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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Rückwärtsgang nicht ‘rein. So wartete ich eben, daß jemand vorbeikommen würde. Hoffentlich sind Sie mir jetzt nicht böse, aber schuld daran ist dieses blöde Biest von Auto.«
    Der süß unschuldige, selbstgefällige Ton, in dem sie sprach, verblüffte Pippa. Sie sagte: »Oh, mir hat es nichts ausgemacht, aber Ihr Mann war sehr in Sorge«, und ertappte sich zum drittenmal darin, daß sie sich wie eine gestrenge Tante gebärdete — und wie eine spinöse alte Jungfer obendrein. Ärgerlich dachte sie: >Jetzt habe ich aber dieses engelhafte Pippa-Gehabe bald satt. Anderen Leuten zu helfen, scheint mir das Schwierigste zu sein, was es gibt. Sie fühlen sich nicht mal beschämt oder gar dankbar dafür.< Laut fügte sie rasch hinzu: »Nein, wirklich, es war gar nicht schlimm, im Gegenteil, dadurch ist mir die Zeit viel schneller vergangen.«
    »Wenn Sie sich nur nicht zu sehr angestrengt haben, das würde mir leid tun«, meinte sie rücksichtsvoll betulich, als spräche sie zu einer etwas empfindsamen älteren Verwandten.
    Pippa wehrte ziemlich kurz ab: »O nein, machen Sie sich nur keine Gedanken um mich. Also Sie beide fahren jetzt brav nach Hause, und ich suche wieder mein einsames Plätzchen am Strand auf. Gute Nacht.«
    Aber das Mädchen fiel ihr rasch ins Wort: »Ach bitte, tun Sie das nicht, kommen Sie mit uns. Wir können Ihnen zwar nur ein winziges Zimmerchen anbieten, aber ich finde, besser eng als im Freien schlafen. Und Alec wird morgen früh gleich Ihren Reifen flicken.«
    Im Nu hob sich Pippas Laune wieder. Das versprach doch noch ein vergnügliches Ende ihrer ersten einsamen Nacht in der Fremde.
    Und Alec redete ihr ebenfalls zu: »Natürlich müssen Sie mitkommen. Sie können sich im Freien ja den Tod holen.«
    Diese dauernden Anspielungen auf ihre körperliche Hinfälligkeit reizten Pippa allmählich, aber sie willigte schließlich ein, mit ihrem Wagen zu folgen.
    »Es geht immer geradeaus an der Küste entlang, dann nach links ungefähr einen halben Kilometer weiter. Ich fahre langsam, damit Sie sich nach unseren Scheinwerfern richten können.«
    »Aber ganz, ganz langsam, bitte.« Sie hatte sich vorgenommen, unter allen Umständen so viel Zeit zu gewinnen, daß sie ihr vom Schlaf ramponiertes Äußere mit Hilfe von Puder und Lippenstift wieder auffrischen konnte, bevor sie ihnen im hellen Licht gegenübertrat. Dann sollten sie aber ihr blaues Wunder erleben — von wegen Tante!
    Der günstige Moment bot sich, als der Wagen vor ihr in den Seitenweg einbog. Sie stoppte sofort, knipste das Deckenlicht an und machte sich mit Windeseile ans Werk. Der Erfolg war beachtlich. Dann stopfte sie die Utensilien wieder in die Handtasche und fuhr weiter. Nach einem halben Kilometer erblickte sie ein kleines weißes Haus hoch oben am Hang über der Straße, und als sie die steile Auffahrt hinauffuhr, traf sie Alec, der eben im Begriff war, wieder umzukehren, um nach ihr zu suchen.
    »Hallo, da sind Sie ja. Ich dachte schon, Sie seien verlorengegangen. Hatten Sie Schwierigkeiten?«
    »Nichts, das sich nicht in zwei Minuten wieder hätte beheben lassen«, antwortete sie leichthin und merkte befriedigt, wie ihm ihre Tüchtigkeit imponierte. »Ah, Sie haben ja sogar elektrisches Licht. Ein Wunder an einem so entlegenen Platz.«
    »Wir besitzen auch unseren eigenen Generator«, erklärte er stolz und machte Anstalten, ihr beim Aussteigen stützend unter die Arme zu greifen. Aber Pippa hüpfte leichtfüßig heraus und trat verwegen ins hellerleuchtete Zimmer. Kitty stieß vor Überraschung einen kleinen Schrei aus, als sie sie sah.
    »Du lieber Himmel — aber Sie sind ja ganz jung! Und Alec erzählte mir immerzu von gereiften, erfahrenen Frauen und guten Ratschlägen.« Ihr rundes, kindliches Gesicht verzog sich vor Vergnügen und bekam tiefe Grübchen.
    »Und Sie haben den passendsten Namen, den man überhaupt für Sie finden konnte«, erwiderte Pippa, das puppenhafte Figürchen betrachtend. »Woher wußten Ihre Eltern schon bei der Taufe, daß Sie so aussehen würden — genau wie ein hübsches, pusseliges Kätzchen?«
    Wenn Kitty hätte schnurren können, würde sie es jetzt vor Behagen getan haben. Sie war wirklich ein allerliebstes kleines Ding mit einer reizenden Figur, weichem, blondem Haar, großen, graugrünen Kulleraugen und langen, dunklen Wimpern. In diesem Moment war sie mit sich und dem Wirrwarr, den sie angestiftet hatte, höchst zufrieden, wie eine junge Katze, die sich nach einer Schale voll süßem

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