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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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beunruhigen, sondern ihre Gedanken anderen, alltäglicheren Dingen zuzuwenden, wie zum Beispiel der Herstellung einer wirksamen Lippenpomade. Dafür gibt es nichts Besseres als Kakaobutter. Doch bevor sich Tita dieser Aufgabe widmete, mußte sie die Schokolade fertigmachen.
    Ist der Kakao vorschriftsmäßig geröstet, werden die Bohnen mit einem Kornsieb von den Hülsen getrennt. Unter den Metate stellt man ein Becken mit heißer Glut und zermahlt den Kakao, sobald der Metate richtig aufgeheizt ist. Bevor man das Ganze mit einem Stößel zerstampft, wird noch der Zucker untergemengt. Beim Mahlen zerfällt die Kakaomasse von selbst in Stücke, die man dann mit der Hand je nach Wunsch zu länglich ovalen oder runden Talern formt und zum Schluß abkühlen läßt. Mit der Messerspitze können die Stücke schon für die spätere Aufteilung markiert werden. Während Tita dabei war, die Schokolade zu formen, sehnte sie sich voller Wehmut zu den Dreikönigsfesten ihrer Kindheit zurück. Damals hatte ihre größte Sorge allein darin bestanden, daß die Heiligen Drei Könige ihr niemals das brachten, was sie sich gewünscht, sondern was Mama Elena für sie bestimmt hatte. Erst vor wenigen Jahren hatte sie erfahren, daß es Nachas Verdienst war, bis ihr ein einziges Mal ausnahmsweise ein Wunsch erfüllt wurde. Nacha hatte sich nämlich eine Zeitlang etwas von ihrem Lohn abgespart, um ihr ein »Miniaturkino« zu kaufen, das sie zuvor in einem Schaufenster entdeckt hatte. »Miniaturkino« nannten sie diesen Apparat, weil er mit Hilfe einer Petroleumlampe, die als Lichtquelle fungierte, Bilder auf die Wand warf mit einer .ähnlichen Wirkung wie im Kino, doch die eigentliche Bezeichnung war »Zootrop«. Sie hatte vor Freude gestrahlt, als sie die Überraschung morgens beim Aufwachen neben ihren Schuhen entdeckte. Wie viele glückliche Nachmittage hatten sie und ihre Schwestern damit verbracht, die Bilderfolgen zu bestaunen, die auf einzelnen Glasstreifen verschiedene lustige Szenen darstellten. Wie weit entfernt erschienen ihr nun jene Tage der Glückseligkeit, als Nacha noch bei ihr war. Nacha! Sie vermißte ihren Duft nach Nudelsuppe, nach Chilaquiles und Champurrado, nach kalten Saucen und Cremeschnitten, eben nach vergangenen Zeiten. Ihr ruhiges Wesen, ihren Maisbrei, ihre Tees, ihr Lachen, die Art wie sie ihr den Zopf flocht, ihre tröstende Fürsorge, wie sie ihr über die Stirn strich, sie abends in die Bettdecke wickelte, sie pflegte, wenn sie krank war, oder extra für sie etwas kochte, und nicht zuletzt ihre aufgeschlagene heiße Schokolade, all dies war unwiederbringlich. Könnte sie doch nur für einen Moment in jene Zeit zurückschlüpfen, um etwas von der Fröhlichkeit solcher gemeinsamer Augenblicke in der Gegenwart wieder aufleben zu lassen oder wenigstens den Dreikönigskranz jetzt mit dem gleichen Enthusiasmus zu backen wie damals. Sie würde ihn dann mit ihren Schwestern unter lauter Neckereien und Knuffen verzehren, genau wie in alten Zeiten, als sie noch nicht mit Rosaura um die Liebe eines Mannes buhlen mußte, als sie noch nicht wußte, daß die Ehe ihr in diesem Leben verwehrt bleiben sollte, und Gertrudis noch nicht ahnte, daß sie von zu Hause fortlaufen und in einem Bordell arbeiten würde, kurzum, als man mit der Entdeckung des Glücksbringers im Kuchen noch die Hoffnung verband, es würde sich wortwörtlich alles erfüllen, was man sich insgeheim wünschte. Doch das Leben hatte sie gründlich gelehrt, daß die Dinge nicht so einfach lagen und nur sehr wenige schlau genug waren, ihre Wünsche auf Biegen und Brechen wahrzumachen, daß allein schon das Recht, sein Leben selbst zu bestimmen, schwerer zu verteidigen war, als sie es sich je hätte träumen lassen. Diesen Kampf würde sie ohne Hilfe durchstehen müssen, und das bedrückte sie sehr. Stünde ihr doch wenigstens ihre Schwester Gertrudis zur Seite! Doch eher würde ein Toter wieder auferstehen als Gertrudis nach Hause zurückkehren.
    Seitdem Nicolás ihr die Kleidung in jenes Etablissement gebracht hatte, in dem sie gelandet war, hatte man nichts mehr von Gertrudis gehört. Seufzend machte sich Tita, während sie die Schokolade abkühlen ließ, nun daran, den Kranz zu bereiten:
     
    ZUTATEN:
    30 g frische Hefe
    11/4 kg Mehl
    8 Eier
    1 Löffel Salz
    2 Löffel Pomeranzenessenz
    11/2 Tassen Milch
    300 g Zucker
    300 g Butter
    250g kandierte Früchte
    1 Porzellanglücksbringer
     
    ZUBEREITUNG:
     
    Mit den Händen oder einer Gabel zerkrümelt man die

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