Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
das Gefühl, mehr Freiraum zu brauchen.«
»Oh.«
»Versteh mich nicht falsch, Cass. Ich empfinde sehr viel für dich. Du bist ein wundervoller Mensch und du hast es weitgehend geschafft, dich von deinem Hintergrund zu lösen. Aber ich finde deinen Lebensstil ein wenig – nun, ein wenig statisch und klaustrophobisch. Du rührst dich nicht von der Stelle. Du veränderst dich nicht. Du denkst anscheinend, du müsstest dich anpassen.«
»Oh.« (Ich begriff, worauf er hinauswollte, und Sie wahrscheinlich auch.)
»Die gleichen Orte. Derselbe Kreis von Leuten.«
»Du magst einige davon. Annabel, Hazel, Honor …«
»Einige davon, ja.« Matthew war ernst, schien aber unterschwellig nur mühsam die Ruhe zu bewahren. »Aber ich hatte nicht erwartet, jeden freien Moment in ihrer nächsten Nähe verbringen zu müssen.«
»In Ordnung«, sagte ich scharf. »Wir werden einfach niemanden mehr treffen, den du nicht magst. Mach mir eine Liste.«
Er seufzte, als wäre ich lästig. »Sei nicht albern. Es ist keine Frage der Leute. Ich spreche über deine Einstellung. Über die Art, wie einseitig du dein Leben gestaltest, ohne dich irgendwie zu beratschlagen.«
»Aber Matthew, ich frage dich immer zuerst um Rat. Und die Darlings sind wie meine Familie – sie haben auch Anspruch auf mich.«
»Es geht nicht um Phoebe«, sagte Matthew. »Sie ist wunderbar, und ich weiß, wie sehr sie dich im Moment braucht – besonders bei zwei so unnützen Söhnen.«
»Das sind sie nicht!«, fauchte ich. Mich überraschte die plötzliche Heftigkeit, mit der ich sie verteidigen wollte. »Fritz und Ben kümmern sich hingebungsvoll um Phoebe!«
»Es ist ein generelles Problem mit der Art von Leuten, mit denen du dich umgibst«, fuhr Matthew fort. »Verlierer und Verschwender, Menschen, die glauben, die Welt schulde ihnen ein Einkommen, weil sie ein paar Bücher gelesen haben. Leben bedeutet mehr als pseudo-gescheites Geplapper.«
Seine Unfairness nahm mir den Atem. Ich hatte mich sehr bemüht, in Matthews Gegenwart keine langen Reden oder Gespräche über Literatur zu halten, da er nur mit Ach und Krach English bestanden hatte. Seinetwegen hatte ich einst vorgegeben, keine Meinung über Jane Austen zu haben, da ich ansonsten eine besonders bornierte Dinnerparty aus dem Gleichgewicht gebracht hätte (jetzt dachte ich, dass das eigentlich dem Betteln um Würstchen gleichkam).
»Wir haben eine Beziehung aufgebaut«, sagte Matthew, »aber ich fürchte mich, offen gesagt, davor, sie fortzuführen. Wie ich bereits sagte, denke ich, dass es an der Zeit ist, einander mehr Freiraum zu geben.«
»Wie viel mehr? Bis hin zum Partnertausch?«
Er runzelte die Stirn. »Bitte sei nicht frivol.«
»Tut mir Leid, aber du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich mich wundere.« Ich leckte mir über die trockenen Lippen. »Ich war mir sicher, dass du mir sagen wolltest, du hättest jemand anderen kennen gelernt.«
Matthew seufzte. »Und ich war mir sicher, dass du versuchen würdest, den Spieß umzudrehen, um mich in die Verteidigungsposition zu zwingen, damit du keine Kritik einstecken musst. Um Gottes willen, Cassie – warum muss alles so kindisch sein?«
»Nun, hast du?«
»Nein, wirklich nicht. Ich dachte, du würdest mich besser kennen.«
Da hatte ich meine Antwort, Leute. Er forderte mich dazu heraus, ihn einen Lügner zu nennen, wohl wissend, dass ich keinen anderen Beweis als meine Intuition hatte. Ich war mir sicherer denn je. Nur sehr wenige Männer können in dieser Situation überzeugend lügen. Ich erwog meine Alternativen. Ich könnte sagen, dass ich ihm nicht glaubte –, aber dann wäre ein Krach meine Schuld, und ich war entschlossen, an hohem, moralischen Standard festzuhalten.
»Tut mir Leid«, sagte ich erneut. Hier war ich und entschuldigte mich bei meinem Freund dafür, ihn dazu gebracht zu haben, mich zu betrügen –, aber es gibt immer einen guten Grund, das zu tun. Ich würde Matthew für meine verletzte Würde bezahlen lassen, indem ich unglaublich schwer loszuwerden wäre. Er würde es in einen Meter großen Lettern buchstabieren müssen.
»Es geht nicht darum, die Beziehung zu beenden«, sagte Matthew. »Ich will sie nicht wegwerfen. Aber ich möchte, dass wir ein Stück zurückfahren.«
»Und das bedeutet?«
»Sei nicht verletzt, Cass. Ich sage nur, wir sollten nicht davon ausgehen, jeden einzelnen Abend miteinander verbringen zu müssen. Besonders während der Woche – es ist schön und gut, bei dir zu übernachten,
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