Es wird Dich rufen (German Edition)
»Dann wussten die Tempelritter, dass die Jerusalemer Tempelschätze irgendwo in dieser Gegend zu finden waren – wenn sie nicht sogar das Versteck selbst kannten.«
Gleichzeitig fahndeten sie in den Ruinen des Tempels in der Heiligen Stadt nach etwas ganz Bestimmtem. Und es gab nur ein Relikt, das bei den Raubzügen der Römer nicht erbeutet wurde: die Bundeslade, deren Spur sich im Laufe der Zeit verloren hat.
Suchten die Templer womöglich nach ihr – in einem der geheimen Verstecke des unterirdischen Tempelsystems in Jerusalem?
Das kleine Manuskript kam Mike in den Sinn, dessen codierte Botschaft klar davon sprach, dass es um einen Schatz ging, der auch Jerusalem zugesprochen wurde und der den Tod bedeutete. Traf diese Beschreibung nicht auch exakt auf die Bundeslade zu?
»Ich stelle mir das so vor …«, dachte Mike laut nach. »Der Jerusalemer Tempelschatz wurde durch Raubzüge über Rom nach Carcassonne gebracht. Wenn die ersten Templer davon wussten, dann müsste ihnen auch klar gewesen sein, dass die Bundeslade fehlte, sich also noch im Heiligen Land befinden müsste. Folglich haben sie die Lade in Jerusalem gesucht, um sie dann, wie Sie es sagten, dort hinzubringen, wo sie hingehörte – nämlich zum restlichen Tempelschatz? Hierher? Nach Rennes-le-Château?«
»Bravo«, klatschte der alte Mann anerkennend in die Hände. »Sie sind auf einem guten Weg«, wiederholte Jean dabei, was er Mike schon so oft gesagt hatte. Und Mike wusste, was das zu bedeuten hatte. Wiederum hatte er etwas herausgefunden, das im Kern den Tatsachen entsprach, aber von dem eigentlichen Geheimnis meilenweit entfernt war.
»Denken Sie daran: Das erste Geheimnis schützt das zweite, das zweite Geheimnis schützt das dritte«, bestätigte Jean. »Salomos Schätze sind nur ein Teil des Geheimnisses, das uns in die längst vergessene Vergangenheit der Menschheitsgeschichte führt, aber sie sind nicht der tatsächliche Schlüssel, der noch wesentlich älter ist.«
»Wie auch immer – ich denke, der Besuch hier hat sich trotzdem gelohnt«, stellte Mike zufrieden fest.
»Es freut mich, wenn ich ein wenig helfen konnte«, sagte Pellier glücklich. Dann wandte er sich dem Journalisten zu, um ihm die Hände zu schütteln.
»Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr weiteres Leben, Monsieur Dornbach«, sagte er und zückte einen kleinen Talisman aus seiner Jackentasche. Es war ein massiver, dennoch sehr leichter ovaler Stein, der in eine handflächengroße Stahlfassung eingearbeitet und mit dem Emblem der Tempelritter verziert war.
»Ich danke Ihnen sehr«, sagte Mike und steckte ihn in die Brusttasche seiner Jacke.
»Er soll das Böse von Ihnen fernhalten«, erklärte Pellier.
45
»Scheint heute ziemlich viel Betrieb zu sein«, stellte Mike fest, als er vom Château in Richtung des Parkplatzes sah.
»Das ist merkwürdig«, sagte Pellier.
»Inwiefern?«, wollte Jean wissen.
»Normalerweise ist der Parkplatz um diese Uhrzeit fast leer.«
»Und was noch viel schlimmer ist«, ärgerte sich Mike, »einer der Idioten hat uns komplett zugeparkt. Wie sollen wir denn da wieder rauskommen?«
»Ich fürchte, das ist nicht aus Leichtfertigkeit geschehen«, sagte Jean.
»Sie meinen, das war Absicht?«, fragte Mike. Doch statt einer Antwort griff der alte Mann an seine Brust, genau an die Stelle, an der er unter seinem Hemd das Insignium trug. Jean spürte genau, was die ungewöhnliche Ansammlung von Fahrzeugen zu bedeuten hatte.
»Ist etwas mit Ihnen?«, erkundigte sich Mike besorgt.
»Es geht wieder«, sagte Jean. »Mir war nur einen Moment etwas schwindlig – das Herz. Aber es ist wieder in Ordnung.«
»Das könnte an der Hitze liegen.«
»Ja, vielleicht«, atmete der alte Mann tief durch. »Lassen Sie uns bitte gehen. Wir müssen noch einiges erledigen.«
Noch einmal drückte Jean dem Museumsleiter dankend die Hand, dann forderte er Mike auf, ihm zum Wagen zu folgen.
Die Schritte fielen dem alten Mann schwer. Er hatte immer gewusst, dass dieser Moment, vor dem er sich fürchtete, kommen würde. Die Zeit war allerdings wesentlich schneller verflogen, als ihm lieb war – jetzt gab es kein Zurück mehr. Das Spielfeld war bestellt, der Countdown hatte begonnen. Die Figuren begaben sich auf ihre Positionen. Der erste Zug stand an.
Als die beiden Männer fast an ihrem Wagen angekommen waren, schaute Mike sich um: Weit und breit war niemand zu sehen, dem das Fahrzeug gehören könnte, das ihm den Weg versperrte.
»Eigenartig«,
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