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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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können, doch sie wollte mit ihm allein reden.
    »Pedro, ich muß unter vier Augen mit Ihnen sprechen.«
    »Einverstanden, warum gehen Sie dann nicht einfach in die dunkle Kammer? Dort sind wir völlig ungestört. Schon seit Tagen warte ich darauf, daß Sie kommen.«
    »Was ich Ihnen zu sagen habe, betrifft ja gerade eben diese Zusammenkünfte.«
    Chencha, die hereinkam, um zu verkünden, die Lobos seien soeben auf dem Fest eingetroffen und alles warte nur noch auf sie, um den Kuchen aufzuteilen, setzte der Unterhaltung ein abruptes Ende. So blieb Tita und Pedro erst einmal nichts anderes übrig, als ihr Gespräch auf später zu vertagen und den Kuchen ins Eßzimmer zu bringen, wo die Gäste ihn bereits sehnlichst erwarteten. Als Tita und Pedro den Korridor entlanggingen, entdeckte Tita erneut ihre Mutter, die neben der Eßzimmertür stand und ihr wütende Blicke zuwarf. Tita blieb wie angewurzelt stehen. Genau in dem Augenblick kam Pulque aus dem Eßzimmer herausgelaufen und begann, als er Mama Elena drohend auf Tita zugehen sah, sie wie wild anzubellen. Vor Panik stand dem armen Kerl das Fell zu Berge, und er begann mit eingekniffenem Schwanz zurückzuweichen. Ja er war so verschreckt, daß er plötzlich mit einem Hinterbein in dem Blechspucknapf steckenblieb, der am Ende des Korridors neben dem Farn stand, und beim Versuch hinauszurennen, stieß er ihn mit solcher Wucht um, daß der gesamte Inhalt in weitem Bogen herausspritzte.
    Das Gepolter alarmierte die zwölf Gäste, die schon alle im Eßzimmer beisammen waren. Erschrocken blickten sie auf den Korridor hinaus, wo Pedro erklären mußte, daß Pulque, möglicherweise wegen seines fortgeschrittenen Alters, in der letzten Zeit derlei unbegreifliche Dinge anstelle, doch nun sei alles wieder in Ordnung. Dennoch entging Paquita Lobo nicht, daß Tita sich am Rande einer Ohnmacht befand. Deshalb schlug sie vor, jemand anderes möge mit Pedro den Kranz ins Eßzimmer bringen. Tita mache ihr nämlich einen ausgesprochen angegriffenen Eindruck. Paquita nahm sie alsdann beim Arm und führte sie in den Salon. Dort reichte man Tita Riechsalz, und so dauerte es nur wenige Minuten, bis sie wieder vollkommen wohlauf war. Daher schickten sie sich an, ins Eßzimmer hinüberzugehen. Doch bevor sie den Salon verließen, hielt Paquita Tita noch eine Sekunde zurück und wollte besorgt wissen:
    »Geht es dir wieder besser? Du siehst ja immer noch so aus, als sei dir ganz schwindelig, einen Blick hast du! Wenn ich nicht wüßte, daß du ein anständiges Mädchen bist, würde ich glatt schwören, du seist schwanger.«
    Mit einem Lächeln versetzte Tita, um die Angelegenheit herunterzuspielen:
    »Schwanger? Auf die Idee können auch nur Sie kommen. Und was hat der Blick damit zu tun?«
    »An den Augen einer Frau kann ich es sofort ablesen, wenn sie schwanger ist.«
    Tita war Pulque unendlich dankbar, daß er sie just in diesem Augenblick von neuem aus einer vertrackten Situation rettete, denn der Höllenlärm, den er auf einmal im Patio veranstaltete, ersparte ihr die weitere Unterhaltung mit Paquita. Neben Pulques Gebell war aber noch ein anderes Geräusch zu vernehmen, das vom Galopp mehrerer Pferde herzurühren schien. Alle Gäste waren doch bereits eingetroffen. Wer mochte bloß zu dieser Stunde noch kommen? Tita begab sich hastig zur Tür, öffnete sie und sah, wie Pulque einige Gestalten freudig begrüßte, die an der Spitze einer Kompanie von Revolutionären herangeritten kamen. Erst als sie nahe genug waren, nahm Tita wahr, daß die Person, welche die Truppe befehligte, niemand anderes als ihre Schwester Gertrudis war. An ihrer Seite galoppierte der inzwischen zum General avancierte Juan Alejandrez, eben jener Juan, der sie vor geraumer Zeit entführt hatte. Gertrudis stieg ab und verkündete freudestrahlend, als wären nicht all die Jahre verstrichen, bei dem Gedanken an das Dreikönigsfest, den Tag, an dem der Kranz aufgeteilt wird, habe sie auf eine schöne Tasse frisch aufgeschlagener heißer Schokolade vorbeikommen wollen. Da schloß Tita sie ganz gerührt in die Arme und führte sie sogleich an den Tisch, um ihr diesen Wunsch umgehend zu erfüllen. Zu Hause wurde eine Schokolade gekocht wie nirgendwo sonst, denn hier wurde jeder einzelne Handgriff mit äußerster Hingabe vollzogen, angefangen bei der Schokoladenherstellung bis hin zum Aufschlagen der Schokolade, wobei eine weitere elementare Grundregel zu beachten ist. Unerfahrenheit beim Aufschlagen kann zur Folge haben,

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