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Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
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beschimpfen ihn, schubsen ihn hin und her, reißen ihm seine braune Aktentasche aus der Hand und leeren den Inhalt auf die Straße, ein halbes Fladenbrot, einen Kamm, ein Buch von Sadegh Hedayat, einen Bleistift und ein kleines Taschenmesser.
    Doch anders, als Eskandar-Agha annimmt, geht es den beiden nicht um die Arbeit seiner Frau, sondern um seine eigene Arbeit.
    Was hast du gegen die Anglo Iranian Oil Company?, schnauzt der Erste ihn an und rammt seinen Kopf heftig gegen den von Eskandar-Agha. Der Aufprall ist so stark, dass Eskandar-Agha das Gleichgewicht verliert, zur Seite wankt und sich den Kopf halten muss, weil er das Gefühl hat, er würde ihm von der Schulter fallen. Und er kann nur einen Gedanken denken: Aftab-Khanum wird mich bemitleiden und trösten, wenn sie hört, was mit mir geschehen ist.
    Ihr seid meine Brüder, stammelt Eskandar-Agha. Wer auch immer euch bezahlt, ihr seid Iraner, ihr seid in diesem Land geboren und ernährt euch wie ich von dem Boden und den Gaben dieses Landes.
    Die beiden sind verdutzt. Was willst du damit sagen?
    Nichts will ich damit sagen.
    Der Erste schüttelt den Kopf, als wären die Worte von Eskandar-Agha eine lästige Fliege. Was hast du dagegen, dass die Engelissi unser Naft fördern?
    Weil Eskandar-Agha nicht gleich antwortet, stößt der Mann ihn gegen die Brust, und noch während er stolpert und mit den Armen rudert, um sein Gleichgewicht nicht zu verlieren, denkt Eskandar-Agha so klar, als würde er es schwarz auf weiß geschrieben sehen, die beiden wollen ein Exempel statuieren. Er kann also tun und sagen, was er will, er kann schweigen, weinen oder zetern, sie werden ihn ohnehin verprügeln. Also nimmt Eskandar-Agha seinen ganzen Mut zusammen und spricht drauflos.
    Brüder, ihr seid zu zweit und stärker als ich, sagt er. Also habe ich ohnehin keine Aussicht, gegen euch anzukommen. Also kann ich auch gleich die Wahrheit sagen, damit ich wenigstens nicht auch noch meine Würde verliere. Es stimmt, ich bin gegen die illegale Besatzung durch die Engelissi, und ich bin dagegen, dass sie unser Naft entwenden, uns ausbeuten und uns Iraner nicht am Gewinn beteiligen. Angstschweiß läuft Eskandar-Agha über den Rücken, seine Knie zittern, aber er ist stolz auf sich. Er strafft seinen Rücken und sagt, verprügelt mich, oder tut mit mir, was immer ihr für richtig haltet, und anschließend lasst uns jeder seiner Wege gehen.
    Die Männer sehen sich an, sehen Eskandar-Agha an, einer kratzt sich am Kopf, tritt einen Schritt zurück und macht dem anderen Platz. Ohne ein weiteres Wort, ohne eine Warnung, verpasst dieser Eskandar-Agha zwei schallende Ohrfeigen. Dann sehen sich die beiden Männer wieder an, nicken zufrieden und verschwinden.
    Sobald er allein ist, kann Eskandar-Agha sich nicht mehr auf den Beinen halten und sackt zusammen. Er zieht sein Taschentuch heraus, das seine Aftab-Khanum ihm wie jeden Morgen in die Jackentasche gesteckt hat, taucht es in das kühle Wasser des Djub und befeuchtet sein schmerzendes Gesicht, als plötzlich der Sekretär über ihm steht und Eskandar-Agha gleich wieder erschreckt.
    Das sind iranische Agenten der Engelissi, erklärt der Sekretär, als Eskandar-Agha ihm alles erzählt. Sie haben einzig und allein die Aufgabe, Menschen einzuschüchtern und Unruhe zu stiften. Der Sekretär holt sein eigenes Taschentuch aus der Hosentasche, taucht es ebenfalls in das kühle Wasser des Djub, legt es sich selbst auf die Stirn. Einen Moment sitzt er so da und starrt in die Luft, bis er merkt, wie seltsam sein Verhalten ist, taucht das Tuch erneut ins Wasser, wringt es aus und legt es dieses Mal Eskandar-Agha in den Nacken.
    Provokateure oder sonst wer, mir ist es gleichgültig, wer sie sind, murmelt Eskandar-Agha. Jedenfalls reicht es mir, ich werde morgen nicht mehr zur Arbeit kommen. Nennen Sie mich feige oder was immer Sie wollen. Ich liebe mein Leben zu sehr, sagt er und starrt auf das fließende Wasser im Djub.
    Das wäre ein Fehler, sagt der Sekretär wieder mit dem ihm typischen Lächeln. Ich kann verstehen, wie erschrocken Sie sind, sogar eingeschüchtert, aber so leicht dürfen Sie nicht aufgeben.
    Am liebsten würde Eskandar-Agha seinen Kopf an die Schulter des Sekretärs lehnen und sich von ihm trösten lassen. Wie damals, als er den Kopf an die Schulter des großen Mesterr-Richard gelehnt hat und nicht mehr von ihm wegwollte.
    Der Sekretär sieht Eskandar-Agha von der Seite an, berührt vorsichtig seine geschwollene Wange, sagt,

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