ESCORTER (German Edition)
Doreé sich um.
Mit einem Satz sprang David aus dem Bett. »Zieh dir was an. Schnell!«
Jaromir stürmte ins Zimmer, ohne Stock und erstaunlich flink. Er rief etwas auf Slowakisch und winkte sie ungeduldig in den Flur. Doreé sprang in ihre Jeans, zerrte sie über die Hüfte und nestelte an dem Knopf herum. Davids T-Shirt behielt sie kurzerhand an. Jaromir warf ihre Schuhe ins Zimmer. »Hier, machen schnell.«
»Wohin gehen wir?«, fragte Doreé.
»Ich zeigen«, erwiderte Jaromir und wedelte ungeduldig mit seinem Arm.
Ohne die Schuhe zugebunden zu haben, folgte Doreé David und seinem Vater in den Flur. Aus den Augenwinkeln sah sie etwas am Fenster vorbeihuschen. Eine schwarze Wolke.
Der Schatten. Scheiße.
Jaromir schob einen kleinen Flickenteppich zur Seite. Darunter kam eine Falltür zum Vorschein. Ächzend zog er an dem Eisenring und öffnete sie. Kalte, muffige Luft strömte ihnen entgegen.
»Zmiznúť, rýchly!«, befahl er.
»Was ist mir dir?«, fragte David an seinen Vater gewandt.
Offenbar gefiel ihm die Antwort seines Vaters nicht, denn er begann, wütend auf ihn einzureden.
Doreé behielt derweil die Haustür im Auge, die unheilvoll in den Scharnieren wackelte. Ein weiterer Schlag ließ das Haus erbeben, als würden die Escorter mit einem Rammbock gegen die Wände hämmern. Reflexartig klammerte sie sich an Davids Arm. David legte die Hand auf die Schulter seines Vaters und wollte ihn gewaltsam Richtung Falltür schieben, doch Jaromir ließ sich nicht erweichen.
Er zischte etwas auf Slowakisch, bevor er sich an Doreé wandte. »Ich müssen sie stoppen.«
Putz bröckelte von den Wänden, als sie unter einem weiteren Schlag erzitterten. Der hölzerne Türrahmen splitterte. Eine Schraube löste sich aus einem Scharnier und fiel klirrend zu Boden.
Doreé nickte Jaromir zu. Sie hatte verstanden. Nur wenn es ihm gelang, die Escorter so lange wie möglich aufzuhalten, hatten sie eine Chance. Ungeduldig zog sie an Davids Arm. »Wir können nicht länger warten.«
»Ich gehe nicht ohne meinen Vater«, stieß David hervor. Verzweiflung klang aus seiner Stimme.
»Dann werdet ihr beide sterben«, erwiderte Doreé. »Und ich werde in die Hände der Escorter fallen und diesen beschissenen Dämon empfangen.«
Die Erwähnung des Manipulators brachte David zur Vernunft. Einen Moment lang hielt er noch inne, betrachtete das runzlige Gesicht seines Vaters, dann schüttelte er den Kopf. »Du dummer, alter Mann.«
Traurigkeit und Schmerz lagen in seinem Blick. Abrupt wendete er sich ab und sprang in die finstere Öffnung.
»Komm, Doreé.« Er streckte die Arme empor, um ihr nach unten zu helfen. Jaromir reichte ihr eine Taschenlampe. Dann beugte er sich über die Öffnung und blickte zu David hinab. »Ľúbim Ťa, môj syn«, wisperte er.
David hielt den Blick seines Vaters und nickte. Mit einem dumpfen Laut schlug die Falltür über ihnen zu. Dunkelheit hüllte sie ein.
* * *
Desoderias Dämon stieß einen unglaublich tiefen, brummenden Laut aus. Jeden Augenblick würde der Schutzbann brechen.
Amir stand ganz still. Sein Escort heulte triumphierend. Hoch und schrill hallte der Laut durch den frühen Morgen. Ungeduldig schob sich der Schatten unter dem Türspalt durch. Noch verhinderten Reste des Schutzbanns sein Eindringen, doch er drückte und presste sich mit all seiner finsteren Kraft dagegen, höhlte den Bann Stück für Stück aus. Nervös ließ Desoderia ihren Blick über die umliegenden Häuser gleiten. Nur die Kirche und das Pfarrhaus befanden sich in unmittelbarer Nähe, doch das Triumphgeheul von Amirs Escort würde bald sämtliche Bewohner in einem Umkreis von einem Kilometer aufwecken.
»Hol deinen Begleiter zurück«, zischte sie dem Clanchef zu.
Amir schloss die Augen. Ein kaum merkliches Vibrieren lief durch seinen Körper Die Haut wölbte sich, wie Wellen auf weicher See. Der Kopf seines Escorts ruckte herum, eine steile Falte bildete sich über seinen Augen, dort, wo normalerweise die Augenbrauen wären, und gab seinem Blick etwas Trotziges. Er genoss die Freiheit und wollte nicht in den menschlichen Körper zurückkehren.
Desoderia sah, wie Amir die Zähne aufeinander biss, die Lippen fest zusammengekniffen. Sein Escort bäumte sich auf, zischte und gurrte, wie eine Taube, nur viel lauter. Mit einem letzten Schrei und einem »ffffth« verband der Dämon sich wieder mit seinem Träger.
Im nächsten Augenblick brach der Bann. Die Tür krachte und sprang aus den
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