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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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schien das nicht akzeptieren zu wollen.
    Seelenruhig nahm er das Messer, suchte einen sauberen Fels als Untergrund und teilte den Apfel horizontal. Es war eine ungewöhnliche Art, diese Frucht aufzuschneiden, fand Mike, dachte sich aber weiter nichts dabei.
    »Viel wichtiger ist im Moment, dass wir uns hier im Zentrum eines Pentagramms aufhalten«, fuhr Jean fort, die beiden Apfelstücke noch in seiner Hand haltend.
    »Wussten Sie übrigens, dass es einen Himmelskörper gibt, der ein perfektes Pentagramm an das Firmament zeichnen kann? Es ist der Stern der Venus, der im Laufe von acht Jahren, also während seiner Wanderschaft durch die zwölf Tierkreiszeichen, fünf Konjunktionen mit der Sonne bildet – und damit einen perfekten Fünfstern entstehen lässt.«
    »Die Venus?« Warum musste Mike bei diesem Namen ausschließlich an die Liebe denken?
    »Nehmen Sie den Apfel!«, forderte Jean Mike auf.
    »Na gut. Danke.«
    Der Journalist wollte gerade ein Stück davon abbeißen, als er staunend innehielt und Jean ungläubig ansah: »Moment mal, das hier ist doch auch ein Pentagramm – oder?«, fragte er ihn, nachdem er die Form des Kerngehäuses gesehen hatte. Nie zuvor war ihm diese aufgefallen.
    »Ja, das ist in der Tat ein Pentagramm«, bemerkte Jean.
    Sowohl Michelle als auch der alte Mann beobachteten den jungen Deutschen jetzt intensiv, während Mikes Gedanken auf einen Schlag in Wallung gerieten und er fieberhaft begann, die Kette an Informationen wie ein Mosaik zusammenzusetzen.
    Dass genau dies die eigentliche Intention der beiden gewesen war, ihm so viel zu erzählen, daran hegte Mike nun keinen Zweifel mehr. Doch warum taten sie es? Wollten sie sehen, ob er es begreifen würde? Ob er in der Lage war, hinter die Dinge zu schauen und die Zusammenhänge zu erkennen? Überhaupt: Was hatte er mit der ganzen Sache zu tun? Er war der Schüler und Jean der Lehrer. Das war von Anfang an nicht wegzudiskutieren gewesen, aber Mike glaubte inzwischen, dass es doch um etwas weitaus Größeres ging, als ein gutes Buch über diese Gegend und ihre Mythen zu schreiben.
    »Einen Augenblick bitte!«, überlegte Mike. »Das ist doch … Ich habe das Gefühl, es setzt sich ein Bild zusammen. Ich kann es noch nicht ganz genau sehen und greifen, aber ich spüre, dass es deutlicher wird.«
    »Lassen Sie sich Zeit!«, sagte der alte Mann.
    Jean hatte auf das Pentagramm verwiesen – zum wiederholten Male.
    Und er hatte gesagt, dass es ein Symbol der Venus sei, also des zweiten Planeten dieses Sonnensystems. Sie befanden sich im Tal Gottes, im Zentrum eines Pentagramms. Dazu der Hinweis auf den Pic de Bugarach als den Ort, an dem Gott und Mensch sich begegnen können. Himmel und Erde trafen aufeinander. Und sagte man nicht auch vom Gral, dass er vom Himmel gefallen sei – als Zacke aus der Krone Luzifers? Und warum hatte keiner je das legendäre Avalon gefunden – ebenso wenig wie Rhedae, gleichfalls eine alte Königsstadt, wenn auch der Goten?
    »Das ist es!«, rief Mike plötzlich aus. »Das ist die Lösung! Avalon, der Apfel, das Pentagramm. Der mythische Ort, den nur die Eingeweihten finden.«
    Schlagartig wurde Mike nun auch klar, was Jean mit Rhedae gemeint haben musste. Ein simpler Hinweis auf einen Ort der vierrädrigen Fuhrwerke, für den es nur eine Erklärung geben konnte: »Rhedae ist der Große Wagen!«, sagte Mike und sah die beiden an, die ihm respektvoll zunickten.
    »Avalon ist nur in den Sternen zu finden – nicht hier! Es ist das Land der Venus. Das heißt: Das Bild, das wir suchen, steht in den Sternen!«, sagte Mike von seiner eigenen Idee vollkommen überzeugt.
    »Nicht schlecht«, kommentierte Jean und klatschte freudig in die Hände wie ein Kind. »Damit haben Sie einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, junger Freund.«
    »Nur einen Schritt? Kommen Sie, Jean, darum geht es doch – oder nicht?«
    »Wähnen Sie sich etwa schon am Ziel?«, erkundigte sich Jean provokativ.
    »Nein, eigentlich nicht«, bekannte Mike. Streng genommen warfen seine Erkenntnisse nur wieder neue Fragen auf.
    »Sie dürfen eben den Dualismus nicht vergessen«, mahnte Jean. »Oder anders ausgedrückt: wie im Himmel, so auch auf Erden. Denken Sie an die Tempelritter! Sie haben das Sternbild der Jungfrau exakt auf der Erde wiedergegeben. Und das in einem gigantischen Ausmaß. Sehen Sie einfach nach, wo in Frankreich ihre Kathedralen von Notre Dame stehen und Sie werden feststellen, dass die Orte auf der Landkarte miteinander verbunden

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