Es wird Dich rufen (German Edition)
Wie Sie sehen können, Kardinal, verfügt er über ausgezeichnete Anlagen.«
Di Trampa war verblüfft. Wie viele andere Mitglieder der »Bewahrer des Lichts« war auch er kundig in der Astrologie und verstand es, die Sterne so zu deuten, wie es ihnen von den alten Weisen überliefert worden war.
Das Horoskop des Mannes sah in der Tat vielversprechend aus. Es deutete auf eine starke Persönlichkeit mit einem überragenden Gespür für Zusammenhänge und einem allumfassenden Verständnis hin.
Für die Aufgabe als Wächter war dies zweifellos eine unabdingbare Voraussetzung.
Eines machte ihn dennoch stutzig.
»Dass Sie ihn nicht kennen, bedeutet also, dass Sie einen Außenstehenden zum Wächter benennen wollen?«, fragte der Kardinal. »Ich war immer der Meinung, dass nur Brüdern des Ordens diese Ehre zuteilwerden darf.«
»Das ist nicht ganz richtig«, widersprach der Großmeister. Dann nahm er das Buch zur Hand und blickte ehrfürchtig darauf. »Das ist eines der Dinge, über die Sie bitte Stillschweigen bewahren müssen, Kardinal. Dies ist das alte Buch der Weisen. Niemand, außer den Großmeistern und ihren engsten Vertrauten, hat dieses Buch je gesehen. Es wurde seit Jahrhunderten von einem Großmeister an den nächsten übergeben, wenn die Zeit dafür gekommen war. Es enthält das gesamte geheime Wissen dieses Ordens und ist ein sehr mächtiges Werk.«
Mit staunenden Augen blickte der Kardinal auf das Buch.
»Es gibt uns die Möglichkeit Dinge zu sehen, die anderen verborgen bleiben, und über sie zu entscheiden«, erklärte der Großmeister. »In das Amt, das ich kleide, wird man aus unserem innersten Zirkel berufen. Das Amt des Wächters aber kann nur ausüben, wer dafür geboren wurde. Das ist ein großer Unterschied!«
»Und dieser junge Mann ist es?«, fragte der Kardinal.
»Ich kann es nur hoffen«, sagte der Großmeister. »Es ist nicht ganz einfach, das herauszufinden. Es bedarf der Astrologie, des Wissens, das durch dieses Buch vermittelt wird, des Heiligtums selbst und natürlich einer Menge Geduld! Aber die Zeichen stehen gut.«
»Und wer ist der Auserwählte?«
»Es handelt sich um einen Journalisten. Sein Name ist Mike Dornbach. Ich habe mich die letzten Wochen gründlich mit seinem Horoskop auseinandergesetzt.«
»Ein Journalist als Wächter des Schreins?«, fragte der Kardinal. »Ist das nicht zu riskant? Was, wenn er sein Wissen veröffentlicht?«
»Ich bin sicher, dass das nicht passieren wird. Er verfügt über genügend Sensibilität.«
»Das hoffe ich«, bemerkte der Kardinal. »Wie sind Sie überhaupt auf diesen Journalisten aufmerksam geworden?«
»Wir sind uns vor einiger Zeit gewissermaßen zufällig begegnet und haben ein paar Worte miteinander gewechselt. Ich interessierte mich zunächst nicht so sehr für ihn, bis ich plötzlich spürte, dass das Insignium seine ganze Kraft entfaltete und mir klar wurde, mit wem ich es hier möglicherweise zu tun hatte!«
»Das Insignium?«, fragte der Kardinal. Davon hatte er noch nie gehört. »Was ist das?«
»Ich werde es Ihnen zeigen«, sagte der Großmeister.
Dann griff er unter seine Kutte und holte ein kleines Amulett hervor, das an einer Kette um seinen Hals hing. Um einen schwach leuchtenden grünen Smaragd wand sich eine rote Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Der Untergrund schien aus reinem Gold zu sein. Der Rand des kreisrunden Amuletts war – ähnlich dem einer Uhr – in zwölf Segmente unterteilt, von denen jedes einzelne mit unterschiedlichen Ornamenten verziert und durch eine silberne Kette mit dem Stein in der Mitte verbunden war.
»Das Insignium!«, erklärte der Großmeister.
»So etwas habe ich noch nie gesehen!«
Der Kardinal war ergriffen vom Anblick des Steins. Eine seltsame Wärme ging von ihm aus, der sich weder der Kardinal noch Bruder Thomas entziehen konnten.
»Es gibt nur zwei davon!«, erklärte der Großmeister. »Sie geben ihrem Besitzer unglaubliche Macht, die er allerdings zu keiner Zeit missbrauchen darf! Sonst wendet sich der Stein gegen ihn!«
»Sie tragen es immer bei sich?«, erkundigte sich der Kardinal.
»Es ruft mich!«, erklärte der Großmeister, wohl wissend, dass seine Antwort nur noch mehr Verwirrung stiften würde. »Es ist ein Geheimnis, das nur von Großmeister zu Großmeister weitergegeben wird!«
»Und das andere Amulett?«, wollte der Kardinal wissen.
»Das ist beim Wächter! So sind wir ständig miteinander verbunden, egal wie weit wir voneinander entfernt
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