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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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kann nicht weit sein. Beeil dich.« Es knackte. Ihr Handy hatte keinen Strom mehr. Typisch.
    »Cavalli?«, fragte Stella den Taxifahrer, »Valle dei Cavalli, kennen Sie das?«
    Er nickte eifrig. »Sehr gutes Olivenöl.«
    »Und der Laden, wo man es kaufen kann?«
    »Oh, überall«, sagte der Taxifahrer und machte eine weit ausholende Geste mit seinen Händen. »In jedem Supermarkt.«
    »Nein, das meine ich nicht. Wo ist die Firma?«
    Das wusste er nicht. Natürlich nicht. Das wäre ja auch ein Wunder gewesen. Es blieb nur eine Lösung. Zurück zu Luca fahren, hoffen, dass er noch zuhause war, und Luis mit ihm suchen. Hoffentlich würde dieses Orientierungsgenie von einem Fuhrunternehmer wenigstens den Weg zurück finden. In einem Anfall von Erleuchtung bot er ihr sein Handy an, um sich Wegweisungen zu holen. Aber leider hatte sie sich Telefonnummern noch nie merken können. Nicht mal von Männern, mit denen sie erfreulichen Sex hatte. Und in dem alten Taxi gab es natürlich kein Aufladegerät. Aber immerhin sprang es brav sofort an, als der Zündschlüssel gedreht wurde. Dann schaltete der unzurechnungsfähige Chauffeur plötzlich den Motor wieder aus. »Lady«, sagte er und setzte sich kerzengerade in seinen Sitz. »Ich weiß, Sie sind Deutsche und die Deutschen sind ein ehrenwertes Volk, aber trotzdem werden Sie verstehen, ich muss sicherstellen, dass Sie diese Taxifahrt auch bezahlen können.«
    »Wie bitte?«
    »Ja.« Er nickte ernst und steif. »Wir sind schon sehr weit von Todi entfernt.« Er beugte sich zum Taxameter und las die Zahl ab. »Schon 52 Euro 70 weit. So viel wird auch die Rückfahrt kosten. Können Sie mir garantieren, dass Sie diese exorbitante Summe auch begleichen können?«
    »Sind Sie verrückt geworden?!« Stella brauchte die Wut nicht mehr hochsteigen zu fühlen, sie war schon da.
    »Nein, nicht verrückt. Nur vorsichtig. Wenn Sie wüssten, was man in diesem Beruf alles erlebt. Können Sie mir das Geld zeigen?«
    Er wollte hundert Euro sehen. Sie war einem Wurm von Taxifahrer ausgeliefert, der die Beförderungsrichtlinien nach eigenem Gutdünken auslegte und sie auf offener Landstraße sitzenlassen würde, wenn sie ihm nicht mit Banknoten vor der Nase wedeln konnte. Am liebsten hätte sie den zarten kleinen Mann aus seinem zerknitterten Plastikanzug geprügelt, aber sie brauchte ihn noch. Per Anhalter zurück wäre die andere Alternative. Aber in der ganzen Zeit, in der sie hier schon herumstanden, war kein einziges Auto vorbeigekommen, abgesehen von dem Bauern in seiner wackeligen Ape, mit der es wahrscheinlich Stunden dauern würde, bis sie zivilisierte Regionen erreichten. Außerdem war er längst verschwunden. Es ging um Leben und Tod, und dieser Knilch dachte nur an sein Geld. Sie fummelte wütend in ihrer Tasche herum und wusste, dass sie die 100 Euro nicht dabeihatte. 60 vielleicht oder 70. Eine Vorsichtsmaßnahme, für den Fall, dass Luca sich als Geizkragen entpuppt und sie nicht zum Essen eingeladen hätte. Oder auf getrennten Rechnungen bestanden hätte. Aber insgeheim hatte sie angenommen, dass beides unter der Würde eines echten Italieners war, und recht behalten. Wie es sich für einen männlichen Vertreter seines Volkes gehörte, hatte er die Rechnung beim Gang aufs Klo bezahlt, ohne dass sie überhaupt etwas davon mitbekam.
    »Hier«, sie hielt dem regungslos wartenden Taxifahrer das Geld hin. »Das ist alles, was ich habe. Den Rest kriegen Sie, wenn Sie mich bei meinem Freund abgesetzt haben. Und jetzt fahren Sie los. Es geht um Leben und Tod.«
    Er ließ sich nicht drängen und zählte sorgfältig die Scheine und Münzen zusammen. »68 Euro, 27 Cent« verkündete er.
    »Den Rest kriegen Sie, wenn Sie mich bei meinem Freund abgesetzt haben.« Stella schnaubte immer noch vor Wut, versuchteaber, es ihn nicht merken zu lassen. Wer weiß, wozu er dann in seiner afghanischen Kriegermentalität fähig war.
    »Ja, Ihr Freund bezahlt. Gut.« Er startete den Wagen. »Ich glaube Ihnen. Die Deutschen sind ein rechtschaffenes Volk. Sie helfen meinem Land. Ich vertraue ihnen.« Er wendete vorsichtig und fuhr den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren. Den zumindest hatte er sich gemerkt. Sie erreichten Todi ohne Probleme, aber der Weg bis zu Lucas Haus war in einer von Stellas Gedächtnislücken verschwunden. So kurz vor der Möglichkeit, 104 Euro zu kassieren, gab der kleine Mann nicht auf. Er stellte seinen Wagen am Straßenrand ab, sperrte ihn zu und hängte sich

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