Es wird Dich rufen (German Edition)
sind. Jeder weiß, was der andere tut. Mehr kann ich Ihnen dazu aber vorerst nicht sagen, Kardinal. Sie werden zu gegebener Zeit mehr erfahren.«
Der Großmeister steckte das Amulett wieder unter seine Kutte.
Er hatte den Kardinal nun zumindest in einen kleinen Teil seines Wissens eingeweiht.
»Meine Aufgabe ist es nun, zu eruieren, ob der junge Mann tatsächlich der Auserwählte ist und ihn vor den Söhnen Luzifers zu beschützen!«, erläuterte er seine Pläne.
»Das ist doch viel zu gefährlich!«, warnte der Kardinal. »Sie werden längst hinter ihm her sein! Sie sollten sich dieser schweren Aufgabe auf gar keinen Fall alleine stellen!«
»Ich bin nicht allein«, betonte der Großmeister nachdrücklich. »Ich habe für Unterstützung gesorgt. Unser großer Vorteil ist zudem, dass die Söhne Luzifers im Moment nichts von der wahren Berufung des Mannes wissen.«
»Was würde passieren, wenn sie es erfahren?«, erkundigte sich Bruder Thomas, der sich ebenfalls um das Wohlergehen des Großmeisters Sorgen zu machen schien.
»Ich vermute, sie würden sich unbemerkt – möglicherweise auch unerkannt – an seine Fersen heften. So lange, bis er sie zum Allerheiligsten führt.«
»Das wäre eine Katastrophe!«, rief der Kardinal aus.
»Sie sehen also, dass die Angelegenheit so dringend ist, dass ich mich persönlich darum kümmern muss.«
In der Tat fing der Kardinal an, die Pläne des Großmeisters zu verstehen und sie zu akzeptieren.
Davon abhalten konnte er ihn jedenfalls nicht mehr.
Angesichts der Umstände wollte es Di Trampa aber auch gar nicht erst versuchen. Zu viel stand für sie alle auf dem Spiel.
»Es wäre mir recht, wenn Sie während meiner Abwesenheit die anfallenden Geschäfte hier regeln könnten, Kardinal«, bat der Großmeister. »Bruder Thomas wird Ihnen zur Seite stehen.«
Der Kardinal signalisierte mit einem respektvollen, stummen Nicken sein Einverständnis.
Der Großmeister erhob sich.
»Es gibt noch einiges für mich zu tun. Die Vorbereitungen für eine lange Reise müssen getroffen werden, Kardinal. Ich werde in wenigen Stunden fliegen.«
»Wie lange werden Sie unterwegs sein?«
»Das kann ich noch nicht sagen«, erklärte der Großmeister. »So kurz wie möglich und so lange als nötig.«
»Wohin werden Sie gehen?«
»Der Weg führt mich zunächst nach Frankreich – zu unseren Brüdern. Sie werden mir zur Seite stehen.«
12
Der General nahm gerade einen Bissen zu sich, als plötzlich sein Telefon klingelte. Er hatte es sich am Mittag unter dem großen Sonnenschirm auf der Veranda seiner luxuriösen Villa in der Schweiz gemütlich gemacht. Seine Bediensteten hatten ihm, wie jeden Tag, einen herzhaften Mittagstisch bereitet. Dieses Mal hatte er sich Hummer erbeten, dazu einen saftigen grünen Salat und eine Karaffe des besten italienischen Rotweins.
»Wer ist das denn jetzt?«, grummelte er. Es gab nur wenige Dinge, die der General so sehr hasste, wie beim Essen gestört zu werden. »Wehe, es ist nicht wichtig!«
Ein kurzer Blick auf das Display seines Telefons verriet ihm, dass es seine Tochter war, die ihn zu erreichen versuchte. Seine anfänglich genervte Miene hellte sich schlagartig auf, schließlich gab es für ihn nichts Wichtigeres als sein Kind. Sie war die einzige Person, die ihn immer und überall stören durfte.
Nach dem frühen Tod seiner Frau war sie vielleicht sogar der einzige Mensch auf der gesamten Welt, den er wirklich liebte. Sie genoss den uneingeschränkten Zugang zu seinem Herzen. Es war die unabdingbare Liebe eines stolzen Vaters zu seinem Kind, die beinahe durch nichts zu zerstören war.
»Mein kleiner Engel«, grüßte er sie herzlich. »Wie geht es dir?« »Danke, gut!«, antwortete sie. »Ich will nicht lange stören.«
»Das tust du nicht!«, lächelte er sanftmütig.
Seine Tochter schien es dennoch eilig zu haben, sie wollte gleich zur Sache kommen: »Pierre ist bei mir angekommen und hat mir alles übermittelt«, sagte sie. »Ich bin im Bilde. Wir haben uns sofort um die Sache gekümmert und alles Nötige in die Wege geleitet.«
»Sehr gut!«, freute sich der General. Auf seinen Butler war also Verlass, das nahm er gern zur Kenntnis.
»Und? Habt ihr etwas erfahren?«, fragte er.
»Ich denke schon«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang die erwartungsvolle Vorfreude mit, ähnlich jener bei Geburtstagen oder Weihnachtsfesten, wenn die Geschenke ausgepackt wurden und der Schenkende gespannt darauf wartete, ob sich die Beschenkten auch
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