Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Verstand sagte ihm, dass Rick recht hatte, doch er konnte es noch immer nicht akzeptieren, geschweige denn verstehen.
„Was macht ihr zwei da?“, fragte Rourke von der Tür.
Er trat näher, wobei sein Blick zwischen den beiden Brüdern und dem Geld auf dem Schreibtisch hin- und herwanderte. Hart verzog keine Miene und legte seine Hand auf die Geldbündel. „Du solltest die gesellschaftlich hochgeschätzte Sitte des Anklopfens nutzen“, sagte er.
Damit traf er Rourke. „Die Tür war halb offen. Das ist eine Menge Bargeld.“
Die Bemerkung ignorierend, holte Hart einen Diplomatenkoffer hervor, den er auf den Schreibtisch legte, öffnete und das Geld darin verstaute.
„Das geht dich nichts an, und ich erwarte absolute Diskretion von dir“, sagte Bragg.
Unsicher sah Rourke seinen Bruder an. „Da scheint irgendwas faul zu sein.“
„Das geht dich nichts an“, wiederholte Hart Ricks Worte und schloss den Koffer.
„Na wunderbar!“ Rourke hob verärgert die Hände. „Ich muss mit dir sprechen, Calder.“
„Kann es nicht warten?“, fragte Hart, und dann sah er zweimal hin. Rourkes Miene war grimmig. Vor ihm stand nicht der kleine Bruder, sondern der Arzt. Sein Herz machte einen Satz vor Angst. „Geht es um Francesca?“
Rourke nickte. „Sie ruht sich jetzt aus, doch ihr beide solltet wissen, dass sie heute Nachmittag überfallen wurde.“
Connie hatte darauf bestanden, dass sie Karten spielten. Francesca hatte Kartenspiele noch nie gemocht, und bislang hatte ihre Schwester jedes Spiel gewonnen, während sie über das Motiv und die Identität ihres Angreifers nachsann, über das Geld von Albany und über Gillespies Lüge. Ohne Schuhe und Strümpfe saß sie mit angewinkelten Beinen auf dem Sofa. Ihr Kopf schmerzte kaum noch. Eine Schlussfolgerung schien ihr unwiderruflich: Das Geld hatte mit dem Mord an Daisy zu tun. Warum sonst sollte sie jemand daran hindern, die Quelle des Geldes ausfindig zu machen? Und war der Überfall eine Warnung – oder ein Mordversuch?
Connie seufzte, als es an der Eingangstür klopfte. „Das muss Hart sein.“ Sie legte ihre Karten auf dem Tischchen zwischen ihnen ab.
Auch Francesca glaubte das. Doch dann hörte sie Stimmen in der Halle. Bragg fragte nach ihr, und sie war enttäuscht. Doch sie mussten über den Fall beraten, je früher, desto besser.
Connie blickte sie an. „Es ist der Commissioner“, sagte sie sanft, erhob sich und ging zur Tür des Salons, wo Bragg und Hart erschienen. Nachdem Connie sie begrüßt hatte, verließ sie den Raum.
Offensichtlich besorgt, suchte Hart sofort Francescas Blick. Bevor er etwas sagen konnte, lächelte sie ihm zu. „Es geht mir gut.“
„Es geht dir nicht gut!“, rief er und kam zu ihr. „Rourke sagte mir, dass man dir auf den Kopf geschlagen hat. Er hältes für möglich, dass du eine Gehirnerschütterung hast! Was ist passiert?“ Er setzte sich in den Sessel, den ihre Schwester freigemacht hatte, griff nach ihrer Hand und musterte besorgt ihr Gesicht.
Sie war sicher, dass er nicht bewusst nach ihrer Hand gegriffen hatte. „Ich kam aus der Bank, bei der Daisy ihr Konto hatte“, sagte sie. „Jemand schlug mir auf den Hinterkopf, mit einem Silberbecher, als ich gerade Raoul winkte. Der hat den ganzen Vorfall beobachtet und mich in die Kutsche gebracht.“
„Dafür könnte ich ihn entlassen“, schäumte Hart mit kaum gezügelter Wut. „Er soll dich beschützen!“
„Wie hätte er den Überfall denn verhindern können?“, rief Francesca. „Er hat an der Straße gewartet, und ich war auf dem Gehweg. Das war nicht sein Fehler.“
„Hast du den Angreifer gesehen?“, fragte Bragg ruhig.
Sie fing seinen Blick auf. „Nein. Ich sah seine oder ihre behandschuhte Hand – und wir haben einen verbeulten Rasierbecher auf der Straße gefunden. Raoul hat den Angreifer kurz aus der Ferne gesehen und glaubt, dass es eine Frau gewesen sein könnte oder ein schlanker kleiner Mann. Rick, Gillespie ist eher klein und von mittlerer Statur. Der Angreifer trug einen Umhang und einen Filzhut.“
„Du denkst, dass es Richter Gillespie war?“, fragte Hart scharf.
„Irgendjemand möchte verhindern, dass ich mehr über Daisys Kontoeinzahlungen im Mai erfahre. Insofern bin ich sicher, dass sie mit dem Mord zusammenhängen“, erklärte Francesca bestimmt.
Bragg und Hart tauschten einen fragenden Blick.
„Die eigentlichen Neuigkeiten habe ich ja noch gar nicht erwähnt!“ Mit einem triumphierenden Lächeln sah sie zwischen
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