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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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als Mamasöhnchen gutgehen lassen, um dann ohne Solophase gleich von ihren Ehefrauen unter den Pantoffel gestellt zu werden. Leider hatte sich noch nie die Gelegenheit ergeben, den Wahrheitsgehalt dieses Gerüchts zu überprüfen. Vielleicht war das die Chance. Täuschte sie sich oder hatte ihr neuer Freund Luca ihr gerade aus seinem grünen Wikingererbe vergnügt zugezwinkert?
    »Darf ich Sie zu einem ganz anderen Thema befragen, Maresciallo?«,fragte Luis und zerstörte mit seiner Nüchternheit das erneute Aufflackern jeglicher Flirtlaune. »Stimmt es, dass Valerie für ein Buch über gepanschtes Olivenöl recherchierte und die Polizei auch in diese Richtung ermittelt?« Das Eichhörnchen ließ wieder ein Nüsschen fallen.
    Luca nahm sich Zeit beim Aufheben. Derweil nutzte Irma die Gelegenheit, mit ihrem Wissen zu protzen. »Gepanschtes Olivenöl? Darüber habe ich was gelesen«, sagte sie eifrig. »Gangsterbanden kaufen billiges Öl in Marokko oder sonst irgendwelchen Billigländern und verkaufen es dann in Deutschland als Extra Vergine zum zehnfachen Preis und verdienen Millionen damit.«
    »Mutter!« Stella war es peinlich, dass Irma sich schon wieder wichtigtuerisch in den Vordergrund spielte, aber Luis nickte nur. »Stimmt. Die Gauner kommen hier aus der Gegend.«
    »Nicht ganz«, sagte der, der es am besten wissen musste, der Vertreter der öffentlichen italienischen Hand. »Olivenöl fälschen ist die große Spezialität der organisierten Kriminalität Süditaliens. Mafia, Camorra, ’Ndrangheta. Kriminelle Unternehmer kaufen schlechtes, billiges Olivenöl in Spanien, Griechenland und Nordafrika, verbessern Geruch, Farbe und Geschmack mit Chemie und verkaufen es als hochwertiges Öl. Für Olivenöl aus Umbrien gilt das nicht. Das ist natürlich gut.«
    »Von Natur aus gut, wirklich jeder Liter?«, zweifelte Stella. Sie erinnerte sich, wie sie während eines Fluges nach Rom riesige Olivenbaumfelder mitten in Italien überquerte. Dort unten füllten keine knorrigen Bauern ein paar Flaschen in idyllischen Hainen ab, das war Industrieproduktion in großem Stil. Das konnte unmöglich alles als handgeschöpfte Spitzenware für 18 Euro der Liter in deutschen Feinkostläden abgesetzt werden.
    »Natürlich gibt es hier Gier«, gab der Maresciallo zu. »Der eine oder andere wird schon einen harten Knochen zu nagen haben.«
    »Wie bitte?«
    » Uno osso duro da rodere «, übersetzte Luis. »Bei einem gutenAngebot vergisst vielleicht auch mancher umbrische Bauer seine ethischen Grundsätze und entscheidet sich für das Geld.«
    Der Maresciallo nickte.
    »Und Valerie war so einem schmutzigen Mafiageschäft auf der Spur?«
    Jetzt nickten Luca und Luis einträchtig wie Pat und Patachon.
    »Die Gewinnspanne ist größer als bei Kokain«, verkündete Irma, als sei dies eine Entschuldigung.
    »Es könnte sein, dass Valerie die Geschäfte gestört hat und deswegen getötet wurde«, sagte Luca. »Wir wissen es nicht, aber wir gehen der Sache nach.«
    »Dann haben Sie doch schon mal einen Anhaltspunkt, wo der Mörder zu suchen ist«, meinte Stella.
    »Ja. Einen. Aber ich bin sicher, dass wir noch ein paar andere finden werden.«
     
    Nachdem Luca gegangen war, legte Irma sich ein halbes Stündchen aufs Ohr. Una mezz’oretta, wie Luis in seiner Rolle als Übersetzer vermerkte. Er verzog sich in sein Zimmer an seinen Computer. Stella nahm sich einen Topf und ging auf Brombeersuche. Weit brauchte sie dafür nicht zu gehen, nur ein paar Meter in die Macchia hinein. Trotz der immer noch schweißtreibenden Nachmittagssonne ließ sich dabei ungefähr so gut nachdenken wie beim Unkrautzupfen in Irmas Garten in Schliersee. Oder beim Joggen. Letzteres war aber wegen der besonderen Beschaffenheit des Geländes zu anstrengend. Außerdem hatte man ja an Valerie gesehen, was passiert, wenn man sich allein zu weit in den Wald wagte. Die Geschichte mit dem Olivenöl machte Sinn. Sie passte zu Valeries Traum von der renommierten Journalistin, die kontroverse Themen anpackt und deswegen gehört, akzeptiert und anerkannt wird. Deswegen hatte sie die Niederungen des Frauenzeitschriftenjournalismus bald wieder verlassen und einen Job als Redakteurin für Vermischtes in einer Tageszeitung angenommen. Andere Frauen leisten sich ein Pradakleid,ich leiste mir, für die ›Tageszeit‹ zu arbeiten, hatte sie anfangs noch über ihr mageres Gehalt gespottet. Aber dann war ihr der Kampf um Platz und Anerkennung überraschend schnell zu anstrengend

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