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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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nicht übersetzen, nur das Wort »conquistatore« erkannte sie wieder, aus dem Spanischen, der Eroberer. Aber das brachte sie auch nicht weiter. Und wer bitte war Sandra?
    Neben dem Computer, auf dem als Bildschirmschoner eine auch für deutsche Polizisten akzeptable Dia-Show international berühmter Topmodels in ein bisschen Unterwäsche lief, lag der Aktenordner, der schon während der Fahrt im Polizeiauto mit Irma ihre Neugierde geweckt hatte. Eine Herausforderung für eine Klatschreporterin mit fragwürdigem Arbeitsethos, die gerade mit dem Polizisten im Bett gewesen war, der eine bislang noch nicht näher erforschte Beziehung zu dem Mordopfer unterhielt. Stella schlug den Ordner auf. Jede Menge Bilder. Polizeifotos der Leiche, das erkannte sie auch ohne näher hinzusehen. Sie schlug den Aktenordner schnell wieder zu. Sich das anzusehen hätte sie schon Überwindung gekostet, wenn die Polizei es ganz offiziell von ihr verlangt hätte, nach einem sexuell vergnügten Nachmittag war das in jeder Hinsicht eine unpassende Lektüre.
    Die Erschütterung, die das Zuknallen auslöste, ließ den Bildschirm flirren. Die leichtbekleideten Topmodels verschwanden und machten einer Leiste mit Fotos in doppelter Daumennagelgröße Platz, darüber zeigte eine dicke Inschrift, wann sie gemacht worden waren. May 2009 . Knapp vier Monate her. Trotz des winzigen Formats der Bilder erkannte sie auch hier Valeriesofort. Breitbeinig, nackt, nur in Stiefeln, frontal zur Kamera, so weit nach vorn gebeugt, dass ihre Brüste und ihre Scham eine Linie bildeten. Mit einem Doppelklick vergrößerte sie das Foto auf Bildschirmformat. Valerie beim Sex. Sie schaute mit leicht glasigem Blick in die Kamera, sich sehr bewusst darüber, wo sie stand, und gleichzeitig abgelenkt davon, was hinter ihr passierte. Ein Mann packte sie fest an den Hüften und nahm sie von hinten. Er ignorierte die Kamera und schaute nur auf das, was er selber trieb. Es war nicht ersichtlich, ob er wusste, dass er fotografiert wurde, und wenn, war es ihm offenbar egal. Im Gegensatz zu Valerie war er vollständig bekleidet, zumindest soweit das obenherum zu sehen war. Das weiße Hemd mit sorgfältig gebundener Krawatte, die Uniformjacke mit den goldenen Schnüren eines Maresciallos und die Carabinieri-Mütze mit dem goldenen Abzeichen, das wie ein Palmwedel aussah, aber eine explodierende Granate darstellen sollte, alles deutlich zu sehen und gepflegt. Sie konnte den Computerbildschirm nicht schnell zuschlagen wie einen Aktenordnerdeckel, und so blieb ihr gar nichts anderes übrig als die uniformierte Person zu identifizieren. Sie war ihr vertraut, seit diesem Nachmittag sogar sehr vertraut. Luca.
    Natürlich Luca.
    Leider Luca.
    Beim Sex mit Valerie. Ihr schien es zu gefallen. Sein Gesicht lag im Schatten des Mützenschirms, aber Stella nahm nicht an, dass er von der Sache genervt war.
    Sie klickte auch die anderen Fotos an. Wenn schon, denn schon. Zehn Stück, in schneller Reihenfolge aufgenommen. Einmal sah auch er direkt in die Kamera, aber Valerie spielte mit ihr wie mit einem Betrachter, hielt ihr mit beiden Händen die Brüste entgegen, leckte sich die Lippen, fasste sich in den Schritt, als hätte ein unsichtbarer Pornoregisseur sie angefeuert. »Zeig’s mir, Baby.« Stella nahm nicht an, dass in den Kulissen tatsächlich einer hockte. Dieser Porno war das ganz private Vergnügen von Luca und Valerie. Nur die Kamera war Zeuge.
    Sie versuchte, die Fotos mit einer quasi professionellen Neugierde zu betrachten, als sei nur die sachliche Information wichtig und nicht die emotionale. Luca treibt es mit Valerie. Okay, was bedeutet das für meine Geschichte. Und was für den Mordfall. Aber so einfach war das nicht zu trennen. Die Geilheit, die in ihr aufflammte, wurde nur notdürftig überlagert von Neid. Oder vielleicht sogar davon entfacht? Oder war es doch andersrum? So differenziert konnte sie im Moment nicht denken. Ein Geräusch auf dem Flur holte sie in die Gegenwart zurück. Ihre Erregung fiel im Nu zusammen. Hastig klickte sie die Fotos weg.
    »Nun, was denkst du, wenn du die Bilder anschaust?«, fragte Luca. Er deutete auf den Aktenordner, der noch in ihrem Schoß lag, und schien weder überrascht noch ärgerlich zu sein. Nur interessiert an ihrer Meinung. Er hatte die Schürze aus- und Jeans und ein graues T-Shirt angezogen, was ihm um Klassen besser stand. Stella war immer noch nackt. Er hielt ihr einen seidenen Kimono mit aufgestickten Drachen hin, der

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