Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
einem Montag. Ich verabschiedete mich von ihr vor ihrer Haustür.“ Auf einmal erhob er seine Stimme. „Je eher wir heiraten, umso besser. Je schneller sie bei mir einzieht, umso eher wird sie in Sicherheit sein! Mir gehört dieses Haus hier“, fügte er stolz an. „Die beiden oberen Stockwerke sind Wohnraum, und hinter dem Haus gibt es noch einen Garten. Im Frühling blühen dort die Rosen.“
„Dann haben Sie sich auf der Straße verabschiedet und sind nicht nach oben bis zu ihrer Wohnung mitgegangen?“, vergewisserte sich Francesca.
Er errötete. „Ich wollte nicht aufdringlich wirken und sie bedrängen. Ich weiß, Francis schätzt meinen Respekt sehr.“
„Fiel Ihnen auf der Straße jemand auf? Irgendjemand, der sich dort herumtrieb?“
„Nein.“
„Denken Sie bitte gründlich nach, Mr Wilson. Was für ein Tag war dieser Montag?“
„Es war kalt und windig. Sie fror, weil ihr Mantel nicht dick genug war. Der Himmel war grau, aber nicht auf die Art, die Regen erwarten lässt. Wie sehr ich doch wünschte, ich hätte sie nach oben begleitet?“, sagte er voller Leidenschaft.
Sie griff tröstend nach seiner Hand, die wie erwartet glatt und frei von Schwielen war. „Sie konnten doch nicht ahnen, dass ihr etwas zustoßen würden. Gab es irgendwelche Passanten?“
„Ja, zwei Verkäuferinnen, die sich etwas erzählten und ausgelassen kicherten. Sie waren sehr hübsch, deshalb fielen sie mir auf.“ Er sah zur Seite, als habe er sich eines Verbrechens schuldig gemacht.
„Was trugen die beiden?“, hakte sie in der Hoffnung nach, dass sein Gedächtnis weitere Details ans Tageslicht brachte. Dass ihm die beiden Verkäuferinnen aufgefallen waren, fand sie auch so schon interessant.
„Graue Röcke, glaube ich … nein, mehr blau … ein Blaugrau.“ Plötzlich lächelte er. „Eine von ihnen trug einen Tweedmantel, und ich glaube, sie war rothaarig.“
Margaret Cooper war ebenfalls rothaarig gewesen. „Und sonst sahen Sie niemanden?“
Er wurde ernst. „Warten Sie, Miss Cahill.“ Er kniff die Augen zusammen, als denke er angestrengt nach. „Ja, ich glaube, wir rempelten jemanden an. Wir lachten noch, nachdem die Verkäuferinnen bereits gegangen waren. Ich lud Francis zum Essen ein, und als wir uns umdrehten, rempelten wir jemanden an … nein, jemand rempelte uns an … ein Mann, ein großer Herr. Er bat um Verzeihung, er war Engländer … oder Ire. Ich bin mir nicht sicher, aber ich weiß, er war kein Amerikaner.“ Dann zuckte er mit den Schultern. „Ich fürchte, mit mehr kann ich nicht dienen. Zwei Verkäuferinnen und ein Herr mit Melone.“
Francesca fröstelte. War Sam Wilson jemand, der es verstand, die Wahrheit meisterlich zu verdrehen? War er ein geschickter Lügner? Hatte er sich diese Geschichte gerade ausgedacht? Oder war er ein tüchtiger Uhrmacher, der eine hübsche Verkäuferin liebte, die gerade halb so alt war wie er? Hatte Sam Wilson erst Francis und dann Kate überfallen und schließlich Margaret Cooper getötet? Oder hatte er ihr soeben eine Beschreibung des Schlitzers geliefert – eines Herrn mit ausländischem Akzent und Melone?
Oder traf womöglich nichts davon zu?
„Mr Wilson, wohin gingen Sie, nachdem Sie sich von Francis verabschiedet hatten?“
„Nun, ich hielt eine Droschke an und ließ mich nach Hause fahren.“
Sie betrachtete ihn aufmerksam, dann erklärte sie: „Ich muss Sie leider fragen, wo Sie am Abend des 14. April waren, ebenfalls ein Montag.“
Er stutzte, dann fuhr er sie an: „Was soll das geben, Miss Cahill? Halten Sie mich etwa für den Schlitzer?“
„Das habe ich mit keinem Wort gesagt“, erwiderte sie ruhig. Sein plötzlicher Ausbruch überraschte sie, doch dann sah sie, wie ihm Tränen in die Augen traten.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich an jenem Abend gemacht habe! Warum auch? Die meisten Abende verbringe ich hier in meiner Werkstatt, um an meinen Uhren zu arbeiten. Manchmal gehe ich zu meinem Sohn, um dort zu essen, aber das habe ich schon länger nicht mehr gemacht. Ich denke, es dürfte gut einen Monat her sein.“
Sein Gesicht war gerötet. Francesca dachte unwillkürlich, dass der Schlitzer sich bestimmt ein gutes Alibi zurechtlegen würde, oder nicht?
Auf einmal begann eine Uhr zu schlagen, dann stimmten Hunderte weitere ein, um zu verkünden, dass es 17 Uhr war.
Hart würde in einer Stunde bei Sarah eintreffen, um die Enthüllung ihres Porträts zu erleben.
Francesca straffte die Schultern und sagte: „Ich
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