Es wird Dich rufen (German Edition)
dachte Mike, klopfte aber dennoch an die schwarz getönte Fensterscheibe des fremden Wagens. Vielleicht befand der Fahrer sich ja noch im Wagen und würde ihnen den Weg freimachen.
Jean, der etwa zehn Meter hinter Mike unter einem Baum stehen geblieben war, beobachtete die Situation angespannt.
Die abgetönte Scheibe des dunklen Wagens schob sich langsam um einen kleinen Spalt nach unten, jedoch nicht weit genug, um im abgedunkelten Inneren etwas erkennen zu können.
»Entschuldigen Sie bitte, …«, versuchte Mike sein Anliegen, so gut es ihm möglich war, gleich in drei Sprachen – auf deutsch, englisch und französisch – verständlich zu machen, auch wenn er es in letzterer nur bruchstückhaft schaffte.
Doch statt einer Antwort ging die Scheibe wieder hoch.
Mike wurde wütend.
»Hallo!«, rief er, während er etwas heftiger gegen sie pochte. »Wir würden gerne weiterfahren!«
Mit einem sanften Klacken öffnete sich plötzlich die Tür. Mike trat einen Schritt zurück. Ein schwarzgekleideter Mann stieg aus, der eine Sonnenbrille trug.
»Sie?«, rief Mike erschrocken aus.
»Ich glaube nicht, dass Sie Ihren Wagen heute noch brauchen werden«, sagte Boone. Seine Stimme klang eisig.
»Lassen Sie doch endlich den Jungen in Ruhe!«, rief ihm Jean unmissverständlich zu, während er sich Ihnen bis auf wenige Schritte näherte. »Sie wissen doch, dass Sie ihm in meiner Gegenwart nichts tun können!«
»Ja, ja«, bemerkte Boone gelangweilt. »Sparen Sie sich Ihre Reden für die auf, die sie auch wirklich hören wollen.« Dann wandte er sich wieder dem Journalisten zu. Mit seinem Zeigefinger drückte er von unten gegen Mikes Kinn.
»Ich fürchte, Sie haben sich die falschen Freunde ausgesucht, Mister Dornbach«, sagte Boone trocken. »Das ist tragisch.«
»Was wollen Sie hier?«, erkundigte sich Jean. Er wirkte jetzt ruhig und gefasst.
»Was ich will?«, sagte Boone spöttisch. »Das kann ich Ihnen sagen, alter Mann. Sie sind es, den ich will!«
»Lassen Sie den Blödsinn!«, entgegnete Jean, während Mike angsterfüllt neben ihm stand. Sein Herz pochte. Er hoffte, dass Jean die Situation im Griff hatte, dass es kein Schwindel war, als er ihm, noch auf dem Weg nach Arques, ein zweites Mal versichert hatte, dass ihm in seiner Nähe nichts passieren konnte.
»Sie wissen, dass Sie mir nichts antun können!«, bot Jean Boone mutig die Stirn. Dieser ließ von Mike ab und wandte sich nun drohend dem Wächter zu.
»Ach nein?«
»Geben Sie es auf, Boone! Sie kennen das Gesetz!«
»Ja, das hätten Sie wohl gerne«, lachte er. »So leicht kommen Sie mir dieses Mal nicht davon!«
Mike hatte das unbestimmte Gefühl, dass Jean nicht mehr Herr der Lage war. Irgendetwas stimmte nicht. Boone war sich seiner Sache zu sicher.
»Sie können mir nichts antun!«, wiederholte Jean dessen ungeachtet, als sich nun auch die zweite Tür des Wagens öffnete und Boones Begleiter ausstieg. Er hatte eine Waffe in der Hand, die er auf den alten Mann richtete.
»Mister Boone kann Ihnen tatsächlich nichts tun!«, sagte der Mann triumphierend. »Aber ich!«
»Wer sind Sie?«, fragte Jean irritiert.
»Nennen Sie mich einfach General.«
»Viel wichtiger für Sie ist, zu wissen, was er nicht ist«, bemerkte Boone. »Er ist nämlich kein Bruder der ›Söhne Luzifers‹. Für ihn gilt das Gesetz nicht, Wächter.«
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Das werden Sie früh genug erfahren!«, sagte Boone.
»Wenn Sie die Dokumente wollen – die habe ich nicht!«
»Das stimmt!«, warf Mike ein, ohne nachzudenken. Der Schockzustand hatte sein Gehirn ausgeschaltet. Er hatte sich noch nicht einmal gefragt, weshalb Boone den alten Mann mit »Wächter« ansprach.
»Ich habe die Dokumente in meinem Hotelsafe!«
»Sieh an«, ließ Boone von Jean ab und drehte sich wieder Mike zu, während sich der General, mit der Waffe noch immer auf den alten Mann zielend, dem Wächter näherte. Den Lauf seiner Pistole hatte er auf Jeans Kopf gerichtet, dessen Augen nun direkt in jenes schwarze Loch blickten, das über Leben und Tod entschied.
»Sie haben also doch die Dokumente?«
»Ja!«, bestätigte Mike. »Wenn es Ihnen nur darum geht, dann gebe ich sie Ihnen.« Er blickte zu Jean hinüber. »Entschuldigen Sie bitte, aber diese Dokumente sind es einfach nicht wert, unser Leben aufs Spiel zu setzen!«
»Das sind sie sehr wohl«, widersprach Jean. »Aber das spielt jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Sie sind nicht mehr im Safe.«
»Das haben wir
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