Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
ich Evan zum Essen einlade und ihn mit Geschichten von unseren Abenteuern in Europa unterhalte?“
Bartolla wurde bleich, und Leigh Anne wusste, dass sie den Wink verstanden hatte.
Mit sechzehn hatte Bartolla einen sechzigjährigen italienischen Grafen geheiratet. Einen Monat nach dieser gesellschaftlich viel beachteten Hochzeit hatte sie eine Reihe von Affären begonnen und sich wenig um Diskretion bemüht. Die Affären währten drei Jahre lang, bis zum Tod des Grafen, der davon nichts gewusst zu haben schien – vielleicht war es ihm aber auch egal gewesen.
Dass sie sich zu Erpressung herabließ, fand Leigh Anne furchtbar. Doch sie hatte keine Wahl.
„Ich werde alles abstreiten“, sagte Bartolla schließlich.
„Ich werde ihm die Wahrheit sagen, Bartolla. Ich tue dies wirklich nicht gerne. Doch ich brauche unbedingt fünfzehntausend Dollar – und ich brauche sie heute Abend.“
Vor Zorn presste Bartolla die Lippen zusammen. „Evan wird dir nicht glauben.“
Leigh Anne blieb stumm.
„Warum willst du meine Chancen auf eine Hochzeit mit ihm zerstören?“, rief sie.
„Das will ich doch gar nicht. Ich brauche nur das Geld. Bitte.“
Bartolla war jetzt weiß wie ein Laken. „Ich erwarte ein Kind, Leigh Anne. Jetzt bitte ich dich um einen Gefallen – sag Evan nichts.“
„Wenn du mir das Geld nicht leihst, werde ich Evan von all deinen Affären erzählen, von jeder einzelnen, und ich werde ihm Namen nennen“, drohte Leigh Anne. „Pierre Maurier ist übrigens in der Stadt.“
Obwohl es kaum möglich schien, wurde Bartolla noch bleicher. „Ich kann dir das Geld nicht geben.“
„Ich fürchte, dann wird Evan von deinen früheren Treulosigkeiten erfahren.“
Bartolla schien den Tränen nahe. „Glaubst du denn, ich lebe hier freiwillig im Nirgendwo?“, rief sie. „Ich habe kein Vermögen! Ich bin pleite, und zwar völlig. Mein Leben als reiche Witwe ist nichts als Heuchelei! Mein Mann hat mir eine winzige Pension hinterlassen, eine winzige Pension, Leigh Anne. Alles andere hat er seinen Kindern vermacht, verflucht seien sie alle!“
Noch während Francesca und Homer an der offenen Tür standen, hörte Francesca, wie jemand langsam den Ziegelweg zum Haus hinaufkam. Sie drehte sich um und erblickte eine Frau mit mittelbraunem Haar. Als sie Daisys Schwester Lydia erkannte, weiteten sich ihre Augen vor Staunen.
Lydias bräunliches Haar war zu einem strengen Knoten zusammengebunden, und sie trug ein schwarzes Trauerkleid, das ihr sehr gut stand. Trotz des olivfarbenen Teints wirkte ihr Gesicht blass, und sie sah nervös und angespannt aus, alssie sich dem Haus näherte. Schnell ging Francesca ihr entgegen, um sie zu begrüßen. „Miss Gillespie! Das ist eine Überraschung. Kann ich Ihnen helfen?“ Dies war eine Gelegenheit, und das wusste sie.
Mit großen Augen schaute Lydia in das Haus hinein. Dann erst sah sie Francesca an. „Hier also hat Honora gelebt.“
Francesca nickte und lugte zur Straße, wo ein Einspänner am Bordstein wartete. „Sie sind allein?“
„Ja. Ich musste sehen, wo meine Schwester gelebt hat.“ „Dann kommen Sie herein“, forderte Francesca sie freundlich auf und warf einen verstohlenen Blick auf Lydias Profil. Genau wie gestern wirkte sie bekümmert und verzweifelt. „Wie geht es Ihren Eltern?“
In der Eingangshalle hielt Lydia inne und betrachtete den venezianischen Spiegel, das erlesene Tischchen und die Palme in der orientalischen Vase. „Sie trauern. Honora hat es sich gut gehen lassen, wie es aussieht.“
„Ja“, erwiderte Francesca vorsichtig.
Nun sah Lydia sie an. „Sie sagten, Sie waren Freundinnen?“
„Auf gewisse Weise. Ich mochte D – Honora – auf den ersten Blick.“
„Warum? Sie war wohl kaum eine Lady.“
„Ich beurteile Bücher nicht nach ihrem Umschlag, Miss Gillespie“, sagte Francesca. „Und Daisy – entschuldigen Sie! –, Ihre Schwester war faszinierend. Sie war voller Widersprüche. Sie stammte offensichtlich aus gutem Hause, war gütig und großzügig. Und sie hat mir bei einer früheren Ermittlung geholfen.“
„Ich verstehe nicht, warum Sie sie mochten. Wie konnten Sie sie mögen, wenn sie die Geliebte Ihres Verlobten war?“
Francesca seufzte. „Ich nehme an, Sie haben die Zeitungen bereits gelesen?“
„Er hat sie hier ausgehalten. Ihr Verlobter.“
„Hart hat mit Ihrer Schwester im Februar Schluss gemacht, bevor er mir seinen Antrag gemacht hat.“
„Doch sie hat weiter hier gewohnt, in diesem Haus. Das ist
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