchen würde, käme er nicht zum Essen vorbei, und es gäbe keinen Sex. Und da wir morgen in die Oper gingen, würde ich auch danach keinen Sex bekommen. Matthew zog es vor, nach der Oper allein nach Hause zu gehen, weil er anscheinend ständig

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