Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
noch eine Formalität. Und obwohl sie die Korruption im städtischen Justizsystem verabscheute, konnte sie jetzt nicht über ihre Heuchelei nachdenken. Sie wollte unbedingt, dass Hart entlassen wurde. In ein paar Stunden würde er frei sein, und nie war sie dankbarer gewesen. Doch als sie seinen Blick auffing, fiel ihr auf, dass er sie zweifelnd musterte. Denn er wusste sehr wohl, dass sie eine gerechte und saubere Verhandlung gewählt hätte, und dachte jetzt sicher darüber nach, wie wütend sie die Bestechung machte.
„Die Beweise sprechen gegen mich. Du kannst nicht beides haben“, sagte er. „Kein Richter, der noch bei Trost ist, würde mich jetzt freilassen.“
Spontan griff sie nach seinem Arm. Seine Ärmel waren heruntergerollt, doch die Handschellen waren offen. „Das muss nicht notwendigerweise so sein, doch ich werde nicht mit dir streiten. Ich will dich hier raushaben. Ich kann es akzeptieren, Cal der.“
Als er zur Seite sah, bemerkte sie einen Ausdruck in seinen Augen, der wie Angst aussah. Aber sie hatte Hart niemals ängstlich erlebt. Sicher hatte sie sich das nur eingebildet.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich je den Tag erleben würde, an dem du für mich deine moralischen Grundsätze aufgibst.“
Das alarmierte sie. Weil Hart es als weiteren Beweis dafür sehen würde, dass er sie nur mit hinunterzog. Sie dachte an die Lüge, zu der sie Alfred ermuntert hatte. „Du wurdest für einen Mord eingesperrt, den du nicht begangen hast. Du bist unschuldig im Gefängnis!“
Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu, der alles sagte: Er glaubte, dass sie ihm zuliebe ihre Werte verraten hatte.
„Die Gillespies sind in der Stadt“, wechselte sie das Thema. „Ich habe gerade mit ihnen gesprochen und bin jetzt auf dem Weg zu Rose. Was den Richter betrifft, bin ich misstrauisch. Dass er nichts davon wusste, dass seine Tochter unter anderem Namen in dieser Stadt lebte, ist meiner Meinung nach eine Lüge. Und Daisys Schwester weiß etwas oder will etwas von mir, dessen bin ich mir sicher.“
„Glaubst du, dass der Richter seine eigene Tochter umgebracht hat?“, fragte Hart scharf.
„Nein, das nicht, obwohl Bragg die Möglichkeit nicht ausschließt. Es wäre vermutlich sehr peinlich gewesen, wenn die Öffentlichkeit von seiner Beziehung zu Daisy erfahren hätte.“
„Sie war eine brennende Zündschnur, Francesca, wenn man seinen Beruf und seine Reputation berücksichtigt“, sagte Hart. „Aber ich kann mir keinen Vater vorstellen, der sein eigenes Kind ermordet.“
Sie wusste, dass er an sein eigenes ermordetes Kind dachte. „Man darf trauern, Calder.“
„Normalerweise bist du diejenige, die solche Schlüsse wie Bragg zieht“, sagte er und ignorierte ihre letzte Bemerkung.
„Ich weiß. Doch ich habe Rose im Verdacht. Zumal jemand dich reingelegt hat“, erwiderte sie.
„Meine Affäre mit Daisy war kein Geheimnis. Wer auch immer sie ermordet hat und den Verdacht auf jemand anders lenken wollte, konnte sich leicht ausrechnen, dass er davonkommen könnte, wenn er auf mich zeigt.“
„Dieser Jemand hat ein Messer in deiner Kutsche versteckt“, erinnerte ihn Francesca.
„Hat die Polizei ermittelt, ob es die Tatwaffe ist?“
„Noch nicht. Ich glaube auch nicht, dass sie das bestimmen können, aber ich glaube, sie können es nachweisen, wenn es nicht die Mordwaffe ist.“
Er lächelte sie an, nur ein kleines bisschen.
Ihr Herz machte einen freudigen Satz. Das war sein altes, schmerzhaft vertrautes Lächeln. „Was ist?“
„Niemand ist zielbewusster als du, wenn du ermittelst, Francesca.“
„Ich kann nichts dagegen tun. In meinem Kopf kreist Gedanke um Gedanke. Hart, ich muss dich etwas zu Daisys Finanzen fragen.“
Er nickte. „Was ist damit?“
„Im Mai hat sie achttausend Dollar auf ihr Konto eingezahlt und zehn Tage später weitere zwölftausend. Hast du ihr diese Summen gegeben?“ Innerlich betete sie, dass dem nicht so war.
Offensichtlich überraschte ihn diese Information. „Nein, das habe ich nicht. Warum sollte ich?“
„Gott sei Dank“, rief sie erleichtert. „Ich hatte Angst, dass du sie vielleicht auszahlen wolltest.“
„Wofür? Weil sie uns das Leben schwer machte? Weil sie sich weigerte, das Haus aufzugeben? Ich bin ein geduldiger Mann, Francesca. Und wenn ich es wirklich auf eine Auseinandersetzung mit ihr abgesehen hätte, wäre ich einfach nicht länger für ihren Haushalt aufgekommen. Aber ich hatte entschieden,sie nicht noch mehr gegen mich
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