Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
überzeugt, dass sie an etwas Wichtigem dran war.
„Ich sollte gehen. Ich sollte gar nicht hier sein. Mutter braucht mich.“ Damit ging Lydia in Richtung Tür.
„Lydia, warten Sie! Was hätten Sie getan?“ Francesca hielt sie am Arm fest.
„Ich weiß nicht, warum sie Zeitungsartikel über unseren sVater ausgeschnitten hat.“ Plötzlich wirkte Lydia wütend. „Warum geben Sie es nicht zu, Miss Cahill? Sie sind nicht die Richtige, um in diesem Fall zu ermitteln. Alle Beweise deuten auf Ihren Verlobten. Sie sind wohl kaum objektiv.“
„Ich kenne Hart“, sagte Francesca mit Nachdruck. Sie ärgerte sich, dass sie ihn vor Lydia verteidigen musste. „Und er ist unschuldig. Wollen Sie den Mörder Ihrer Schwester nicht finden?“
Unwillig schüttelte Lydia Francescas Hand ab. „Ich muss wirklich gehen. Ich habe Mutter allein im Hotel zurückgelassen, und das ist nicht gut.“
„Wo ist Ihr Vater jetzt?“
Francesca entschied, Lydia das zu fragen, was sie den Richter fragen wollte. „Wussten Sie, dass Ihr Vater Daisy hier im Mai besucht hat? Nicht nur einmal, sondern zweimal? Wussten Sie, dass er sie gefunden und getroffen hatte?“
Lydia wurde bleich, was Antwort genug war. Sie hatte es also gewusst. Wodurch der Morast von Familiengeheimnissen noch tiefer geworden war.
Das Abendessen war immer eine besonders hektische Angelegenheit – manchmal hatte Maggie den Eindruck, dass der kleine Küchentisch ein Eisenbahnwaggon in voller Fahrt wäre. Heute gab es eine Suppe aus Hammelknochen, Zwiebeln und Kartoffeln, dazu einen Laib warmes Brot. Der siebenjährige Matt half Lizzie mit ihrem Löffel. Offensichtlich wollte Lizzie nicht essen, und das gab sie lautstark zu verstehen. Angestachelt vom Geschrei seiner Schwester, benahm sich der fünfjährige Paddy, als wäre er drei, rührte wild in seiner Suppe herum und kicherte laut. In hohem Bogen schwappte die Suppe über den Teller auf den Tisch. Nur Joel, der zum Essen hatte da sein wollen, fehlte in ihrer Runde.
Voller Liebe sah Maggie ihre drei wunderbaren Kinder an und dachte an die unglaublichen Drohungen der Countess. Noch jetzt überlief es sie eiskalt. Sie ging zu Paddy, um ihm den Löffel wegzunehmen. „Ich bin sehr stolz auf diese Suppe“, ermahnte sie ihn. „An den Knochen ist viel Fleisch. Wenn du sie heute Abend nicht isst, dann vielleicht morgen zum Frühstück.“ Dank des neuen Auftrags von Mrs Bragg konnte sie ihren Kindern fast täglich gesundes Essen bieten. Sie hatte sogar eine Dose grüne Bohnen in die Suppe gegeben. Dosengemüse war teuer; bisher hatte sie es sich nicht leisten können.
Mit ernster Miene sah Paddy sie an. Er hatte die gleichen roten Haare und blauen Augen wie sie, und er schien auch ihr etwas schüchternes Wesen geerbt zu haben.
„Du weißt, dass ich es ernst meine“, sagte sie, tätschelte dabei jedoch liebevoll seine Schulter.
Seufzend nahm Paddy seinen Löffel und begann zu essen. „Lizzie ist nicht hungrig, Mama“, verkündete Matt. Ebenso wie Joel hatte er das dunkle Haar und die helle Haut vom Vater geerbt. „Wo ist Joel?“
„Er ist natürlich bei Miss Cahill“, erwiderte Maggie mit einigem Stolz. Einst war ihr Sohn ein Taschendieb und ständig auf der Flucht vor der Polizei. Seine Verwandlung in den letzten Monaten erstaunte sie noch immer und war Anlass der Freude und der Erleichterung. „Falls ihnen nichts dazwischen gekommen ist, wird er sicher jeden Moment hier sein.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, klopfte es an der Tür.
Joel hatte einen Schlüssel. Sofort verdoppelte sich Maggies Herzschlag. Sie hatte Angst, die Tür aufzumachen und sich der gemeinen, kaltherzigen Countess gegenüberzusehen.
Als sie die Tür öffnete, fiel sie fast hintenüber. Vor ihr stand Evan Cahill.
In der Hand hielt er eine braune Einkaufstüte und einenkleinen Blumenstrauß.
Atemlos wanderte ihr Blick von den Sachen in seiner Hand zu seinem dunklen, hübschen Gesicht. Warum er nach all der Zeit gekommen war, verstand sie nicht. Doch plötzlich fiel ihr der Kuss wieder ein. Und die Countess.
„Ich weiß, dass ich störe“, sagte er sanft, und seine blauen Cahill-Augen ruhten auf ihr. Musterten sie. Da sie ihn gut kannte, bemerkte sie sofort, dass er traurig war. „Hallo, Maggie.“
Noch nie hatte er ihr Blumen mitgebracht. Sie konnte sie nicht annehmen – er dürfte gar nicht da sein! Gleichzeitig hatte sie ihn schrecklich vermisst – nur als Freund –, und auch den Kindern hatte er gefehlt. Doch er
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