Es wird Dich rufen (German Edition)
los ist.«
Das klang angesichts des Souvenir-Shops, den Mike im Dorf gesehen hatte, plausibel. Trotzdem begriff er noch immer nicht, was an einem so abseits liegenden kleinen Nest wie Rennes-le-Château derart interessant sein sollte.
»Sie sprachen von einem Geheimnis? Was genau meinten Sie damit?«, fragte Mike.
Der Alte blickte auf seine Uhr. »Es wird spät und mein Hund ist ungeduldig«, wich er einer konkreten Antwort aus. »Er möchte, dass sein Herrchen noch die gewohnte Runde mit ihm dreht. Sie werden das sicher verstehen.«
»Selbstverständlich«, antwortete Mike. In seiner Stimme schwang jedoch eine unüberhörbare Enttäuschung mit.
Nun, da er neugierig gemacht worden war und in Erfahrung bringen wollte, was es mit diesem Abbé Saunière auf sich hatte, wollte sich der Alte verabschieden. Einfach so.
»Wenn Sie wünschen, dann kann ich Ihnen morgen Saunières Besitztümer zeigen und Ihnen einige Dinge über ihn berichten«, bot der Alte an, als habe er Mikes Gedanken erneut gelesen.
»Es würde mich natürlich freuen, wenn Sie das machen könnten«, erklärte sich Mike einverstanden.
»Sehr gut! Es gibt vieles, was Sie wissen müssen«, nickte der Fremde zufrieden und erhob sich von der Bank. »Haben Sie denn schon ein Hotel, in dem Sie übernachten können?«
»Nein, noch nicht«, gestand Mike. »Ich wollte mich noch im Dorf umsehen, ob ich hier vielleicht ...«
»Das glaube ich kaum«, fing der Alte an zu lachen. »Hier in Rennes-le-Château gibt es schon lange keine Übernachtungsmöglichkeit mehr. Da müssen Sie schon außerhalb suchen!«
»Hier gibt es wirklich kein Hotel? Wenigstens eine Pension?«
Das konnte Mike kaum glauben. Eben noch war die Rede von einem Anziehungspunkt für so viele Schatzsucher und Touristen – und nun sollte ausgerechnet hier keine Übernachtungsmöglichkeit zu finden sein? Das war in der Tat sehr merkwürdig, ließ sich wohl aber nicht ändern.
»Können Sie mir denn ein Hotel empfehlen?«, erkundigte er sich.
»Wenn Sie den Berg wieder hinabfahren, gelangen Sie an eine kleine Kreuzung. Dort führt die Straße hinunter ins Valdieu. Da gibt es eine sehr schöne Ferienanlage, in der Sie nächtigen können«, schlug der Alte vor. »Schauen Sie, ob es dort noch freie Zimmer gibt. Ansonsten finden Sie gleich am Fuß des Hügels in Couiza ein großes Hotel.«
»Danke!«, sagte Mike sichtlich erleichtert, dass er nicht gezwungen war, sein Auto als Schlafstätte zweckentfremden zu müssen.
»Kommen Sie morgen früh wieder hierher«, verabschiedete sich der Fremde. »Dann treffen wir uns gegen neun vor dem Tour Magdala! Sie wissen schon – der da drüben.«
»Morgen um neun dann«, sagte Mike mit Blick auf den Bibliotheksturm des Abbés Saunière. »Ich freue mich, Monsieur …«
»Jean. Einfach nur Jean«, sagte der Alte. »Und falls ich noch nicht da sein sollte, dann gehen Sie bitte runter zur Kirche. Daneben ist die Touristik-Information. Fragen Sie dort nach mir!«
»In Ordnung. Dann bis morgen – Jean!«
Der Alte griff nach seinem Spazierstock und setzte, begleitet von dem kleinen Pinscher, seinen Weg fort.
»Mein Name ist übrigens Mike Dornbach!« rief Mike ihm hinterher, doch der Alte schien ihn schon nicht mehr zu hören.
Mike ließ die Aussicht auf die traumhaft schöne Landschaft noch ein paar Minuten auf sich wirken, dann machte er sich auf die Zimmersuche, die komplizierter werden sollte, als er sie sich vorgestellt hatte.
Beide Hotels, die Jean ihm empfohlen hatte, waren bis unter das sprichwörtliche Dach belegt. »Es ist Hauptsaison«, gaben ihm die Empfangsdamen zu verstehen, von daher würde es momentan grundsätzlich schwierig werden, überhaupt eine Schlafgelegenheit zu finden.
Über einige Telefonate hatte die hilfsbereite Hotelangestellte schließlich doch noch eine Pension ausfindig gemacht, die tatsächlich noch ein Zimmer frei hatte. Es handelte sich um ein kleines Haus fernab der Zivilisation. Ein gut drei Kilometer langer Wald- und Wiesenweg führte dorthin.
Mehrfach hatte sich Mike gefragt, ob er die Wegbeschreibung nicht doch falsch verstanden und sich verfahren hatte. Erst als hinter einem kleinen Hügel tatsächlich ein Gebäude auftauchte, dem ein größerer Swimmingpool vorgelagert war, wusste er, dass er hier richtig war.
Die Besitzerin der Pension erwartete ihn bereits.
Freundlich begrüßte sie Mike in gebrochenem Englisch, denn der deutschen Sprache war sie genauso wenig mächtig, wie er der
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