Es wird Dich rufen (German Edition)
Unsterblichkeit!«
»Die Frucht im Paradies!«
Plötzlich begriff Mike, was das alles miteinander zu tun hatte. War es nicht auch ein Apfel gewesen, den Adam und Eva unerlaubt vom Baum der Erkenntnis im Paradies genommen und gegessen hatten? War der Apfel die eigentliche Verbindung zu dem Geheimnis von Rennes-le-Château? Deutete diese Frucht womöglich auf ein gemeinsames Urwissen aller Religionen und Völker hin, das über Jahrtausende erhalten geblieben war und das nur denjenigen zur Verfügung stand, die darum wussten? War der Apfel als Symbol einer geistigen Frucht zu verstehen, deren Genuss im übertragenen Sinne Weisheit und Unsterblichkeit versprach?
»Dann ist vermutlich auch der Nebel von Avalon symbolisch zu sehen? Als eine Hürde, die man überwinden muss, um dorthin zu gelangen?«, vermutete Mike.
Es war das erste Mal, seitdem er Jean auf dem Parkplatz von Rennes-le-Château begegnet war, dass der alte Mann ungewohnt glücklich lächelte, wenngleich Mike keine Ahnung hatte, weshalb. Denn er konnte noch nicht wissen, dass er sich nun endgültig auf den Weg begab, der ihm vorbestimmt war.
Er hatte die erste richtige Frage gestellt und die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen. Das Amulett des Großmeisters, dessen durfte sich Jean nun sicher sein, hatte sich nicht getäuscht. Mike Dornbach war es, der sein Amt ausfüllen würde. Vergangenheit und Zukunft waren in seiner Person vereint. So, wie es immer war.
»Wenn Sie Avalon – oder besser gesagt – den Apfel gefunden haben, dann wissen Sie auch, was Saunière gewusst hat«, sagte Jean.
»Und wie kann ich ihn finden?«
»Sie müssen die Dokumente benutzen!«, ermutigte ihn Jean. »Sie sind wie das Licht, das in der Nacht leuchtet.«
»So, wie dieser Berg gelegentlich zu leuchten beginnt, wenn er die Seinen zu sich ruft«, schob Michelle nach.
Mike berührte einen der Steine, die von der alten Templerfestung übrig geblieben waren. Was hätten sie nicht alles zu erzählen, wenn sie nur sprechen könnten. Was hatten sie nicht alles erlebt – wurden Zeuge, wie alles um sie herum verging und nur die Erinnerung an jene Tage blieb, als die Mitglieder dieses mächtigen Ritterordens in ihren Mauern zuhause waren und dafür sorgten, dass kein Unbefugter dem Geheimnis des Berges zu nahe kam, dem Geheimnis des Pic de Bugarach. Oder – wie es die alten Legenden zu behaupten schienen – dem Geheimnis der Tafelrunde.
»Ich will Ihnen etwas verraten, junger Freund: Die Spuren des Geheimnisses sind alle hier im Süden Frankreichs zu finden. In dieser Gegend hat sich alles abgespielt, und wenn Sie herausfinden wollen, was es mit dem Gral auf sich hat, dann müssen Sie hier suchen! Die Tempelritter waren im Mittelalter nicht ohne Grund in dieser Region aktiv – ebenso wie die Katharer. Sie wussten, was sie hier zu beschützen hatten. Es war ihnen so wichtig, dass sie lieber in den Tod gingen, als das Geheimnis zu verraten!«
»Das Geheimnis um den Gral und die Tafelrunde«, wiederholte Mike andächtig.
»Es sind zwölf Ritter gewesen – und ein König«, erinnerte Jean. »So, wie es auch zwölf Apostel waren, die Jesus um sich versammelt hatte, als sie beim letzten Abendmahl beieinander saßen.«
»Die Tafelrunde ist also ein Hinweis auf das letzte Abendmahl?« »Symbolisch betrachtet«, nickte der alte Mann. »Vergessen Sie nicht, dass Josef von Arimathäa, den wir als Hüter des Grals kennen, beim letzten Abendmahl mit dem legendären Gefäß in Berührung kam!«
Mike verstand. Damit würde sich der Kreis schließen. Tafelrunde und Gral wären wiedervereint. So, wie es die Legende berichtete. Bei der Tafelrunde waren es die Ritter, die von König Artus ausgeschickt wurden, den Gral zu beschaffen, der am Tisch des letzten Abendmahls die Runde der zwölf Apostel verlassen hatte.
»Darf ich Sie beide etwas fragen?«
»Gerne!«, nickte Michelle. Und auch Jean schien nichts dagegen einzuwenden zu haben: »Sofern ich es beantworten kann?«
»Ich habe den Eindruck, dass Sie beide ziemlich viel über diese Sache wissen. Direkt gefragt: Kennen Sie das Geheimnis?«
Während Jean einen belanglosen Eindruck vermittelte und mit den Schultern zuckte, gestand Michelle: »Leider nein, Monsieur Dornbach. Ich habe nur viel darüber gelesen und kann das ein oder andere vermuten, aber wirklich wissen, worum es hier geht? Nein, das tue ich nicht.«
»Und Sie, Jean?«
»Wissen Sie, junger Freund, ich müsste Sie fragen, wann man von sich behaupten kann, dass man
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