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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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hätte sie alles getan, ihn zu unterstützen. Warum nur hatte er ihre Wünsche dennoch mit Füßen getreten, wenn sie ihm ach so wichtig war?
    Sie erinnerte sich, wie sie Mike zum ersten Mal in Rennes begegnet war. Damals hätte sie im Traum nicht daran gedacht, welche Rolle der Journalist in diesem – ihr ohnehin nur vage bekannten – Spiel einnehmen würde. Und selbst nachdem sie es wusste, hatte sie ihrem Vater noch versprochen, ihm alles zu beschaffen, was nötig war.
    Hauptsache, Mike passierte nichts.
    Sie hatte sich in diesen sturen Kerl verliebt. Und er sich auch in sie – davon war sie überzeugt. Vielleicht war es noch nicht die Art der Liebe gewesen, die sie sich erträumte, aber die Sympathie war unverkennbar vorhanden gewesen.
    Feline saß auf der Veranda und schaute gedankenverloren in den sternenklaren Nachthimmel. Sie war angespannt, weil sie nicht wusste, wie sie Mike begegnen sollte, wenn er im Hotel auftauchte.
    War es angebracht, so zu tun, als ob nichts geschehen sei? Oder musste sie ihm gleich reinen Wein einschenken und ihn darüber aufklären, was ihr Vater trieb?
    Doch würde Mike ihr glauben, dass sie den feigen Anschlag auf sein Lebens niemals wollte, geschweige denn geduldet hatte? Ihr selbst fiel es ja schon schwer zu begreifen, welch hohen Preis zu zahlen ihr Vater offensichtlich bereit war. Und wahrscheinlich war sie sogar selbst an allem schuld. Das Studium, die damit verbundenen hohen Kosten, das Ansehen, das er sich immer erarbeiten wollte. Irgendwie hing das alles auch damit zusammen, dass sie ihm nie richtig gezeigt hatte, wie stolz sie doch auf ihn war.
    Möglicherweise hätte er sich auf diese ganze Geschichte nicht eingelassen, wenn er gewusst hätte, dass er ihr nichts zu beweisen brauchte. Dass sie ihn nicht für einen jämmerlichen Schwächling hielt, der außer großen Worten nichts zustande brachte.
    Und was vielleicht noch schlimmer war: Sie wusste, dass er in dieser Sache längst nicht mehr derjenige war, der die Fäden zog. Auch wenn er selbst davon noch überzeugt war. Ein Blick in Boones Augen hatte ihr genügt, um zu wissen, was Sache war. Ihr Vater war verloren, wenn es ihr nicht gelingen würde, ihn zu retten.
    Aus Richtung des Feldwegs näherte sich ein Wagen, dessen Motorengeräusch Feline sofort identifizierte und das ein Gefühl innerer Hitze in ihr aufsteigen ließ. Könnte sie doch nur mit Mike zusammen sein! Sollte sie sich ihm offenbaren?
    Sie verfolgte die Scheinwerfer, bis sie auf dem kleinen Parkplatz hinter dem Haus verschwunden waren. Der Motor wurde abgestellt; eine Tür knallte zu. Sie hörte Schritte auf dem Kiesbett, die sich dem Hotel näherten.
    Feline begab sich in die Lobby, wo ihr Mike entgegenkam. Nachdem sie ihn, auf der untersten Stufe der Treppe stehend, zuerst wortlos angestarrt hatte, rannte sie im nächsten Moment auf ihn zu und drückte ihn so fest an sich, dass der Journalist gar nicht wusste, wie ihm geschah.
    »Vorsicht, meine Schulter!«, stieß er sie sanft zurück.
    »Gott sei Dank! Du lebst! Ich hab mir solche Sorgen gemacht«, blickte sie ihn den Tränen nahe an.
    »Na, das scheint sich aber schnell herumgesprochen zu haben«, bemerkte Mike. »Wer hat geplaudert? Caroline?«
    »Nicht ganz«, verneinte sie. »Die Sache ist leider viel komplizierter. Und vielleicht wirst du mich dafür hassen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll …«
    »Vielleicht damit, wieso du überhaupt hier bist«, schlug Mike vor. »Ich dachte, du bist bei deinem neuen Freund in Carcassonne? Gibt es Probleme mit ihm?«
    »Es gab keinen neuen Freund«, beichtete sie ihm. »Ich hab es dir doch nur vorgespielt, weil ich wollte, dass du eifersüchtig wirst. Es tut mir leid! Bist du mir deswegen böse?«
    »Bei allem, was ich in den letzen Tagen erlebt habe, habe ich das Gefühl, dass ich niemandem mehr böse sein kann, Feline.«
    Mike merkte, dass sie noch etwas anderes auf dem Herzen hatte. »Du möchtest doch etwas loswerden?«, fragte er sie deshalb.
    »Ja«, nickte Feline. »Aber bitte nicht hier.«
    »Okay, lass uns auf mein Zimmer gehen.«
    Schweren Herzens folgte sie ihm die Treppe hinauf. Lange hatte sie überlegt, wie sie anfangen sollte, ihm alles zu erklären. Schließlich entschied sie sich dafür, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.
    Mike saß vor ihr auf dem Bett, als sie erzählte, wer ihr Vater war, was er getan hatte, mit welch skurrilen Menschen er zusammenarbeitete; dass sie den Mann kannte, der ihn umzubringen versuchte und

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