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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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ein Geheimnis in seinem ganzen Umfang kennt. Wenn es ein göttliches Geheimnis ist, das sich in all seinen Facetten keinem Menschen erschließt, dann wäre es ohnehin vermessen zu meinen, man wisse Bescheid.«
    Mike nahm die wieder einmal kryptisch formulierte Antwort zur Kenntnis und beschloss, nicht weiter nachzuhaken – in der untrüglichen Annahme, dass er aus dem alten Mann auch jetzt nicht viel mehr herauslocken konnte. Jean pflegte offensichtlich immer nur das und nur genau so viel zu sagen, wie er mochte.
    »Aber grämen Sie sich nicht. Ich bin sicher, es wird der Moment kommen, in dem Sie verstehen, was ich damit meine!«
    Mike schmunzelte.
    Er fühlte sich mit diesem Satz in seine Kindheit zurückversetzt und erinnerte sich daran, wie sein Vater immer mit einem ganz ähnlichen Appell versucht hatte, seine Entscheidungen beim eigenen Nachwuchs durchzusetzen und dadurch jeden Ansatz von Kritik bereits im Keim zu ersticken.
    Michelle sah auf die Uhr. »Wir sollten weitergehen, Jean.«
    »Und wohin?«, wollte Mike wissen.
    »Ins Zentrum des Valdieu«, sagte Jean. »Ins Herz des Tal Gottes.«

32
    »Caroline, meine Gute! Wie geht es Ihnen?«
    Lange schon hatten sich die Besitzerin des Hotels und der Großmeister der »Bewahrer des Lichts« nicht mehr gesehen. Es mussten Monate seit ihrem letzten Zusammentreffen vergangen sein.
    Umso mehr freute er sich über die Begegnung, wenngleich sie unter keinen erfreulichen Umständen zustande kam, schließlich war er nur wegen der Machenschaften der »Söhne Luzifers« hier – und um die Dokumente in Sicherheit zu bringen. Jene Dokumente, die Caroline in diesem Moment in den Händen hielt, um sie dem Großmeister zu überreichen.
    Auf Jeans Bitte hin, hatte sie sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht, kurz nachdem Mike das Hotel am Vortag verlassen hatte. Da sie als Hotelbesitzerin Zweitschlüssel besaß – auch für sämtliche Safes – war es kein Problem für sie gewesen.
    »Danke«, sagte der Großmeister und nahm die Papiere entgegen. Trotz seiner Herkunft beherrschte er die französische Sprache nahezu perfekt und war ohne Weiteres in der Lage, sich fast wie ein Einheimischer mit Caroline zu unterhalten. Das war ihm ein tiefes Anliegen, schließlich war sie eine äußerst wichtige Person, die seit Jahren an der Seite Jeans für ihre gemeinsame Sache kämpfte – verborgen hinter der Fassade einer unverdächtigen Hotelbesitzerin.
    In solch schweren Momenten wie diesem, war der Großmeister erleichtert, dass er mit Jean einen so erfahrenen und großartigen Wächter an seiner Seite hatte, dessen Spürsinn bisweilen geradezu brillante Züge annahm.
    Von Beginn an hatte er geahnt, dass die Papiere im Hotelsafe nicht sicher waren. Keine Sekunde hatte der alte Mann daran geglaubt, dass es lediglich an Mikes Zerstreutheit gelegen hatte, dass das Fax plötzlich unauffindbar gewesen war, er die Übersetzung seines Chefredakteurs nur verlegt habe. Vielmehr war Jean davon ausgegangen, dass Mike schon zu diesem Zeitpunkt unter Beobachtung stand und die Vertreter der Söhne das Fax an sich genommen hatten.
    Es war ganz einfach seine Pflicht gewesen, die Originale in Sicherheit bringen zu lassen – allerdings ohne den Journalisten darüber in Kenntnis zu setzen. Nur seinem Großmeister hatte er davon berichtet, als sie gemeinsam beim Frühstück in der Villa Bethania saßen.
    Sorgfältig verstaute der Großmeister die Dokumente in seiner Aktentasche. Ähnlich wie der alte Jean behandelte auch er sie wie ein Kleinod, gab Acht, das kostbare Papier nicht zu verletzen, indem er es in einen extra dafür vorgesehenen wattierten Umschlag einfügte, den er sofort darauf mit heißem Kerzenwachs und dem Siegel der Bruderschaft verschloss.
    An diesem Abend noch, wenn er in Carcassonne war, um dem Bischof einen Besuch abzustatten, würde er die Dokumente vorübergehend bei diesem lassen. Geschützt vor dem Feind, so lange bis er sie erneut benötigte – für den neuen Wächter.
    »Möchten Sie einen Kaffee, Euer Eminenz?«, fragte Caroline. »Ich habe mir gerade einen gemacht.«
    »Sehr gerne«, sagte der Großmeister. »Und wenn es nicht zu unverfroren ist: Vielleicht hätten Sie auch ein Stückchen Ihres hervorragenden Gebäcks?«
    »Das sollen Sie bekommen«, freute sie sich. Der Großmeister hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ihre Backkunst besonders zu schätzen wusste.
    Während Caroline in der Küche verschwand, nahm der Großmeister auf der Veranda Platz. Die alte

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