Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Stadt fuhr. Er sah sie an und machte einen gelassenen Eindruck. Sein in dem schwachen Licht in tiefe Schatten getauchte Gesicht hatte etwas Nachdenkliches. „Ich glaube, Randolph könnte unser Mann sein.“
„Zu der Meinung neige ich auch“, flüsterte sie. Für Gwen und ihre Tochter musste es schrecklich sein, wenn sich dieser Verdacht bewahrheiten sollte. „Und Sullivan?“
„Der Schlitzer wollte uns in die Irre führen“, erwiderte Hart. „Er brachte Sullivan um, weil wir glauben sollten, er habe sich nach dem Mord an seiner Frau das Leben genommen.“
Das entsprach ebenfalls Francescas Ansicht. „Es ist eine so extreme Handlung für einen Mann wie Randolph, dem man nachsagt, er lebe völlig zurückgezogen und trauere immer noch seiner Familie nach, dass er zuerst eine Affäre mit einer Hausangestellten anfängt und ihr dann auch noch bis nach Amerika nachreist.“ Spontan griff sie nach Harts Hand.
Als er sie daraufhin ansah, musste sie an den schlimmen Streit zurückdenken, der erst einige Stunden zurücklag, und sie ließ ihn wieder los, wandte sich aber nicht von ihm ab.
Hart hielt ihrem Blick stand.
Zaghaft fragte sie: „Bist du mir noch immer böse?“
„Nun, glücklich ist etwas anderes“, sagte er, woraufhin sie verstehend nickte und sich auf die Lippe biss.
Als sie wegsah, nahm er ihre Hand und hielt sie fest.
„Wie konnte es nur so weit mit uns kommen, Calder?“ „Ich weiß nicht, Francesca.“ Dennoch zog er sie enger an sich und küsste sie auf die Stirn. „Ich begleite dich morgen zu Kates Beerdigung.“
Sie nickte und verspürte wieder diese allzu vertraute Angst, die sich auf ihre Brust legte und ihr den Atem nahm.
Es schien fast so, als sei das ganze Stadtviertel auf den Beinen, um Kate Sullivan die letzte Ehre zu erweisen, begleitet von einem großen Aufgebot der Presse.
Die über zweihundert Jahre alte Kirche war klein und aus grob behauenen Steinblöcken erbaut worden. Als Harts Kutschwagen gleich neben einer bescheideneren Kutsche genau vor den breiten grauen Stufen zum Stehen kam, schaute sich Francesca überrascht um, welche Menschenmenge sich vor dem Gotteshaus versammelt hatte. Unmittelbar zur Beerdigung eingeladen waren Freunde und Kollegen von Kate, die alle ihren besten Sonntagsstaat zur Schau trugen. Sie sah mehrere Paare, die die Kirche betraten, manche von ihnen mit Kindern an der Hand. Ihr Blick begann zu schweifen und erfasste eine Gruppe Reporter, die sich vor den Stufen versammelt hatte. Die Männer trugen schäbige Anzüge, dazu Filzhüte oder -kappen, in der Hand hielt jeder seinen Notizblock. Inmitten der Gruppe stand Chief Farr und gab allem Anschein nach ein Interview.
„Wollen wir?“, fragte Hart leise.
Sie konnte ihren Blick nur mit Mühe von Farr abwenden und wünschte sich, hören zu können, was er zu sagen hatte. Von Bragg war nichts zu entdecken. Schließlich nickte sie Hart zu.
Maggie war mitgekommen, sie hatte sich in Dunkelgrau gekleidet, und Hart half zuerst ihr aus der Kutsche. Als Francesca folgte, sah Farr in ihre Richtung. Ihre Blicke trafen sich,und er lächelte sie an, während seine Augen so kalt und distanziert blieben wie immer.
Sie wandte sich ab, und Hart war ihr beim Aussteigen behilflich. „Was glaubst du, was er hier will?“, fragte sie.
„Ich glaube, er sucht lediglich das Rampenlicht“, erwiderte Hart lei se.
„Ich glaube eher, er will Rick in Misskredit bringen, damit der seinen Posten verliert“, meinte sie. Noch während sie sprach, sah sie, dass sich der Daimler ihnen langsam näherte. Sie war froh, Rick hier zu sehen, da ihr nicht gefiel, wie Farr dessen Position zu unterhöhlen versuchte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Farr sich aus der Gruppe der Reporter löste, als wolle er von seinem Chef nicht mit ihnen zusammen gesehen werden.
„Miss Cahill!“, rief einer von ihnen, doch ihr Blick war auf David Hanrahan gerichtet, der sich allein und zu Fuß der Kirche näherte. Unwillkürlich griff sie nach Harts Arm. Hanrahan trug einen dunklen Anzug, doch die Jacke wirkte für seinen schmächtigen Oberkörper deutlich zu weit, während die Hose ein Stück zu kurz war. „Auch im dunklen Anzug“, sagte sie leise, „würde ihn niemand für einen Gentleman halten.“
„Darling, wir sind hier auf einer Beerdigung“, erwiderte Hart. „Jeder trägt hier einen dunklen Anzug.“
„Hanrahan hat genauso wie Lord Randolph ein Motiv, Gwen und Frauen ihres Typs zu hassen“, fuhr sie fort. „Außerdem
Weitere Kostenlose Bücher