Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
das, dass Bragg ebenfalls wusste, dass Hart sich letzte Woche mit Daisy gestritten hatte? Langsam und mit Bedacht sagte sie: „Ich habe gerade mit Rose und mit Daisys Personal gesprochen.“
„Gut. Dann weißt du, dass das Hausmädchen angegeben hat, dass Hart und Daisy sich letzten Donnerstagnachmittag gestritten haben, dass er eine Tür zertreten hat und sie in Tränen ausgebrochen ist. Ich weiß, dass Daisy kürzlich versucht hat, dich zu verletzen, Francesca, um Hart wiederzugewinnen. War Hart deshalb so wütend auf sie? Oder weil sie sich weigerte, das Haus zu verlassen, nachdem er ihr letzten Monat gesagt hatte, sie solle ausziehen?“
Schützend schlang Francesca die Arme enger um sich. Offenbar hatte Rick seine Hausaufgaben gründlich gemacht. „Er war verärgert. Ich war es auch. Doch keiner von uns war in Rage, Rick.“ Sie sah ihn an. „Daisy war meine Freundin – zumindest bis vor kurzem. In letzter Zeit war es schwierig mit ihr. Doch Hart zeigte keinerlei Neigung, sich mit ihr abzugeben.Wie du weißt, ist er, abgesehen von letztem Donnerstag, monatelang nicht mehr bei ihr gewesen.“
„Doch das wissen wir nicht ganz genau, oder?“ Er blieb unnachgiebig. „Daisy hat dem Personal immer freigegeben, wenn sie Hart empfing. Sie gab ihnen zwei-, drei-, manchmal sogar viermal die Woche frei. Es ist für jeden schwer, zu erfahren, wen sie an diesen Abenden erwartete. Ich reite nicht gern auf diesem Punkt herum, doch Hart könnte ein regelmäßiger Gast gewesen sein.“
„Warum tust du das?“, brachte Francesca fassungslos heraus. „Warum unterstellst du, dass Hart hinter meinem Rücken eine Affäre mit Daisy hatte? Du bist wieder glücklich, du hast deine Frau und deine Ehe zurück. Sicherlich willst du nicht mich. Warum also kannst du Hart und mich nicht in Ruhe lassen? Ich bin glücklich, Rick!“
„Bist du das wirklich, Francesca? Vertraust du Calder wirklich, aus tiefstem Herzen? Hast du die Polizei gestern Nacht deshalb angelogen? Wenn du aufrichtig an seine Unschuld glauben würdest, hättest du nicht die Polizei angelogen – mich nicht angelogen –, nur um ihn zu beschützen.“
Sie erstarrte. „Wovon sprichst du?“
„Es tut mir leid, Francesca, aber ich habe heute Morgen mit deinem Vater gesprochen. Ihr seid gestern Abend erst gegen Mitternacht nach Hause gekommen. Daher ist es einfach nicht möglich, dass du bereits um Mitternacht bei Daisy eingetroffen bist. Du konntest frühestens um halb eins da sein.“
Voller Verzweiflung schloss sie die Augen.
„Wie konntest du mich belügen?“, fragte Bragg gekränkt. „Nach allem, was wir erlebt haben! Bin ich es, dem du nicht vertraust?“
Sie öffnete die Augen wieder, und ihr Blick hielt dem seinen stand. „Es war schrecklich, dich anzulügen. Aber ich weiß, wie rasch du und Hart euch an die Gurgel geht! Du solltestdiesen Fall nicht bearbeiten, wenn du persönlich betroffen bist und nicht objektiv bleiben kannst, weil du insgeheim beabsichtigst, deinen Bruder fertigzumachen.“
„Ich habe nicht die Absicht, irgendjemanden fertigzumachen“, entgegnete Bragg wütend. „Und ich hoffe um deinetwillen – und auch um meines Vaters, um Grace’ und um Rourkes willen –, dass Hart unschuldig ist. Aber verdammt noch mal, Francesca, es sieht nicht gut aus! Was zum Teufel hat er dort überhaupt gemacht, und warum war er eine ganze Stunde da?“
„Der Leichenbeschauer sagt, sie wurde zwischen sieben und neun ermordet“, warf sie ein. „Nicht zwischen elf und Mitternacht!“
„Ich kann mir diverse gute Gründe vorstellen, warum der Mörder zum Tatort zurückkam“, fuhr Bragg sie an.
„Er ist dein Halbbruder“, rief Francesca verzweifelt. „Rick, du bist bei allen anderen so großzügig! Warum plädierst du bei einem Fremden im Zweifel für den Angeklagten, gönnst deinem Bruder diesen Vorteil aber nicht? Spürst du in deinem Herzen denn nicht den Wunsch, ihm zu helfen, ihn glücklich zu sehen?“
„Sprechen wir über den Fall oder über deine Zukunft und deine Hochzeit? Francesca, du hast dich entschieden, dich mit einem gefährlichen, schwierigen Mann einzulassen. Ich habe dich gewarnt. Dein Vater ebenfalls. Doch du kannst unglaublich stur sein und hast dich so entschieden. Ich hoffe, dass Hart unschuldig ist, doch ich mache mir keine Illusionen über ihn – wie du das offenbar tust. Vielleicht solltest du dich von diesem Fall zurückziehen, wenn du persönlich so sehr betroffen bist.“
Sie war den Tränen nahe.
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