ESCORTER (German Edition)
einer Gruppe Teufelsanbeter angehörte, dass es Dämonen gab und ihre Mutter sich mit einem verbunden hatte, war schier unglaublich. Hätte Doreé nicht kurz zuvor ihren Vater gefunden, hätte sie Ben Nurus Worten keinen Glauben geschenkt. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Tränen zu unterdrücken und auch die drohende Panikattacke machte sich bemerkbar. Immer wieder brach ihr der Schweiß aus und das Atmen wurde schwer. Am Schlimmsten von allem empfand sie Davids Verrat und die Gleichmütigkeit, mit der Ben Nuru ihr davon erzählte. Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, jemanden zu beschatten und Gefühle vorzugaukeln, nur um sein Vertrauen zu gewinnen. Unwillkürlich musste sie an die vergangene Nacht denken. An den Joint und den Alkohol und Davids Ruhe angesichts ihrer Panik. Seine Zuneigung war nur gespielt gewesen. Es fiel ihr schwer, ihre Betroffenheit darüber zu verbergen.
»Es tut uns leid, dass wir es auf diese Weise versucht haben«, entschuldigte Ben Nuru sich. »Wir haben auf eine schnelle und unauffällige Lösung gehofft. Unser Fehler.«
Offensichtlich zerknirscht senkte David den Kopf unter Ben Nurus vorwurfsvollem Blick. Wenigstens besaß er den Anstand, zu erröten.
Trotzdem schämte Doreé sich für ihre Leichtgläubigkeit. Dafür, dass sie sich in David verliebt hatte, während sie für ihn nur ein Auftrag gewesen war.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie, als niemand mehr etwas sagte.
»Wir werden dich verstecken, damit die Escorter dich nicht finden. Wenn genug Zeit vergangen ist, wird der Dämon hoffentlich das Interesse an dir verlieren«, antwortete Ben Nuru.
Das klang nicht gerade nach einem ausgefeilten Plan. »Was ist, wenn ich das nicht möchte? Wenn ich mich lieber alleine durchschlagen will?«
Überrascht hob Ben Nuru die Augenbrauen. »Warum solltest du das wollen? Alleine bist du angreifbar. Freiwild für die Dämonenträger.«
Nervös blickte Doreé von einem zum anderen. Sie kannte diese Leute nicht, wusste nicht, ob sie sie wirklich beschützen wollten oder nur ihre eigenen Interessen verfolgten. Bei David war sie naiv gewesen. Noch einmal würde sie sich nicht für dumm verkaufen lassen.
Andererseits waren diese Leute alles, was sie im Augenblick hatte. Sie sollte sie nicht vor den Kopf stoßen. Zumindest nicht, bevor sie mehr über sie herausfand. »Ich muss darüber nachdenken. Das ist alles ziemlich viel auf einmal.« Mit betont leidvoller Miene rieb sie sich über die Stirn.
Ben Nuru nickte wohlwollend. »Das verstehe ich. Ich lebe schon so lange mit dem Wissen um Himmel und Hölle und all den Wesen, die ihnen entspringen, dass ich gerne vergesse, wie es ist, wenn man die Wahrheit erfährt.« Einen Moment lang hielt er inne, bevor er fortfuhr. »Wir haben Gästezimmer. Dort kannst du dich ausruhen und deine Gedanken ordnen, wenn du möchtest. Beim Abendessen sprechen wir weiter.«
Er gab Aaron ein Zeichen, der sofort herbeigewieselt kam. »Versorge Fräulein Lakatos’ Wunden und begleite sie anschließend in eines der Gästezimmer im zweiten Stock.«
Aaron nickte und holte das Verbandszeug, das er auf einen Beistelltisch gelegt hatte. Schweigend ließ Doreé die Behandlung über sich ergehen. Nachdem Aaron den Biss desinfiziert und verbunden hatte, erhob sie sich rasch und folgte ihm zurück ins Haus. Sie sah sich nicht um, doch sie hätte wetten können, dass David ihr nachblickte.
12
»Bitte, Herrin, ich hab’s versucht«, wimmerte Ophelia, während sie mit demütig geneigtem Kopf auf dem Steinboden kniete. Noch immer trug sie die roten Zeichen auf dem Körper. Magische Symbole, die sie sich mit ihrem eigenen Blut auf die Haut gemalt hatte, um Adám Lakatos zu bezwingen. Tiefe Bisswunden überzogen ihre Arme und Schultern und aus der rechten Wange hatte er ein Stück Fleisch herausgerissen. Eines musste Desoderia ihrem Mann lassen, er hatte sich behauptet, als Ophelia versucht hatte, ihn aufzuhalten. Wären die Escorter nicht im letzten Moment erschienen, hätte er sie wohl getötet. Nicht auszudenken, wenn es ihm gelungen wäre, das Haus zu verlassen.
Nun kauerte er keine fünf Meter von Ophelia entfernt in einem Bannkreis aus Kreide, gemahlenen Knochen und Blut und starrte sie hasserfüllt an. Wäre er kein Willenloser, hätte Desoderia geschworen, dass er sich erinnerte und wusste, was sie ihm angetan hatte. Doch das konnte nicht sein. Sein Geist war gebrochen, seine Erinnerungen verloren. Alles, was einst
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