Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Countess heiraten, mit der er ein Kind haben würde. Wieso tat ihr das so weh? Weil du zugelassen hast, dich in ihn zu verlieben, Maggie.
Tränen wollten ihr über die Wangen laufen, doch sie wischte sie rasch fort. Er musste nicht sehen, wie sehr es sie berührte. „Wie kann ich helfen?“, fragte sie abermals.
„Ich weiß nicht.“ Er zögerte, dann legte er wieder seine Hand an ihre Wange. „Ich habe es niemandem gesagt, nur Ihnen.“
Er musste die Countess heiraten, das war ihnen beiden klar. Als sich ihr Körper auf eine Weise regte, wie es schon seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen war, schloss sie die Augen. Einen Moment lang gestattete sie sich, das Gefühl seiner starken Hand auf ihrer Haut zu genießen. Oh Gott, wenn doch nur …
Dann spürte sie auf einmal, dass Evan sich leicht vorgebeugt hatte. Als sie in seine strahlend blauen Augen sah, da wusste sie, er würde sie küssen. Sie hatte es immer gewusst,dass er sie irgendwann küssen würde. Sie rührte sich nicht, als er „Maggi?“, flüsterte und sich schließlich ihre Lippen berührten.
Als sie seinen Mund auf fühlte, da war ihr klar, sie liebte ihn auf die Weise, von der sie geglaubt hatte, so nie wieder lieben zu können.
Und dann war es vorüber.
Er wich ein kleines Stück zurück, der Kuss war vorüber. Maggie merkte, wie allmählich wieder ihr Verstand einsetzte.
Sie öffnete die Augen und erkannte, dass er noch immer gefährlich nah war. Plötzlich wurden seine Wangen rot, und er nahm die Hände von ihren Schultern.
Während er einen Schritt nach hinten machte, versuchte sie, Luft zu schnappen. „Sie werden sie heiraten“, brachte sie schließlich heraus.
„Ja“, erwiderte er und straffte die Schultern. „So bald wie möglich.“
19. KAPITEL
Samstag, 26. April 1902
Mittag
Obwohl er wusste, dass Francesca nicht zu Hause war, ging sein Blick automatisch zur Treppe, während er seine Handschuhe ablegte. Fast rechnete er damit, sie jeden Moment auf den Stufen zu erblicken.
Es würde immer so sein, und er war klug genug, sich dessen bewusst zu sein. Francesca war zu einem so festen Bestandteil seines Lebens geworden, dass er sich jedes Mal so sehr darauf freute, sie zu sehen, als sei er monatelang von ihr getrennt gewesen. Als er ihr gesagt hatte, sie sei der Sonnenschein in seinem Leben geworden, da war das von ihm völlig ehrlich gemeint gewesen. Es gefiel ihm überhaupt nicht.
Sein Leben lang hatte er sich immer nur auf sich selbst verlassen. Von dem Tag an, als seine Mutter starb, war ihm klar gewesen, dass er auf dieser Welt niemanden hatte, wenn er davon absah, dass es da noch seinen älteren Halbbruder Rick gab. Francesca mochte ihm inzwischen sehr wichtig sein, doch seine Unabhängigkeit durfte er niemals verlieren. Er war fest entschlossen, es nie so weit kommen zu lassen.
Von dem katastrophal verlaufenen gestrigen Abend hatte er sich inzwischen erholt. Für einen kurzen Zeitraum war er von Daisys Erkenntnis, was seinen Charakter und seine Aussichten für die Zukunft anging, völlig aus dem Gleichgewicht gebracht worden – so sehr sogar, dass er Francesca aus seinem Leben hatte verbannen wollen. Er war nach wie vor äußerst unzufrieden mit sich, denn was er wirklich wollte, war, Francesca vor den schlimmsten Dingen zu beschützen, die das Leben mit sich brachte. Gestern Abend hatte er genau das Gegenteil davon getan. Gestern Abend war der egoistischeBastard in ihm zum Vorschein gekommen und hatte sie verletzt.
Jetzt war ein neuer Tag, und sein geistige Schärfe schien zurückgekehrt zu sein. Er hätte es wissen müssen. Daisy war verärgert darüber, dass er sich verlobt hatte und ihre Beziehung zu ihm deshalb vorzeitig beendet worden war. Hart hielt sich selbst nicht für übermäßig arrogant, doch er vermutete, dass sie tatsächlich etwas für ihn empfand. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau – ob Lady oder Hure – sich in ihn verliebte. Doch in dem Moment, als sie zu ihm ins Büro gekommen war, hätte er für diese Schlacht, nein, für diesen Krieg gewappnet sein müssen. Sie hatte ihn wütend machen wollen, und das war ihr auch gelungen.
Welche Ironie hier doch im Spiel war. Er spielte mit dem Gedanken, seiner ehemaligen Geliebten eine Kriegserklärung zu machen, obwohl sein eigentlicher Feind die Wahrheit war, die sie so zutreffend ausgesprochen hatte.
Heute zählte das nicht mehr. Heute hatte er seine unheilvolle, dekadente Vergangenheit wieder im Griff. Heute war er fast wieder jener
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