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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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entgegenzutreten.
    „Danke“, wisperte Francesca. Nie hatte sie ihre Mutter mehr ge liebt.
    „Sir, Commissioner Bragg ist für Sie da.“
    Hart sah nicht auf. Er saß auf dem Sofa vor dem Kamin und starrte in die Flammen. In der Hand hielt er einen Brief. Er hatte die Post heute Abend gar nicht durchsehen wollen und es nur getan, um sich von der grauen Düsterkeit abzulenken, die sein Leben zu überwältigen drohte. Der Brief war gerade angekommen – und stammte von der Toten.
    Lieber Calder,
    du hast deinen Standpunkt sehr deutlich gemacht, und ich werde niemals wieder den Fehler begehen, mich dir persönlich zu nähern. Du willst dieses Kind nicht – unser Kind –, so wie du mich nicht länger willst. In deinem Leben gibt es jetzt Francesca. Alles dreht sich immer um Francesca, und ich könnte dir nicht gleichgültiger sein. Ich habe niemals erwartet, dass du sie aufgibst oder deine Zukunftspläne mit ihr änderst. Doch ich habe erwartet, dass du dich mir gegenüber großzügiger zeigst, wenn man bedenkt, dass ich nun deinen Bastard zur Welt bringe. Ich frage mich, was Francesca denken würde, was sie tun würde, wenn sie wüsste, dass ich dein Kind in mir trage.
    Natürlich wird sie das niemals erfahren, oder? Meine Lippen sind versiegelt. Denn ich erwarte, dass du dich als Gegenleistung für mein Schweigen sehr großzügig zeigst. Ich werde sogar in eine andere Stadt ziehen, solange das Haus, das du für mich und mein Kind unterhältst, auf meinen Namen läuft. Außerdem brauche ich eine deutlich erhöhte Apanage. Und schließlich würde ich ein Aktienpaket deiner Versicherungs- und Eisen bahnunternehmen ebenso begrüßen wie Schatzbriefe.
    Außerdem hätte ich gern das Tizian-Gemälde, das du mir einmal gezeigt hast.
    Sobald meinen Bedürfnissen Rechnung getragen wurde, werde ich mit Freuden in das neue Haus in eine Stadt deiner Wahl ziehen, und du wirst mich niemals wiedersehen müssen – oder deinen Sohn oder deine Tochter. Und natürlich wird Francesca niemals die Peinlichkeit erleben müssen, mir oder unserem Bastard auf der Straße zu begegnen.
    Daisy
    Der Brief trug das Datum vom 30. Mai. Daisy hatte ihn geschrieben, nachdem er voller Wut über die Nachricht ihrer Schwangerschaft aus dem Haus gestürmt war.
    Es schmerzte so sehr, dass er es kaum aushielt. Angesichts von Daisys Tod konnte es ihm kaum gleichgültiger sein, dass sie es gewagt hatte, ihn zu erpressen, geschweige denn eines seiner Lieblingsgemälde zu verlangen.
    „Sir? Commissioner Bragg ist hier und möchte Sie sprechen. Soll ich ihm sagen, dass Sie nicht gestört werden wollen?“, fragte Alfred besorgt.
    Hart schloss die Augen und rang nach Fassung, doch die Trauer, die in ihm aufwallte und die er so entschieden verleugnet hatte, brannte wie heiße Lava in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    Doch Hart gewann den Kampf. Als er sich erhob, fragte er sich, wie viele Kämpfe mit sich selbst er noch gewinnen konnte. Er steckte den Brief in die Innentasche seiner Jacke und sah den Butler an. „Schicken Sie ihn herein“, sagte er. Vielleicht hatte Bragg gute Neuigkeiten – und er hatte eine angenehme Unterbrechung bitter nötig.
    Kurz darauf stand Bragg auf der Schwelle der Bibliothek. An seinem angespannten Gesichtsausdruck erkannte Hart, dass er keine guten Neuigkeiten erwarten durfte. Um seiner bösen Vorahnung nicht zu erliegen, nickte er ihm zu. „Scotch?“
    „Danke, ja“, nahm sein Halbbruder die Einladung an.
    Hart ging zu dem vergoldeten Barwagen, wo er zwei doppelte Whiskeys eingoss, reichte seinem Bruder ein Glas und hoffte, dass ihm sein Lächeln gelang. Für die Polizei wäre der Brief ein gefundenes Fressen, dachte er grimmig. Als wollte ihn das Schicksal für die Sünden seines früheren Lebens bestrafen, indem es ihm ein Verbrechen anhing, das er nicht begangen hatte.
    Bragg nahm einen Schluck. „Geht es dir gut?“, fragte er vorsichtig.
    Hart rang sich ein Lächeln ab. „Es ging mir nie besser.“ Sein Lächeln erstarb. „Ich hatte eigentlich gehofft, du brächtest gute Neuigkeiten.“
    „Das tue ich“, sagte Bragg. „Das Messer, das wir in deiner Kutsche gefunden haben, ist nicht die Mordwaffe.“
    „Man sollte meinen, dass wer auch immer mich reinlegen wollte, so schlau gewesen wäre, es mit der Mordwaffe zu tun.“
    „Ja, das sollte man.“ Bragg trank sein Glas aus. „Darf ich?“
    „Bedien dich“, entgegnete Hart. Er beobachtete, wie sein Bruder sein Glas wieder auffüllte und bemerkte,

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