Eskandar: Roman (German Edition)
zurückreitet und er in gewisser Weise die Verantwortung dafür trägt, dass kein fremder Mann sie ansieht und ihre Ehre nicht beschädigt wird. Eskandar erzählt ihr von seinem Dorf ohne Namen, seinem Mesterr-Richard und wieder und wieder von seiner kleinen Roxana.
Anders als auf dem Weg nach Esfahan sind außer Zarrin dieses Mal eine Menge anderer Frauen in der Karawane dabei; denn wie Hodjat haben auch andere Männer in den Monaten fern der Heimat neue Frauen genommen und schicken sie nun in die Heimat zu ihren Eltern oder ersten Ehefrauen.
Weil niemand weiß, ob und wann die Stämme aus den anderen Teilen des Landes sich ihnen anschließen und sie weiter in die Hauptstadt Teheran ziehen werden, reisen außerdem zwei Stammesführer in den Süden zurück, weswegen zu ihrem Schutz eine Menge Reiter die Karawane begleiten. Zum größten Teil aber besteht der Tross aus Männern, die verletzt oder zu schwach sind, um weiterzukämpfen, und aus Kamelen und Maultieren, beladen mit Korn und anderen Gütern, die die Männer von ihrem Sold gekauft haben und zu ihren Familien nach Hause schicken.
Als Eskandar endlich das Haus des Mullah erreicht und seine Roxana in die Arme schließt, will sie sofort wieder zurück in den schützenden Arm der Mullah-Frau, und sie schreit und weint so lang, bis sie einen roten Kopf bekommt und Eskandar befürchtet, dass er ihr platzen könnte.
Mach dir nichts draus, sie wird sich wieder an dich gewöhnen. Ich werde ihr die Brust geben, das beruhigt sie, sagt die Mullah-Frau und entblößt ihren wunderbar weichen, weißen Busen.
Entzückt starrt Eskandar die Brust der Mullah-Frau an, schließlich hat sie selbst gesagt, es ist keine Sünde, einer Frau beim Stillen zuzusehen. Und wie es scheint, erinnert auch sie sich daran, denn sie lächelt Eskandar freundlich an und wendet sich ihm zu, damit er ihre Brust sogar noch besser sehen kann.
Eskandar ist kaum wieder zurück, da schickt sein kanadischer Freund eine Droschke und lässt ihn ins Lager abholen.
Ich will nicht weg, sagt Eskandar. Ich bleibe bei meiner Roxana.
Die Farangi feiern ein wichtiges Fest, erklärt der Übersetzer. Die Gründung der Anglo Persian Oil Company. Sie und der verehrte Khan wollen, dass du ihre Gäste bedienst. Und wenn ich du wäre, rät der Moteardjem, würde ich es mir nicht verscherzen mit denen, sonst wirst du deine Roxana am Ende gar nicht mehr sehen.
Es ist eine kleine Feier, und weder das Essen noch die Dekoration können mit den Festen mithalten, die die Verfassungskämpfer gefeiert haben, findet Eskandar. Niemand tanzt, und die Musik wird nicht von richtigen Männern auf richtigen Instrumenten gespielt, sondern kommt aus einem Kasten mit einer Kurbel.
Dabei ist der Anlass der Feier so wichtig, dass die Farangi vom Schneider extra eine weiße Jacke für Eskandar haben nähen lassen, die er zusammen mit weißen Handschuhen zum Bedienen der Gäste tragen muss.
Drinksir, pleeess, taankyu, mehr darf Eskandar nicht sagen, und er soll es unter allen Umstanden vermeiden, die Gäste anzustarren. Aber inzwischen ist Eskandar geübt darin, sich einen Reim aus dem zu machen, was er hört. Und auch ohne zu fragen bekommt er mit, die Engelissi-Farangi feiern mit dem Fest ein großes Geschäft, das mit dem iranischen Petroleum zusammenhängt und ihnen eine Menge Geld einbringen wird.
Alles, was in Engelesstan einen Motor hat, sagt Palang-Khan, wird mit iranischem Petroleum angetrieben. Ihre Automobile, die Maschinen in den Fabriken und erst recht die gesamte Flotte, mit der die Engelissi ihre Macht in der Welt und ihre Kolonien ausweiten, wird mit unserem Naft gespeist. Nur deswegen sind die Engelissi allen anderen Armeen weit überlegen, sagt der Khan.
In den Gesichtern der Farangi erkennt Eskandar, dass es ihnen nicht gefällt, was der Khan zu sagen hat, trotzdem spricht er einfach weiter.
Er sieht in die Runde und sagt, die Engelissi verdienen einen Haufen Geld, denn beinah alles Erdöl, das Europa braucht, kommt aus dem Iran. Und den Gewinn, sagt der Khan und sieht plötzlich Eskandar an und fragt: Was glaubst du, Junge? Wer macht den Gewinn?
Obwohl er weiß, der Stammesfürst erwartet nicht wirklich eine Antwort von ihm, zuckt Eskandar zusammen.
Der Khan aber lächelt ihn freundlich an und sagt, das neu gegründete Engelissi-Unternehmen macht alle Gewinne. Die APOC macht alle Gewinne.
Die meisten Männer schütteln den Kopf und wenden sich ab, nur Mesterr-Richard bleibt stehen, grinst breit und sagt,
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