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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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Liebe begegnet man aber nicht so häufig im Leben!« »Das habe ich anfangs auch gedacht«, sagte sie. »Beim ersten Mal. Beim zweiten Mal war mir dann klar: Das vorher war nur ein Probelauf und jetzt gilt es. Irgendwann haben wir dann aber beide gemerkt, dass es doch nicht passt. Außerdem lernte ich damals Andy kennen. Das war ein schnuckeliger Austauschschüler aus ... – warte mal!« Sie zog nachdenklich die Augenbrauen hoch, wodurch sich ihre Stirn leicht in Falten legte. »Ich glaube, er kam aus Dresden. Er hatte so einen merkwürdigen Akzent. Wir wollten eigentlich zusammenziehen, aber ich glaube, ehrlich gesagt, dass er eine andere hatte – in Dresden.«
    »Verstehe«, kommentierte Mike süffisant. Er beschloss, lieber nichts weiter zu sagen, zumal er ohnehin den Eindruck hatte, dass sie flunkerte – sicherlich nicht ohne Grund. Sie schien, im Versuch des ungelenken Prahlens mit ihrer angeblichen Erfahrung in sexuellen Dingen, gezielt mit ihm zu flirten und um seine Aufmerksamkeit buhlen zu wollen. Er empfand das im Moment jedoch als lästig.
    Mike blickte auf seine Armbanduhr. Es war bereits kurz vor fünf Uhr. Von dem Fremden war noch immer nichts zu sehen.
    »Ich verstehe das nicht. Der hätte doch schon längst wieder da sein müssen! Wo bleibt er nur?«
    »Von wem redest du, Mike?«
    »Na – von dem Mann von vorhin! Auf wen warten wir denn?« »Ach, so! Habe ich doch gleich gesagt, dass es keinen großen Sinn macht, hierzubleiben!«, sagte sie mit einem triumphierenden Lächeln in ihrer Stimme.
    Der Redakteur musste, ein kleines bisschen über das Fernbleiben des Unbekannten enttäuscht, einsehen, dass sie mit ihrer Einschätzung offensichtlich richtiggelegen hatte.
    »Du hast gewonnen«, sagte er und bedauerte, dass seine Neugierde den Mann betreffend nun nicht gestillt würde.
    »Komm, lass uns gehen!« Mike erhob sich. »Ich werde schnell bezahlen und den Brief einfach an der Theke hinterlegen. Sonst kommen wir wirklich nie zu dem Kloster.«
    Während der Journalist seine Rechnung beglich, sah er, wie Feline sich mit zwei der Jugendlichen am Tisch hinter ihm unterhielt. Angesichts seiner mangelhaften Französisch-Kenntnisse verstand er nicht genau, worum es ging. Es musste aber für alle Beteiligten erheiternd gewesen sein, denn ihre Worte wurden von einem herzhaften Lachen begleitet.
    »Merci beaucoup, Monsieur!«, bedankte sich der Wirt, als Mike ihm zu verstehen gab, dass das Wechselgeld eine kleine Aufmerksamkeit für die Bediensteten des Hauses sein sollte.
    Dann bat er ihn, den Umschlag in Verwahrung zu nehmen, bis der ältere Herr wiederkam, dem er gehörte. Bei der Übergabe des Briefes solle er ihm Mikes Bedauern ausrichten, dass er nicht länger auf ihn hatte warten können.
    Hoffentlich hat er alles kapiert, dachte Mike und sah in Felines Richtung. Während er dem Wirt sein Anliegen mit Händen und Füßen vorgetragen hatte, hatte Feline keine vier Meter entfernt lieber angeregte Gespräche geführt, statt ihm beim Übersetzen zu helfen, obwohl er sie zweimal gerufen hatte. Hatte sie ihn einfach nicht gehört oder bewusst überhört?
    »Kommst du, Feline?«, fragte er seine Fremdenführerin, nachdem er sich zur Gruppe gesellt hatte.
    »Ich komme!«, sagte sie und verabschiedete sich von den beiden Männern, mit denen sie sich betont herzlich unterhalten hatte.
    »Kennst du die?«, erkundigte sich Mike.
    »Vielleicht, aber du musst doch nicht alles wissen«, antwortete sie schnippisch, nahm seinen Arm und zog ihn regelrecht aus dem Café hinaus. »Du bist ja nicht mein Papi.«
    Mike war das zwar merkwürdig vorgekommen, maß dem aber letztlich keine größere Bedeutung bei. Wie hatte sie es so treffend formuliert: Er war nicht ihr Vater. Wahrscheinlich waren es Bekanntschaften aus der Universität. Feline hatte ihm erzählt, dass sie eigentlich nur nebenher als Fremdenführerin arbeite, weil ihr Vater, dank der Spekulation mit Aktien, ein vermögender Mann sei und ihr Studium finanziell unterstützte.

3
    »Mein Wagen steht dort drüben«, sagte Mike. Er hatte ihn nahe einer Boulangerie geparkt. Feline und er brauchten keine zwei Minuten, um vom Café dorthin zu gelangen. Sie hatte ihn förmlich angetrieben und dabei immer wieder betont, wie eilig sie es hätten, weil sie ja noch ans Meer fahren und das innerstädtische Verkehrschaos am späten Nachmittag einkalkulieren müssten.
    Als sie am Fahrzeug angekommen waren, kramte Mike in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel und öffnete

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