Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
liebte, in ihrem Sonntagsstaat zurückkehrten, um sie noch einmal zu erfreuen.
Nein, ich konnte es nicht ertragen – dieses Gefühl bevorstehenden Kummers. Ich konzentrierte mich entschlossen auf einen Weidenkorb, der neben dem Sofa auf dem Boden stand. Ich sah, dass er mit Flaschen und Gläsern voll gestopft war, die alle mit Phoebes energischer Handschrift versehen waren.
Sie folgte meinem Blick. »Das ist für meine Cousine Molly«, erklärte sie. »Sie kommt zum Wochenende.«
»Aus Edinburgh?«
»Ja, ist das nicht lieb von ihr? Ich kann es kaum erwarten, das Neueste zu erfahren.« Phoebe war lebhaft. Die Erlebnisse anderer Menschen zu verfolgen war für sie wie Nahrung. Ihre Neugier war ebenso unendlich wie ihr Mitgefühl. »Ich habe den Korb heute Morgen gepackt, weil ich mich kräftig fühlte. Ich wollte ihr ein paar der Dinge mitgeben, die sie mag.«
Ich zog den Korb über den Boden zu mir heran, wohl wissend, dass sie ihn bewundert wissen wollte. »Sag nichts – Orangenmarmelade.«
Wir lächelten beide. Phoebes Marmelade hatte Kultstatus.
»Sie mögen sie anscheinend alle«, sagte sie.
»Das kommt daher, weil es die beste Marmelade auf der Welt ist. Ich glaube, Matthew hat sich nur wegen deiner guten Marmelade in mich verliebt.«
»Tatsächlich? Du musst welche mit nach Hause nehmen – sie steht in der Vorratskammer auf dem Boden. Vielleicht hinterlasse ich dir testamentarisch das Rezept.«
»Danke«, sagte ich, ihren sorglosen Tonfall bewusst nachahmend.
»Molly bekommt mein Rezept für Pflaumen-Chutney. Sie war immer wie verrückt danach.« Phoebe lächelte wie zufrieden vor sich hin, und ich erkannte jäh, was sie tat. Warum hatte ich es nicht schon früher gemerkt? Fritz und Ben beklagten sich oft darüber, dass ihre Mutter nicht aufhören wollte, bis zur Erschöpfung Legionen von Freunden und Verwandten zu sich einzuladen. Aber das waren ihre Abschiede. Niemand verließ sie mit leeren Händen – sie hatte für jeden irgendein Geschenk oder Andenken.
Sie fragen sich vielleicht erneut, warum ich nicht in Tränen ausbrach. Ich konnte nur tapfer sein, weil ich es für Phoebe tat. Mein Job war es, den Anschein aufrechtzuerhalten, dass das normale Leben weiterging. Ich wusste, dass -Phoebe -meine Bemühung bemerkte und zu schätzen wusste. Sie wollte so lange wie möglich Anteil an dieser Welt haben.
Aber der Kummer lastete schwer auf meinem Herzen, und ich konnte nicht immer damit umgehen. Ich fuhr an diesem Abend mit einem Taxi nach Hause, mit drei Gläsern Marmelade, einem großen und ziemlich angelaufenen Silberleuchter, einem Damasttischtuch mit Lavendelduft und einem Strauß später Tulpen aus dem Garten beladen.
Meine enge, unordentliche Wohnung erschien mir jetzt besonders leer und einsam. Matthew war mit seinen Klienten aus. Die Einsamkeit durchströmte mich. Ich legte den Kopf auf den Küchentisch, neben Phoebes Marmeladegläser, und weinte.
Kapitel Sechs
Matthew liebte Dinnerpartys, was es umso seltsamer machte, dass er so gegen meine Dinnerparty eingestellt war – und das noch bevor ich erwähnt hatte, dass ich die Darlings einlud.
Er verlieh seinen Vorbehalten die Form eines höflichen Kreuzverhörs. »Du meinst, du solltest es hier abhalten?«
»Nun, ja. Wo sonst?«
Wir befanden uns in meiner Wohnung. Er hatte es endlich geschafft, zu einem unserer intimen Abende zu kommen. Ich hatte mir große Mühe gegeben, nicht nachlässig zu sein, aber ich war gereizt. Matthew wollte nur über seine »unmögliche« Arbeitszeit reden, und er hatte anscheinend kein sauberes Hemd mitgebracht.
»Und wo würdest du alle platzieren?«
»An den großen Tisch hier drinnen. Daran können mühelos sechs Leute sitzen.«
»Du meinst nicht, dass es dann ziemlich eng würde?«
»Nein.«
Ich sprach zuversichtlich, um meine eigenen Zweifel zu besiegen. Es war schon richtig, dass meine Wohnung eigentlich nicht der ideale Hintergrund für eine romantische Dinnerparty war. Ich hatte sie vor fünf Jahren gekauft, mit Geld, das mein Vater widerwillig herausgerückt hatte. Es war eine kleine Maisonette-Wohnung in Chalk Farm, die mit ramponierten, ausrangierten Möbeln eingerichtet war. Ich hatte nach dem Einzug eine Schicht Farbe aufgetragen und seitdem nichts mehr getan. Es gab viel zu viele Bücher und zu wenige Stühle.
Aber ich wusste, dass ich das mühelos in den Griff bekäme. Meine Bücher und Papiere konnten im kleinen, zweiten Schlafraum verschwinden. Ich würde Lampen und Kissen verteilen,
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