Es wird Dich rufen (German Edition)
man sich kümmern. Warum nur war das so schwer zu begreifen?
»Sie verstehen die Lage nicht!«, warnte Boone.
»Ich denke, ich kann sie im Moment wesentlich besser einschätzen als Sie.«
»Hochmut kommt meist vor dem Fall, General!«
»Nicht in diesem Fall, Boone. Kürzlich habe ich mit meinen Leuten ein ausführliches Telefonat geführt. Ich weiß, wo die Papiere aufbewahrt werden: im Safe seines Hotelzimmers. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir sie haben. Sie sehen also: Wir haben alles im Griff!«
»Dieser Mann, Mike Dornbach, ist nicht zu unterschätzen!«, wiederholte Boone seine eindringliche Warnung. Von dem vermeintlichen Erfolg des Generals war er nur bedingt beeindruckt. »Wir wissen genau, dass er nicht alleine unterwegs ist. Das bedeutet ein großes Risiko für uns!«
»Sie meinen, weil er eine Begleiterin bei sich hat?«
Lächelnd kratzte sich der General an seinem rechten Ohr. »Darüber bin ich absolut im Bilde, Mister Boone. Glauben Sie mir, das Mädchen ist genauso wenig eine Bedrohung für uns wie der Journalist.«
Boone erhob sich und ging zum Schreibtisch, auf den er sich mit beiden Armen abstützte und sich zum General hinüberbeugte. »Seien Sie doch nicht so naiv! Es geht uns nicht um seine Begleiterin«, erklärte er kühl. »Dieser Journalist wurde unseren Informationen nach gezielt von den ›Bewahrern des Lichts‹ ausgewählt. Sie wollen ihn zu ihrem neuen Wächter machen!«
Der General horchte auf.
Bislang war er davon ausgegangen, dass dieser Dornbach mehr oder minder zufällig in die Sache verwickelt worden war. Sollte er sich in diesem Punkt tatsächlich getäuscht haben? War die Gegenseite weiter, als er vermutet hatte?
»Sie meinen …?«
»Ja!«, unterbrach ihn Boone. »Das meine ich!«
Beide dachten dasselbe.
In der momentanen Situation war ein Austausch des Wächters ein riskantes Unterfangen, das die Bewahrer nicht grundlos angingen – dies war auch dem General klar. Es stand offensichtlich mehr auf dem Spiel, als er bislang ahnte. Das machte die Angelegenheit für ihn nicht einfacher. Er musste rasch handeln.
»Dann habe ich die Sache tatsächlich unterschätzt«, bekannte er verärgert. »Dann werde ich …«
»Unsere Hilfe brauchen«, fiel ihm Boone wiederholt ins Wort. »Deshalb bin ich da. Unser Superior hat Ihnen sicherlich bereits angedeutet, dass wir ab sofort noch sehr viel intensiver zusammenarbeiten.«
»Ja«, sagte der General. »Jetzt verstehe ich auch, weshalb.« Plötzlich war die ursprüngliche Skepsis, die er Boone entgegengebracht hatte, verflogen. Tatsächlich schien er auf ihn angewiesen zu sein. Auf Boone – und vor allem auf dessen Wissen.
»Ich werde diese neue Information umgehend an meine Leute weitergeben!«, versicherte der General.
»Tun Sie das!«
25
Caroline hielt sich gerade in der Lobby des Hotels auf, als Feline und Mike das Gebäude betraten. Kaum hatte sie die beiden gesehen, eilte sie auch schon freudestrahlend auf sie zu und erkundigte sich, ob Jean gut zu Hause angekommen sei.
Mike ließ sich in ein kurzes Gespräch verwickeln. Bei der Gelegenheit fragte er Caroline gleich, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, irgendwo ein freies Zimmer für Feline aufzutreiben. Sehr zum Missfallen Felines – wollte sie doch am liebsten bei Mike übernachten.
Caroline versprach, es gleich noch einmal bei den Kollegen zu versuchen, so lange sollten die beiden es sich im Speisesaal gemütlich machen und sich etwas zu essen gönnen.
»Was hältst du davon?«, fragte er Feline.
»Mein Magen hätte sicher nichts dagegen«, bekannte sie.
»Gut, dann lass uns das tun!«
Ein kleiner Tisch direkt am Fenster war noch frei. Er war bereits mit einem rosafarbenen Tischtuch, Gläsern, Tellern sowie Besteck eingedeckt. Seine Mitte zierte ein silberner Kerzenständer. Als Caroline die Kerze anzündete, entstand eine gemütliche Atmosphäre, die unter anderen Umständen sogar romantisch gewesen wäre.
Sie brachte ihnen eine Karaffe mit klarem Wasser und erkundigte sich, ob sie einen Wein servieren dürfe.
»Was meinst du?«, überließ Mike Feline die Entscheidung. »Warum nicht?«, antwortete sie.
»In Ordnung, dann lass uns eine Flasche bestellen!«
Caroline verschwand in der Küche. Nur wenige Augenblicke später kehrte sie mit einer weiteren Karaffe zurück, die mit einem erlesenen französischen Rotwein gefüllt war.
»Voila, le vin rouge«, sagte sie und zog sich mit dem Hinweis zurück, dass sie sich nun um das Essen
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