Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
sattzuhaben. Und obwohl Francesca ihm glaubte, hegte sie doch im Stillen die Befürchtung, dass er eines Tages einer Frau verfallen würde, die viel schöner wäre als sie. Tatsächlich war dies ihre größte Angst.
„Papa, ich finde es furchtbar, dass wir uns streiten. Ich kenne all deine Einwände, und wir wissen beide, dass er in Bezug auf Frauen bislang ein Schuft war. Aber du weißt auch, dass ich die erste Frau bin, die er um ihre Hand gebeten hat. Warum kannst du nicht sagen: Im Zweifel für den Angeklagten? Liegt die Verantwortung nicht auch bei mir, wenn ich einen Fehler mache?“
Er nahm ihre Hände in die seinen. „Ich bin so stolz auf dich. Du bist so schön, so fürsorglich und Anteil nehmend, Francesca. Obwohl ich wünschte, dass deine neue Beschäftigung weniger gefährlich wäre, hast du viele Menschenleben gerettet und Notleidenden zur Gerechtigkeit verholfen. Duund Hart, ihr habt überhaupt nichts gemein!“, rief er dann. „Ich verstehe, dass er dir den Kopf verdreht hat, doch was ist in zehn Jahren? Du hast dein Leben bedürftigen und unglücklichen Menschen gewidmet, die vom Schicksal weniger begünstigt wurden als du. Hart dagegen ist der selbstsüchtigste Mann, den ich kenne. Leidenschaft allein reicht nicht für eine erfolgreiche Ehe, Francesca, nicht auf lange Sicht.“
Sie entzog ihm ihre Hände. „Das ist unfair! Du beurteilst Calder einzig nach seinem Ruf. Du kennst ihn nicht einmal, Papa. Er hat sich mir gegenüber immer edelmütig verhalten. Wenn du ihn verurteilst, verurteilst du auch mich. Bitte vertrau mir doch.“
Plötzlich schien er den Tränen nahe. „Francesca, schon als Kind, als du ständig streunende Hunde und Katzen nach Hause gebracht hast, warst du viel zu großherzig und vertrauensselig. Ich glaube noch immer, dass Hart nur ein weiterer Streuner ist. Bist du sicher, dass du ihn wirklich auf diese Weise retten willst?“
Francesca wusste, dass sie Calders einzige wirkliche Freundin war – das hatte er zugegeben. Doch sie empfand anders für ihn als damals für die streunenden Tiere, davon war sie überzeugt. Wenn es nicht Liebe war, die sie für Hart empfand, wusste Francesca nicht, was es sonst sein sollte. „Wenn ich ihn damit rette, kann ich nicht anders. Aber du weißt auch, Papa, dass die feine Gesellschaft mich nie akzeptiert hat, nicht bis zu dieser Verlobung. Mamas Freundinnen und deren Töchter haben mich immer als Exzentrikerin behandelt und niemals auch nur versucht, mich in ihren Kreis aufzunehmen. Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass Hart mich rettet?“
Andrew sah sie überrascht an.
Beschwörend hob sie ihre Hand, und der Diamant an ihrem Ring reflektierte blitzend die Lichter im Raum. „Es fühlt sich so richtig an, mit ihm zusammen zu sein. Nicht aus Leidenschaft,sondern weil er mein liebster und bester Freund geworden ist. Ich flehe dich an, ihm eine Chance zu geben. Bitte. Gib Calder um meinetwillen die Chance, sich dir zu beweisen.“
Lange sah er sie schweigend an. Francesca stand ganz still, während sie innerlich betete, dass er einwilligen möge.
„Ich habe dich dein ganzes Leben als gleichberechtigt behandelt“, begann Andrew langsam. „Und auch wenn mein Herz mir zum Gegenteil rät, gebe ich nach. Du bist eine gescheite junge Frau, und ich hoffe nach wie vor, dass du zur Vernunft kommst, bevor es zu spät ist. Doch bis dahin werde ich Hart eine Chance geben – wenn du mit der Hochzeit ein Jahr war test.“
„Ein Jahr!“, keuchte Francesca entsetzt.
„Ein Jahr“, bestätigte Andrew ruhig. „Ich weiß, das klingt lang. Doch wenn du bedenkst, dass du eine Verpflichtung für den Rest deines Lebens eingehst, ist es kurz. Wenn du im nächsten Juni noch so empfindest wie heute, gebe ich dir meinen Se gen.“
Mühsam verbarg Francesca ihre Bestürzung und rang sich ein Lächeln ab. „Danke, Papa. Ich danke dir sehr.“ Sie umarmte ihn fest.
Er hob mit dem Zeigefinger ihr Kinn an. „Ich war immer stolz auf deinen unabhängigen Geist“, sagte er seufzend. „Es war falsch, dir in dieser Angelegenheit meinen Willen aufzuzwingen, nachdem ich dich dein Leben lang zu eigenen Entscheidungen ermuntert habe.“
Francesca war gerührt. „Du hast mich zu dem gemacht, was ich bin, Papa. Dir verdanke ich alles.“ Sie küsste ihn auf die Wange und fühlte sich plötzlich frei und unbeschwert. Wenn sie ihr Verlangen zügeln konnte – oder Hart überreden, schon vor der Hochzeit mit ihr zu schlafen –, war die Wartezeit von einem
Weitere Kostenlose Bücher