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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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verwest.
     
    Scheint eine interessante Person gewesen zu sein, dachte Mike und überflog einige Seiten, die ausführlich die Haltung der Nazis zum Gralsmythos behandelten. Ihm war nicht bekannt, wie bedeutend der Fund des Grals für einige führende Mitglieder des innersten Zirkels gewesen wäre.
    »Wie ich sehe, stecken Sie bereits mitten im Studium, Monsieur Dornbach«, riss ihn Michelles Stimme plötzlich aus der Lektüre.
    »Oh, verzeihen Sie bitte!«, sagte Mike und legte das Buch beiseite. »Ich habe Sie gar nicht bemerkt.«
    »Das macht doch nichts«, entgegnete sie.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bestellen?«
    »Sehr gerne!«, nickte Michelle. »Ich nehme einen Merlot.«
    Mike rief nach dem Kellner und gab die Bestellung auf. Er selbst orderte ein weiteres Glas Mineralwasser.
    »Sie haben inzwischen ein bisschen gelesen?«
    »Oh ja!«, bestätigte Mike. »Ich finde das Buch hier sehr spannend.
    Bislang dachte ich immer, so etwas passiert nur in Indiana-Jones-Filmen. Aber dass manches auch der Realität entspricht ...«
    »Hätten Sie nicht gedacht«, fiel ihm Michelle ins Wort. »Die Nazis waren hier in Frankreich sehr aktiv, müssen Sie wissen.«
    »Und sie haben wirklich nach dem Gral gesucht?«
    »Sie zweifeln daran?«
    »Ehrlich gesagt«, räumte Mike ein, »es leuchtet mir nicht ein, dass das Nazi-Regime nach einer Legende gefahndet hat? Ich meine: Wozu sollte das gut gewesen sein?«
    »Ich persönlich vermute, sie brauchten ihn, um ihre Macht zu legitimieren.«
    »Und sie haben ihn ausgerechnet hier in Rennes-le-Château gesucht?«, fragte Mike zweifelnd. Von der Idee, Legenden für bare Münze zu nehmen, hielt er noch immer nicht besonders viel.
    »Hier kann man, wenn man es wirklich will, so vieles finden, Monsieur Dornbach«, beantwortete sie seine Frage undurchsichtig und geheimnisvoll. »Aber über die Nazis und ihre Recherchen in diesem Dorf könnte Ihnen unser Jean vielleicht ein bisschen mehr erzählen. Es war seine Zeit.«
    »Das kann er wahrscheinlich«, nickte Mike. Jean war schließlich alt genug, dass er das Nazi-Regime am eigenen Leib erfahren hatte.
    »Your water, Sir«, reichte der aus England stammende Kellner Mike das bestellte Glas Wasser, kaum war er mit einem vollen Tablett an ihren Tisch zurückgekehrt. Michelle servierte er den Wein.
    »Merci beaucoup!«, bedankte sie sich.
    »Avec plaisir«, sagte der Kellner und entfernte sich wieder. Michelle kramte in ihrer Handtasche nach dem Buch, das sie Mike geben wollte.
    »Ich habe da noch etwas für Sie«, sagte sie.
    »Den Sprachführer?«, grinste Mike wissend und nahm es entgegen. »Oui, genau.«
    Das Buch war schon ziemlich vergilbt und an den Rändern leicht eingerissen.
    »La vraie langue celtique« stand in großen Lettern darauf. Der Untertitel lautete: »Le cromleck de Rennes-les-Bains«. Als Autor wurde »Abbé H. Boudet« aufgeführt. Dem erstaunlich gut erhaltenen Einband entnahm Mike zudem, dass das Werk 1886 in Carcassonne veröffentlicht wurde und damals 3,50 Franc kostete.

    Für einen Moment fühlte sich Mike in die Vergangenheit zurückversetzt, inmitten einer Geschichte wandelnd, die doch so irreal erschien. Während er dieses Buch in seinen Händen hielt, fühlte er sich plötzlich, als sei er der Geschichte seines Lebens begegnet. Es war eine Art Déjà-vu-Erlebnis, als ob er diesem Buch nicht zum ersten Mal begegnete. Eine absurde Vorstellung!
    Er wischte den Gedanken sofort wieder beiseite.
    »Das sieht in der Tat nicht wie ein Sprachführer aus«, sagte Mike, der sich an sein Gespräch mit Michelle im Buchladen erinnerte.
    Dass es sich um eine Abhandlung der wahren Sprache der Kelten handelte, ging aus dem Buchtitel hervor, doch mit dem Begriff »Cromleck« konnte er rein gar nichts anfangen.
    »Was soll das sein, ein Cromleck?«, fragte er Michelle.
    »Das ist ein Begriff aus dem Keltischen«, klärte sie ihn auf. »Man könnte sagen, es ist eine Art Heiligtum, das nach einem ganz bestimmten Strickmuster angefertigt wurde.«
    Mike blätterte vorsichtig in dem Buch, da er das alte Papier nicht beschädigen wollte. Trotz seiner mangelnden Französischkenntnisse erkannte der Journalist schnell, dass es in einer schwer lesbaren Form mit kompliziertem Satzbau geschrieben war. Dass die Schrift recht groß und dadurch gut zu entziffern war, half ihm nicht viel weiter.
    Wieso hatte Jean ihm ausgerechnet dieses Buch empfohlen?
    Mike zuckte mit den Schultern. Traute er ihm wirklich zu, es verstehen zu können? War

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