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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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stolzen Zügen und rabenschwarzem Haar. Und du bist jetzt bereit, wieder du selbst zu werden, geläutert von deinem Selbstmitleid, deinem Schuldgefühl, und vielleicht sogar von ein wenig deines so geliebten Ungestüms. Du hast überlegt, wer mein Nachfolger werden würde. Die Antwort müßte dir inzwischen klar geworden sein – so klar, wie sie mir immer war. Bist du bereit, diese neue Verpflichtung auf dich zu nehmen?
    Scheinbar allein auf einem Berggipfel kniete er sich nieder, aber in diesem Augenblick wußte er, daß er nie mehr in seinem Leben allein sein würde. Die Barrieren, die seinen einsamen Geist in der Vergangenheit isoliert hatten, wurden niedergerissen, als die vier anderen des Inneren Rates sich ihm in einer Psivereinigung anschlossen, die tiefer war, als alle, die er je zuvor erlebt hatte.
    Es war nicht nötig, die Verpflichtung in Worten auszudrücken. Leuchtend hob sie sich in dem stützenden Netzwerk ihres Geistes wie ein geweihter Kelch, als sie auf der Psiebene zusammenkamen und dem stolzen Abbild Beckys nachblickten, bis es sich in dem fernen glühenden Nebel verlor, der das Tor zum Muttermeer des Bewußtseins war.
     

 
9.
     
    Victor machte es sich auf dem Rücksitz des Flugtaxis bequem. Er erinnerte sich noch genau seiner Reaktion, als Peter Moray ihm gesagt hatte, wer seine neue Patientin sein würde. »Das kann nicht dein Ernst sein!« war er aufgebraust. »Die Frau dieses Ungeheuers?«
    »Spielt es denn eine Rolle, wessen Frau sie ist?« hatte Peter gefragt. Natürlich tat es das nicht, denn der Fall der Patientin war ernst, und sie brauchte schnelle Hilfe. Wenn Peters Diagnose stimmte, wurden ihre Chancen, wiederhergestellt werden zu können, von Tag zu Tag geringer. Seine Verpflichtung als Arzt und als Psi überwog jegliche Überlegung, daß er ihrem Mann, den er als Feind erachtete, einen Gefallen tat, indem er ihr half.
    Nach einer Durchleuchtung und auch nach einer Leibesvisitation, um sicherzugehen, daß er keine versteckten Waffen bei sich trug, wurde Victor in ein spartanisch eingerichtetes Wartezimmer geführt. Erst nach fünfzehn Minuten erschien ein junger Mann mit hängenden Schnurrbartenden, der sich als John Combridge, Angehöriger des persönlichen Stabes des Premiers vorstellte.
    »Der Premierminister befindet sich gegenwärtig in einer Kabinettsitzung, aber er wird Sie in etwa zwei Stunden empfangen können.«
    »Es ist bei weitem wichtiger, daß ich die Patientin sehe«, erklärte Victor.
    »Wir haben keine derartigen Anweisungen.«
    »Dann sollten Sie sie sich aber möglichst schnell geben lassen«, sagte Victor. Seine Ungehaltenheit über die Verzögerung schien selbst durch das dicke Fell des Burschen gedrungen zu sein, denn er entschuldigte sich für ein paar weitere Minuten und kam mit neuer Order zurück, Victor direkt zum Krankenhaus zu bringen.
    »Ich bin Michael Tarleton«, stellte der behandelnde Arzt sich vor und erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Ich bin sehr froh, daß Sie kommen konnten, Dr. Coleman. Ich habe sehr viel Gutes über Sie und Ihre Arbeit gehört. Bitte setzen Sie sich doch.«
    Victor nahm im Sessel auf der anderen Schreibtischseite Platz.
    »Seit seine Frau von Bandrys Privatklinik hierher überführt wurde, sitzt Donleavy mir ständig im Genick. Ich möchte lieber nicht wissen, was er mit mir getan hätte, wenn etwas schiefgegangen wäre, solange ich sie betreute.«
    »Und wie sieht es aus?«
    Tarleton spreizte hilflos die Finger. »Soweit ich es beurteilen kann, hat sich an ihrem Zustand, seit sie hergebracht wurde, nichts geändert. Aber ein Koma von dieser Dauer … Es wäre unwahrscheinlich, wenn es nicht zu einer Verschlechterung gekommen ist. Glauben Sie wirklich, daß Sie etwas für sie tun können?«
    »Das kann ich erst beantworten, wenn ich mir selbst ein Bild gemacht habe.«
    »Ja, natürlich.« Tarleton stand auf. »Ich werde Sie selbst zu ihr bringen.«
     
    Zweieinhalb Stunden später bat Combridge Victor in ein Zimmer mit freundlicher Atmosphäre. Das Gesicht des Mannes, der sich aus einem der Ledersessel erhob und ihm entgegenkam, wirkte älter und müder als auf dem Fernsehschirm.
    »Guten Tag, Dr. Coleman. Man sagte mir, Sie könnten Wunder wirken.« Die Rechte war zur Begrüßung ausgestreckt, die Linke hielt eine Pfeife.
    Victor nahm die Hand nur flüchtig. »Ich weiß nicht recht, was ich darauf sagen soll, Mr. Donleavy.«
    Die Augen des Premiers weiteten sich um eine Spur. »Sie mögen mich wohl nicht?«
    »Muß

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