Es wird Dich rufen (German Edition)
nichts anderes erwartet und sich bereits mit diesem Gedanken angefreundet.
»Setz dich doch noch einen Moment zu uns«, forderte Feline ihn auf. »Ich unterhalte mich gerade ganz nett mit Jean.«
»Jean?«, fragte Mike. »Ich sehe ihn nicht. Wo ist er?«
»Nicht dein Jean! Das hier ist ein anderer. Viel sympathischer!«
Der Mann an Felines Seite, der Mike zunächst wortlos mit einem kurzen Kopfnicken zur Kenntnis genommen hatte, lächelte die beiden nun freundlich an, als er seinen Namen gehört hatte. Ansonsten schien er ihrem Gespräch jedoch nicht folgen zu können, wahrscheinlich verstand er kein Deutsch.
Mike wollte sich aber nicht zu ihnen setzen, zumal sie ihr Gespräch sicher auf Französisch fortsetzen würden, von dem Mike seinerseits sowieso nur den einen oder anderen Brocken verstünde. Dafür war ihm seine Zeit allerdings zu schade.
»Tut mir leid, Feline«, sagte Mike. »Aber das geht nicht. Wir sollten aufbrechen.«
»Das ist mir egal«, entgegnete Feline zu seiner Überraschung, während sie ihren Arm demonstrativ um den Hals des Unbekannten legte. Hielt sie das – nach ihren vorherigen, vergeblichen Versuchen des Werbens um Mike – wirklich für ein probates Mittel, ihn eifersüchtig zu machen?
»Du kannst ja schon mal ins Hotel gehen«, schlug sie ihm frech grinsend vor. »Ich bleibe noch ein bisschen hier. Es ist gerade so schön … romantisch.«
»Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust«, konterte Mike. »Dann machen wir das so.« Ihm entging nicht, dass sie eine andere Antwort von ihm erhofft hatte.
»Und was ist mit mir?«, fragte sie nach kurzem Zögern. »Wie soll ich denn alleine das Hotel finden – in der Dunkelheit? Am Ende verirre ich mich noch …«
»Vielleicht bringt dich dein neuer Freund hin?«, schlug er vor. »Oder du kommst bei ihm unter?«
»Das geht nicht!«, widersprach sie und lenkte schließlich ein. »Ich begleite dich!« Diese Runde ging an Mike.
Mit einem Kuss, rechts und links auf die Wange, verabschiedete sie sich von ihrem Jean. Dann erhob sie sich und wandte sich dem Journalisten zu: »Gehen wir?«
»Gehen wir!«
Kaum saßen beide im Auto – Mike hatte gerade den Motor angelassen – überkam ihn doch die Neugierde. Es interessierte ihn, worüber sich Feline und der fremde Mann die ganze Zeit unterhalten hatten.
»So, wie ihr zwei da gegessen habt, konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass ihr euch schon lange kennt?«, erkundigte er sich.
»Wie ein altes Ehepaar womöglich?«, grinste sie diebisch. Hatte sie aus seiner Frage doch ein wenig Eifersucht herausgehört?
»Nein. Wir kannten uns nicht. Warum? Ist das ein Problem?« »Nein. Ich dachte nur, weil ihr so sehr ins Gespräch vertieft und …« Feline fiel ihm lachend ins Wort: »Das kann schon einmal passieren, wenn man sich auf Anhieb sympathisch findet.«
»Tust du das?«, fragte Mike. Ihm war selbst nicht klar, warum er es wissen wollte. Er musste sich allerdings eingestehen, dass es seinem durch Liebeskummer geschundenen Selbstwertgefühl nicht abträglich gewesen war, von einer schlagfertigen, attraktiven und charmanten jungen Dame umworben zu werden – so sehr es ihn auch manchmal gestört hatte.
»Na ja«, sagte sie verschmitzt. »Er ist ja ein ganz hübscher Kerl.« »Zumindest scheint er einen guten Körper zu haben«, warf Mike ein. »Aber du musst dich wirklich nicht hinter ihm verstecken«, sagte Feline mit dem Brustton der Überzeugung.
»Danke!«, sagte er. Mehr fiel Mike dazu nicht ein.
Er nahm das Kompliment geschmeichelt zur Kenntnis, wenngleich Feline wiederum auf eine andere Reaktion zu warten schien. Sie sah ihn einige Sekunden lang mit großen Augen an, doch er schwieg beharrlich und konzentrierte sich darauf, seinen Wagen sicher über die kurvenreiche, enge Straße zum Hotel zu manövrieren.
»War das schon alles?«, fragte sie ihn schließlich.
»Was meinst du?«
»Na, hast du mir gar nichts zu sagen?«
»Wieso? Wir sprechen doch miteinander?«
»Oh lieber Gott«, stöhnte sie. »Wie kann man nur so begriffsstutzig sein! Ich glaube, ich muss dir da mal etwas erklären: Wenn eine Frau dir etwas Nettes sagt, dann geht sie natürlich davon aus, dass du ihr ein Kompliment zurückgibst. Hast du das verstanden?«
»Schon! Und weiter?«, stellte er sich ahnungslos, als wüsste er nicht, worauf sie hinauswollte.
»Mike, ich sagte dir gerade, dass du dich hinter dem hübschen Franzosen nicht verstecken musst!«
»Das habe ich gehört. Und es hat mich
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