Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
stürzte und es zerbrach. Ich weiß nicht, warum ich nicht mehr Schwierigkeiten bekam. Peason -regte sich unglaublich auf, aber ich musste nur nachsitzen, und der Aufsicht führende Lehrer schenkte mir einen Keks. Vermutlich mochten die Lehrer Peason auch nicht besonders.
Die fiese Peason verließ die Schule mit sechzehn, um in Paris Model zu werden. Sie war eine Zeit lang recht erfolgreich. Ihr Vater war reich, sodass sie ihre Modelkarriere vermutlich aufgeben konnte, bevor sie zum Katalog-Model herabsank. Bis zu diesem Moment wäre es mir nicht in den Sinn gekommen, sie mit dem Theater in Verbindung zu bringen, aber nun erkannte ich, dass die Schauspielerei für eine Frau wie sie vielleicht der logische nächste Zug war. Sie sah noch immer fabelhaft aus. Ich war mir sicher, dass sie auch noch immer dumm, faul und moralisch bankrott war, aber diese Eigenschaften stehen einer erfolgreichen Karriere auf der Bühne nur selten im Wege.
Sie küsste mich auf die Wange. »Das ist so unglaublich! Wie lange ist es her? Du kommst mir vor wie ein Geist aus einem anderen Leben! Ich bemühe mich, nicht über diese Zeit nachzudenken, aber tatsächlich ist es schön, dich zu sehen!«
Ich schämte mich dafür, sie automatisch zu hassen. Komm schon, wie alt war ich? Wenn ich mich seit der Schulzeit geändert hatte – warum dann nicht auch Peason?
»Und Sie sind Fritzens Bruder, oder?« Sie warf Ben, der strahlte, als hätte er Schokolade geschenkt bekommen, einen sengenden Blick zu.
»Ben«, sagte er, an ihre Brüste gewandt. »Hi.«
Peason sagte: »Ich hatte völlig vergessen, dass du neben Fritz gewohnt hast, bis dein Name in unserer Erinnerung auftauchte.« Sie drückte ausgelassen meinen Arm. »Er sagt, du und Annabel Levett hättet mich umzubringen versucht.«
»Tut mir Leid«, sagte ich.
»Oh, nicht doch. Ich war eine schreckliche Hexe. Bei uns zu Hause herrschte so viel Spannung, weißt du – so viel Unausgesprochenes. Ich würde es dir gerne irgendwann richtig erklären. Wir sollten zusammen essen gehen.«
»Hmmm, großartig.« Ich bemühte mich um einen gewissen Enthusiasmus, indem ich mir sagte, dass sich Peason wirklich geändert hätte. »Das wäre reizend.«
»Aber erst nach unserer Premiere.« Sie wandte Ben ihre glänzenden dunklen Augen zu und wurde noch ein wenig lebhafter. »Wir werden mit viel Gefühl spielen. Es wird ein erstaunliches Theaterstück. Ich könnte nicht aufgeregter sein.« Ihr Lächeln verstärkte sich noch, als Fritz zu uns herankam. »Das war ein unglaublicher Vormittag, nicht wahr?«
»Unglaublich«, sagte Fritz. Seine Miene war düster. »Kommt. Verlassen wir dieses Irrenhaus.«
Er betrat die Normalität der Straße, ohne sich von den anderen Schauspielern zu verabschieden oder darauf zu achten, ob Ben und ich ihm folgten. Wir mussten uns beeilen, um mit ihm Schritt zu halten.
»Fritz, du weißt, wer das war!«, stieß ich atemlos hervor. »Du hast mir nicht erzählt, dass du mit Felicity Peason arbeitest!«
»Nein. Warum sollte ich?«
»Weil sie DIE Felicity Peason ist. Die alte Giftspritze, aus der Schule.«
»Oh, richtig.«
Ben fragte: »Warum war dieser Vormittag so unglaublich?«
»Ich habe keine Ahnung. Für mich war es eine gewaltige Zeitverschwendung.«
»Meinst du diese EMOTIONAL REAGIEREN/UNTERDRÜCKEN-Lektion?«
»Hör zu, lass es gut sein, Ben, okay? Ich muss die nächsten sechs Wochen mit diesen Idioten arbeiten. Und ich bin nicht in der Stimmung, Witze darüber zu machen.«
»Ich schon«, erwiderte Ben heiter.
Fritzens Miene wurde freundlicher. Er lächelte mir zu. »Tut mir Leid, Cass. Ich brauche ein paar Minuten, um wieder runterzukommen. Es war ein äußerst deprimierender Vormittag.«
»Bitte versuche, wieder fröhlicher zu werden. Wir werden nichts erledigen können, wenn du eine deiner Stimmungen hast.«
»Tut mir Leid, in Ordnung? Ich habe niedrigen Blutzucker, und ich war zu beschäftigt damit, emotional zu reagieren und Gefühle zu unterdrücken, um Kaffee zu holen.«
Ich entschied, dass wir alle eine Stärkung brauchten. Wir betraten eines der vielen austauschbaren Cafés, und ich bestellte große Becher Cappuccino und einen Berg Schokoladencroissants. Ben hatte schon einen verspeist, bevor wir überhaupt saßen.
»Ist es wirklich so schlimm?«, fragte ich Fritz.
Er lachte kurz auf. »Schrecklich. Ich bete, dass es sich bessert, wenn wir mit den Stellproben des tatsächlichen Stückes beginnen.«
»Ist das eigentliche Stück also jetzt
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