Esper unter uns
undurchdringlich …«
Victor biß sich auf die Unterlippe. »Das hatte ich befürchtet. Ich komme auch nicht heraus.«
»Wie meinst du das?«
»Meine Psikräfte scheint es nicht mehr zu geben. Das ist doch einfach genug zu verstehen, oder?«
»Ja, wenn es so wäre, aber ich sehe diese Undurchdringlichkeit doch eher als einen positiven denn negativen Zustand an. Gerade die Aufrechterhaltung einer solchen Barriere deutet doch auf das Vorhandensein von Psikräften hin, auch wenn sie sich auf unbewußter, unerreichbarer Ebene befinden.«
»Nun sollte ich mich wohl erleichtert fühlen«, murmelte Victor. »Aber im Grund genommen besteht kein großer Unterschied, ob man nun seine Kräfte verloren hat, oder sie zwar noch weiter besitzt, aber nicht benutzen kann.«
»Ich bin trotzdem der Ansicht, daß diese Undurchdringlichkeit ein Hoffnung versprechender Zustand ist.«
»Kannst du dir auch nur vorstellen, wie ich mich allein bei dem Gedanken fühle, daß ich auf ungewisse Zeit Gefangener meines Schädels sein muß?«
»Die Majorität aller Menschen lebt von der Geburt bis zum Grab so.«
»Arme Teufel!«
»Ich glaube ganz einfach nicht, daß dein Fall so hoffnungslos ist.«
»Hör auf mit deinem Krankenbetttrost, Peter.«
»Na gut, aber nur, wenn du mir versprichst, damit aufzuhören, dich selbst zu kreuzigen.«
»Was soll denn das heißen?«
»Schauen wir uns einmal die Fakten dieses Falles an, ja? Erstens hat die Behandlung dieser Mrs. Tarrant dich gestern morgen ganz schön mitgenommen. Sie hat deine Psireserven angegriffen und dich in einen Zustand der Erschöpfung gebracht.«
»Ich konnte gerade noch aus meinen Sachen schlüpfen und ins Bett wanken, als ich nach Hause kam«, gestand Victor. »Das ist das letzte, woran ich mich erinnere.«
»Also eine absolute Lücke, bis du hier erwacht bist?«
Victor nickte.
»Dann versuchen wir doch, diese Lücke zu füllen. Vermutlich hast du die Besinnung verloren und dann geschlafen, bis Flower dich besuchte.«
»Sie war bei mir im Apartment? Woher weißt du das?«
»Weil sie mich um drei Viertel elf angerufen hat, um mir zu sagen, daß sie Natalie Tarrant zu Hause abgeliefert hat und nun nachsehen wollte, wie es dir ging. Ich riet ihr, dich lieber durchschlafen zu lassen, aber sie wollte nicht auf mich hören. Vermutlich ist sie kurz nach elf bei dir angekommen. Zu dieser Zeit benutzten noch viel zu viele Menschen die U-Bahn, als daß der Vorfall im Bahnhof Temple unbemerkt geblieben wäre. Ich nehme an, sie ging zu dir und blieb eine Weile, eine Stunde, vielleicht, oder mehr. Sie muß dann auf ihrem Rückweg im U-Bahnhof überfallen worden sein.«
»Und ich – wenn ich mich doch in einem solchen Erschöpfungszustand befunden hatte, was machte ich dann dort? Wollte ich sie heimbegleiten?«
»Ich versuche lieber gar nicht erst, erraten zu wollen, wie du zu der Zeit in den Bahnhof gekommen bist. Aber ich bin absolut sicher, daß du dort warst, weil du ihr helfen wolltest.«
»Glaubst du, daß dieser Junge, der starb – dieser Thomassen –, und die anderen es waren, die Flower vergewaltigten?«
»Natürlich, wer denn sonst?«
»Wenn das stimmt – wer hat dann sie angegriffen?«
Peter Moray verschränkte die Arme. Seine grauen Augen blickten Victor fest an. »Mußt du das wirklich fragen?«
»Ich?« rief Victor ungläubig. »Horch, ich bin zwar ziemlich kräftig gebaut – aber ich hätte es doch wohl kaum mit einer ganzen Bande aufnehmen und schon gar nicht diesen Schaden anrichten können.«
»Überleg doch. Du und Flower – was sie dir bedeutete … Eure Verbindung hatte tiefe Wurzeln. Ihr Überleben muß dir zumindest genauso wichtig gewesen sein wie dein eigenes. Unter dieser Art von Streß, selbst wenn du dich bereits in tiefer Psierschöpfung befandest, würdest du rein automatisch die Mittel, über die du verfügst, in vollstem Maß nutzen. Denk doch an das destruktive Potential eines Poltergeisteffekts und multipliziere ihn mit einer Fähigkeit wie deiner, plus deiner Entschlossenheit, Flower zu retten.«
»Was immer es war, es war ein Fehlschlag«, murmelte Victor bitter, als er sich der grauenvollen Aufnahme in Mackens Hand erinnerte.
»Genau diese Tatsache, verbunden mit deiner phantastischen Verausgabung von Psienergie, führte zu deinem gegenwärtigen Zustand traumatischer Psiimpotenz.«
»Um Himmels willen, versuch nicht mir einzureden, daß ich nur durch eines dieser Freudschen Wunder gerettet werden kann, nämlich indem ich mir
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