Es wird Dich rufen (German Edition)
das Sternbild der Jungfrau ergeben. Oder denken Sie an die großen Pyramiden von Gizeh. Ein maßstabsgetreues Abbild des Oriongürtels!«
»Das wusste ich nicht!«, sagte Mike verblüfft.
»Jetzt wissen Sie es.«
»Und was heißt das?«
»Sie haben für diesen Tag genug gelernt!«, meinte der alte Mann.
»Bleiben Sie auf diesem Weg und ich bin mir sicher, Sie werden herausfinden, was Ihnen herauszufinden bestimmt ist.«
34
»Das war ein schöner und mehr als interessanter Nachmittag! Ich habe vieles gelernt!«, dankte Mike seinen beiden Begleitern, als sie ihre Rundwanderung am frühen Abend beendet und Rennes-le-Château wieder erreicht hatten.
Mike war von der langen Wanderung ein wenig erschöpft.
Jean und Michelle brachten ihn noch zu dem Parkplatz, auf dem er seinen Wagen abgestellt hatte.
Keine zehn Meter von ihnen entfernt, saß Feline allein auf einer Bank in der Sonne und war in ein Buch vertieft. Auf dem Kopf trug sie einen aus Palmenfasern geflochtenen Sommerhut. Während Jean und Michelle am Auto stehen blieben, näherte sich Mike Feline.
»Sag nicht, dass du schon wieder einen Korb bekommen hast«, scherzte er, woraufhin sie den Kopf hob.
»Na endlich!«, rief sie ihm entgegen. »Das wird auch so langsam Zeit! Ich warte schon eine ganze Ewigkeit.«
»Die wahre Ewigkeit, meine liebe Feline, ist nicht greifbar und schon gar nicht spürbar«, rief Jean lächelnd zu ihr hinüber, um sie mit diesen Worten ein wenig herauszufordern.
Doch Feline schnalzte nur mit ihrer Zunge und setzte sofort ihr Ich-bin-ein-wenig-beleidigt-Gesicht auf.
Als Mike sich zu ihr setzte, flüsterte Jean Michelle etwas zu.
»Wo ist dein neuer Lover?«, fragte Mike Feline.
»Der kommt gleich wieder!«, versicherte sie. »Er holt uns nur eine Kleinigkeit zu essen.«
»Und ich dachte schon, du hättest uns vermisst«, bemerkte er.
»Das habe ich tatsächlich!«
Mike gewann den Eindruck, dass sie es wirklich ernst meinte – auch wenn sie sofort nachschob: »Aber nur wegen des Hotels. Ohne dich komme ich ja nicht an meine Sachen.«
»Tut mir leid. Ich fahre gleich hin, dann regeln wir das.«
Feline schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. Sie suchte nach den richtigen Worten und Mike ließ ihr die Zeit, sie zu finden.
»Es tut mir leid, wenn ich dich die letzten Tage bedrängt habe. Ich hoffe, du bist mir deswegen nicht böse. Es war nur so ein Gefühl, das ich bis dahin noch nicht kannte und ... du hältst mich bestimmt für oberflächlich, aber …«
»Schon gut«, sagte Mike, während er den rechten Zeigefinger sanft auf ihre Lippen presste, so wie es seine Mutter früher immer gemacht hatte, wenn sie ihm damit verdeutlichen wollte, dass alles in bester Ordnung war.
»Vielleicht sind wir uns einfach zum falschen Zeitpunkt begegnet, Feline.«
»Schade ist es trotzdem«, sagte sie.
»Das stimmt. Aber dafür hast du hier doch einen mindestens ebenso netten jungen Mann getroffen. Ihr beide passt sicher gut zusammen.«
»Das weiß ich noch nicht, Mike. Aber du hast recht. Er ist ein netter Mann und ich muss zugeben, dass er etwas an sich hat, in das ich mich verlieben könnte. Aber von dieser Sorte, weißt du …«
»Ich weiß«, fiel er ihr ins Wort.
Ohne, dass sie es ausgesprochen hatte, ahnte er, was sie ihm sagen wollte. Dieses Gefühl kannte er nur zu gut. Ob es sich allerdings nur auf Nadine, seine verlorene Liebe, bezog oder inzwischen, tief in seinem Herzen, nicht doch auch schon Feline galt, wusste er nicht zu sagen. Aber es tat ihm beinahe leid, dass es nun auf diese Weise enden sollte.
»Wenn es sein soll, dann werdet ihr bestimmt zusammen glücklich.« »Wir werden sehen.«
»Ich wünsche es dir«, nickte Mike. »Du bist ein besonderer Mensch. Und jetzt kümmern wir uns darum, dass du deine Kleider wiederbekommst!«
Mike erhob sich, um sich von Jean und Michelle zu verabschieden. In demselben Augenblick näherte sich plötzlich ein dunkles Auto mit hoher Geschwindigkeit. Erst wenige Meter vor Mikes Wagen bremste es schlagartig und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Der Fahrer schaltete den Motor ab und stieg aus. Er hatte ein südländisches Auftreten, trug eine Sonnenbrille und einen schwarzen Anzug, an dem auf der rechten Seite ein goldenes Pentagramm heftete, das mit der Spitze nach unten zeigte, so wie Mike es vor wenigen Tagen in dem Café in Rennes schon einmal gesehen hatte.
Im ersten Moment glaubte Mike, dass es sich bei dem Mann um Felines neuen Freund handelte, doch als er
Weitere Kostenlose Bücher