Es wird Dich rufen (German Edition)
eines Geheimnisses waren, das ihnen zu Ruhm und Macht verholfen hat!«
»Sie meinen dasselbe Geheimnis, das auch Abbé Saunière entdeckt hat?«
»Es mag so sein«, sagte Jean. »Sie sollten sich darüber mit Dr. Gerard Pellier unterhalten. Er leitet das Museum über den Templerorden unten in Arques. Wenn Sie mögen, kann ich Sie gerne miteinander bekannt machen!«
Mike stimmte zu.
»Gehen Sie zunächst einfach davon aus, dass die Tempelritter nicht ganz ohne Grund hier waren«, bemerkte Jean. »Und es war nicht das Tal, das sie hier überwachten.«
»Was denn sonst?«, fragte Mike. Statt einer Antwort wandte Jean seinen Kopf in Richtung des Pic de Bugarach.
»Die Bewohner dieses Tals erzählen seit Generationen von einer Legende, die besagt, dass sich in diesem Berg die Tafelrunde befinden soll!«
»Die Tafelrunde auch noch?«, warf Mike ungläubig ein. »Aber soll die nicht in Großbritannien sein?«
»Wenn Sie nach den Epen über Parzival, König Artus und die Suche nach dem Gral gehen, dann haben Sie natürlich recht«, räumte Michelle ein. »Aber Sie sollten eines bedenken: Diese Legenden entstanden alle im Mittelalter und sie haben ihren Ursprung hier in Frankreich. Egal wer sie verfasst hat, er hat eine bestimmte Botschaft hinterlassen und zwar auf eine Weise, die für ihn ungefährlich war.«
»Michelle ist eine absolute Expertin auf diesem Gebiet«, sagte Jean.
»Sie sollten sich das gut merken!«
»Ein Mann namens Chretien de Troyes«, fuhr sie fort, »war einer der ersten, der einen Epos über Parzival schrieb. Troyes ist aber auch jene Stadt, in der einige Jahre zuvor der Orden der Tempelritter offiziell anerkannt wurde. Viele glauben nun, dass Chretien de Troyes, dessen Name wörtlich übersetzt der Christ aus Troyes heißen würde, Zugriff auf ein geheimes Wissen hatte, das es ihm ermöglichte, sein Epos zu verfassen. Es wäre in diesem Fall also keine Legende, sondern ganz reales Wissen – nur ein wenig verfremdet, damit es nur die verstehen, die selbst eingeweiht sind.«
»Das ist ja alles schön und gut«, wurde Mike ungeduldig, »Aber was soll das jetzt konkret mit der Tafelrunde zu tun haben?«
»Nun, manche gehen davon aus, dass die ganze Sage bewusst nach England verlegt wurde, obwohl sie sich eigentlich in Frankreich abgespielt hat«, erklärte Michelle.
Mike ging plötzlich ein Licht auf.
Soweit er wusste, gab es bis heute keinen verlässlichen, wissenschaftlich einwandfreien Beweis dafür, dass es einen König Artus in England wirklich gegeben hatte. Eine seltsam anmutende Tatsache, wenn man bedachte, dass es sich um einen der größten Könige des Landes handelte, dem nichts weniger als die Einheit seines Reichs gelungen war. Über die Taten anderer Könige – mit weit geringeren Verdiensten – gab es umfangreiche Berichte, die sich über die Jahrhunderte erhalten hatten. Warum also nicht über diesen großen König Artus?
»Es ist hier in Rennes-le-Château passiert?«, fragte er Michelle. »Das ist Ihre Schlussfolgerung«, zuckte sie mit den Achseln.
»Dieser Schluss liegt natürlich nahe«, mischte sich Jean ein. »Aber beweisen lässt er sich nicht.«
»Zumal es auch einige Dinge gibt, die – wie das bei einer Legende so üblich ist – wohl eher symbolisch verstanden werden müssen«, ergänzte Michelle und griff nach ihrem Rucksack, um einen Apfel herauszuholen. »Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was sich hinter dem legendären Avalon wirklich verbergen könnte?«
Avalon, jener geheimnisvolle Ort, an dem sich Artus nach seiner Verwundung aufhielt und über den die Sage berichtete, dass er nur durch einen schier undurchdringlichen Nebel zu erreichen war – und auch nur für diejenigen, die eingeweiht waren. Mike hatte vor einigen Jahren einen Roman darüber gelesen.
»Avalon ist lediglich ein anderes Wort für …«, Michelle stockte, spielte aber plötzlich betont auffällig mit dem Apfel in ihrer Hand.
»Sie wollen jetzt aber nicht behaupten, Avalon und Apfel sind gleichzusetzen?«, fragte Mike irritiert.
Michelle nickte.
Das berühmte Avalon sollte also keine Stadt sein?
»Aber was hat denn nun ein Apfel mit dieser ganzen Sache zu tun?«, hakte Mike nach. Sein Interesse war geweckt und er wollte die Zusammenhänge verstehen.
»Denken Sie an unseren Abbé Boudet und seine wahre Sprache der Kelten!«, betonte Michelle. »Avalon ist der Name des keltischen Paradieses: Das Apfelland! Für die Kelten war der Apfelbaum der Baum der
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