Es wird Dich rufen (German Edition)
Ortsbeschreibung.
»Château« bedeutete, soweit Mike das wusste, übersetzt: Schloss. Bezog sich der Name »Rennes-le-Château« also auf eine Burg oder eine Festung hier in Rennes?
Mike kam nicht mehr dazu, darüber nachzudenken. Seine charmante Fremdenführerin Feline betrat soeben das Café. Die 26-Jährige hatte sich heute für ein legeres Outfit entschieden: Ein hellrotes T-Shirt mit der provokanten Aufschrift auf Brusthöhe »J´aime la vie et l´amour« – Ich liebe das Leben und die Liebe – hing locker über dem weißen Minirock. Dass sie dabei ihre weiblichen Reize mehr als betonte, schien Feline egal zu sein. Sie hatte nichts zu verbergen, schon gar nicht ihre Figur, die das Herz der meisten Männer schneller schlagen ließ.
»Bonjour, Mike!«, rief sie ihm schon von Weitem entgegen.
»Hallo, Feline!«, erwiderte er, legte den Umschlag zurück auf den Tisch und begrüßte sie herzlich. Er kannte sie zwar erst wenige Tage, aber von Anfang an hatten sie sich gut verstanden und zwischenzeitlich sogar ein wenig angefreundet.
»Schön, dass du gekommen bist! Setz dich doch einen Moment!« »Na gut«, sagte sie. »Aber nur einen kurzen Moment. Wir haben heute Nachmittag ja noch einiges vor.«
»Ich weiß«, nickte Mike. »Aber wir müssen noch etwas warten.« »Ach, ja?«, erkundigte sich Feline interessiert. »Weshalb denn?«
In kurzen Worten erzählte er, was wenige Minuten zuvor im Café passiert war.
»Na und?«, reagierte sie kess auf seine Schilderung. »Du kennst den Typ doch nicht. Wen juckt es also? Lass uns einfach gleich gehen!«
»Tut mir leid, Feline, aber das kann ich nicht.«
Natürlich hatte sie grundsätzlich recht. Den Fremden hatte er nie zuvor gesehen und war ihm gegenüber somit auch zu nichts verpflichtet.
Ein mehr als gewichtiger Umstand wog das alles aber wieder auf: Mikes ausgeprägte journalistische Wissbegierde. Er wollte unbedingt herausfinden, wer der Mann war, was sich in dem Umschlag befand, weshalb er diesen ausgerechnet ihm gegeben hatte und nicht zuletzt: woher der Mann ihn überhaupt kannte. Immerhin hatte der Fremde ihn mit seinem Namen angesprochen.
Feline und Mike einigten sich schließlich auf einen Kompromiss: Sie gaben dem älteren Herrn noch genau eine Stunde Zeit. Dann war es kurz vor fünf Uhr. Spätestens dann würden sie sich auf den Weg machen müssen, wollten sie das Benediktiner-Kloster noch rechtzeitig erreichen.
In der Zwischenzeit war der Kaffee kalt geworden. Mike merkte das erst, als er während des anschließenden, eher belanglosen Gesprächs mit Feline einen Schluck davon nahm. Der Journalist rief nach der Bedienung und gab dieser zu verstehen, dass sie noch zwei Tassen Milchkaffee bringen möge – einen für ihn und einen für Feline.
Währenddessen beobachtete Mike, wie zwei eigenartige Gestalten das Café betraten: ein durchtrainiertes Muskelpaket sowie ein hagerer Mann, beide wohl nicht älter als 40 Jahre. Sie waren fast genauso elegant gekleidet wie der Fremde zuvor. Und auch sie schienen für die sommerliche Hitze viel zu warm angezogen. Im Gegensatz zu dem älteren Mann waren sie jedoch beide komplett schwarz gekleidet. Dunkle Sonnenbrillen verdeckten ihre Augen.
Als Mike genauer hinsah, bemerkte er zudem, dass sie, statt eines Kreuzes, ein mit glitzernden Steinen besetztes Schmuckstück in Form eines umgedrehten Pentagramms am Jackett trugen.
Anders als der Mann zuvor, waren beide die Ruhe in Person. Sie blieben zunächst lautlos verharrend an der Türe stehen und verschafften sich einen Überblick über die Räumlichkeiten und Besucher des Cafés. Sie musterten auch Mike, doch nachdem dieser ihren Blick unerschrocken erwiderte, ließen sie von ihm ab.
Wen auch immer sie suchten, er schien nicht anwesend zu sein.
Die beiden sahen sich fragend an. Das Muskelpaket zuckte mit den Schultern und deutete auf die Theke. Dort verlangten sie ein Getränk.
Während der Wirt ihnen einschenkte, unterhielten sie sich angeregt mit ihm. Sie mussten die richtigen Informationen erhalten haben, denn der Schlanke nickte plötzlich zufrieden, während das Muskelpaket im Toilettenbereich verschwand.
Als er einen kurzen Moment später zurückkehrte, deutete er mit seinem Arm in Richtung des Hinterausgangs. Sein Begleiter nickte. Dann verließen die beiden augenblicklich das Cafe.
Ob sie sich bei dem Wirt nach dem älteren Herrn erkundigt hatten? Vielleicht waren es ja die beiden gewesen, vor denen der Alte vorhin geflüchtet war.
»Weißt du
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